In der Praxis stellt die Integration von Finanz-Forecast und operativen S&OP-Forecasts Unternehmen vor massive Herausforderungen. Diese müssen bei der konkreten Ausgestaltung der neuen Forecast-Landschaft unbedingt berücksichtigt werden, um alle Vorteile der Integration zu realisieren. Die Herausforderungen können dabei in unternehmens- und branchenspezifische Herausforderungen unterteilt werden.

Unternehmensspezifische Herausforderungen resultieren aus der historisch gewachsenen Struktur einer Organisation. So betrachten die unterschiedlichen Einheiten eines Unternehmens die Absatzmärkte aus verschiedenen Sichtweisen, was sich in Planung und Forecasting in verschiedenen (Produkt-)Hierarchien, Dimensionen und Detailgraden widerspiegelt. Weiter unterliegen die Forecast-Prozesse häufig unterschiedlichen Verantwortungsbereichen, da keine übergeordnete unternehmensweite Betrachtung besteht. Auch die technischen Hürden einer Integration der Forecasts sind teilweise signifikant, da der Zugriff auf Plandaten häufig auf einzelne Funktionsbereiche beschränkt und somit für das restliche Unternehmen nur über Umwege zugänglich ist.

Spezifische Problemstellungen, die charakteristisch für einzelne Industrien sind, werden als "branchenspezifische Herausforderungen" zusammengefasst. Auf das Praxisbeispiel in der Pharmaindustrie bezogen, ist dabei insbesondere die komplexe Wertschöpfungskette, bestehend aus der Arzneimittelentwicklung (sog. "Drug Development Value Chain") und der herkömmlichen "Commercial Value Chain", maßgebend.[1] So ist der Planungshorizont in der operativen Planung mit ca. 18 Monaten deutlich weitsichtiger gestaltet, als dies in der produzierenden Industrie allgemein üblich (ca. 3 Monate) ist. Des Weiteren muss beachtet werden, dass Medikamente zwar stark standardisiert produziert werden, im Vertrieb aber lokale Besonderheiten, Regeln und Gesetze maßgebend sind. Dies äußert sich etwa in unterschiedlich restriktiv ausgelegten Werbeverboten für (verschreibungspflichtige) Arzneimittel oder spezifisch ausgeprägten Kundenstrukturen (Privatzahler vs. staatliches Gesundheitssystem).

[1] Vgl. Hedley, 2011, S. 45 ff.

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