Die traditionelle Trennung von externem und internem Rechnungswesen in den Finanzbereichen deutscher Unternehmen spiegelte sich sowohl in der Aufbau- und Ablauforganisation, den Berichtsstrukturen und -adressaten, als auch in der systemseitigen Abbildung der unterschiedlichen Rechenwerke wider. Während im angloamerikanischen Raum auch eine Trennung des Financial and Management Accountings vorherrscht, bezieht sich diese vorwiegend auf abgrenzbare Aufgaben für unterschiedliche Berichtadressaten – die Datenbasis ist dagegen oftmals harmonisiert.[1]

Ganzheitliche "disruptive" Integrationsbestrebungen, welche Methodik, Prozesse und Organisation simultan adressieren, wurden aufgrund des erheblichen Ressourceneinsatzes und der bis dato mangelnden technischen Umsetzbarkeit oft verworfen.

Mit SAP S/4HANA öffnet sich nun ein “Window of Opportunity", das es ermöglicht, diese Ansätze noch einmal neu zu durchdenken und bestehende Unterschiede aufzulösen. S/4HANA bringt hierbei eine Vielzahl von Innovationen mit sich, welche auf dieses Ziel einzahlen:

  • Bündelung aller Finanzdaten in einer zentralen Tabelle (ACDOCA = Accounting Documents Actual) und damit Auflösung des bestehenden Zweikreis-Systems mit unterschiedlichen Datenquellen für Accounting und Controlling sowie die Zusammenführung dieser Daten in einem integrierten Einkreis-System mit einer buchhalterischen Ergebnisrechnung.

     
    Hinweis

    Optionen für die Ergebnisrechnung

    Die buchhalterische Ergebnisrechnung ist hierbei, neben der kalkulatorischen und kombinierten Ergebnisrechnung, eine mögliche Option, die Erfolgsrechnung systemisch abzubilden. Das Einkreis-System bezieht sich hier auf ein harmonisiertes Finanzdatenmodell und nicht auf ein vollständig integriertes internes und externes Rechnungswesen.

  • Damit einher geht die verpflichtende Nutzung der Ledger-Technologie. Diese ist zwar bereits seit 2005 mit dem neuen Hauptbuch (NewGL) seitens der SAP verfügbar, wird bis heute jedoch nicht flächendeckend eingesetzt, da der Umstellungsaufwand im Vergleich zu den sich ergebenden Nutzenpotentiale eher hoch war. Die Umstellung auf SAP S/4HANA ermöglicht Unternehmen auf diesem Wege nun parallele Rechnungslegungsvorschriften, ohne ein Aufblähen des Kontenplans abzubilden und Accounting Prozesse und das Reporting signifikant zu vereinfachen.
  • Die Einführung des "zentralen Geschäftspartners" als Klammer über Debitoren, Kreditoren, Kunden und Lieferanten ermöglicht es den Unternehmen ein vereinfachtes und verbessertes Bild über seine Kunden und Lieferanten zu gewinnen, ohne dass dabei ein manuelles Mapping zwischen unterschiedlichen Datenobjekten notwendig ist.

In Verbindung mit einer verbesserten In-Memory-Datenbank-Technologie sowie einem optimierten Front-End (Fiori) besteht nun die Möglichkeit existierende Reporting-Architekturen zu überdenken und das SAP S/4HANA Finance als ("Single Point of Truth") für Finanzdaten zu nutzen.

Um dieses Zielbild allerdings wirklich konsequent umzusetzen ist es notwendig, das transaktionale Finanzdatenmodell neu zu definieren und um Aspekte anzureichern (bspw. über zusätzliche Merkmale der Ergebnisrechnung), welche in der Vergangenheit z. B. oftmals erst im Reporting-Layer bzw. einem Data Warehouse integriert wurden.

Im Rahmen einer solchen Neukonzeption stellt sich dann zwangsläufig die Frage, welcher Integrationsgrad zwischen Accounting und Controlling im Zielbild anzustreben ist. Im Folgenden zeigen wir wesentliche Potenziale und Herausforderungen einer solchen Integration in Bezug auf das Finanzdatenmodell auf und skizzieren Lösungsansätze.

Abb. 1: Differenzierung Datenobjektarten

Der Schwerpunkt dabei liegt auf den Implikationen für die buchungs-/reporting-relevanten Aspekte des Datenmodells in Verbindung mit zentralen methodischen und bewertungsrelevanten Fragestellungen. Das Zusammenspiel zwischen Prozessen und den relevanten prozess-steuernden Datenobjekten wird aus Gründen der Komplexitätsreduktion nur nachrangig betrachtet.

[1] Vgl. Trapp, 2012, S. 7.

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