In Grenzplankostenrechnungen erfolgt die Kostenplanung im direkten Teil des primären Leistungsbereichs (vgl. Abb. 1) über ein System von Bezugsgrößen, die den Output der Kostenstellen ausdrücken und in proportionaler Beziehung zu den erzeugten Leistungseinheiten des Absatzprogramms stehen sollten. Zu solchen Bezugsgrößen stehen allein die variablen Kosten in einer direkten Beziehung, so dass sie auch programmorientiert geplant und kontrolliert werden können. Da Gemeinkosten – auch im direkten primären Leistungsbereich – in der Regel fix sind, ist für sie eine solche unmittelbar programm- bzw. outputorientierte Planung und Kontrolle ausgeschlossen.

Gemeinkosten als wertschöpfende Aktivitäten?

Gemeinkosten sind nur vertretbar, wenn in den entsprechenden Bereichen wertschöpfende Aktivitäten erbracht werden. Sofern diese Aktivitäten ein gewisses Maß an Standardisierung und damit Homogenität und repetitiven Charakter aufweisen,[1] können sie als kostentreibende Faktoren (in der Terminologie der Plankostenrechnung: Bezugsgrößen) erfasst werden und die Grundlage für die Gemeinkostenplanung und -kontrolle bilden.

Insofern bestehen in der Grenzplankostenrechnung detaillierte Systeme von Bezugsgrößen auch für die Gemeinkosten im primären Leistungsbereich. Die bei den Gemeinkosten in diesem Bereich dominanten Personalkosten werden durch die Anzahl erforderlicher Aktivitäten und den Zeitbedarf pro Aktivität getrieben. Um die Bezugsgrößen zu erfassen, sind somit Funktionsanalysen auf der Grundlage von Zeitaufschreibungen durchzuführen.[2] Die gleiche wie die oben geschilderte Vorgehensweise ist auch im sekundären Leistungsbereich möglich. Zu folgen ist für die Planung und Kontrolle aller Gemeinkosten dem Grundgedanken der Aktivitäts- und Prozesskostenrechnung. Die Notwendigkeit einer solchen Vorgehensweise ergibt sich durch den oben bereits angeführten Strukturwandel der industriellen Fertigung sowie das starke Anwachsen der Dienstleistungen und wird auch von den Vertretern der Grenzplankostenrechnung so gesehen,[3] weshalb sie "den prozessorientierten Weg der Vorgangskalkulation auf der Basis von Leistungsstandards für administrative Prozesse"[4] empfehlen. Möglich wird damit eine Planung mit Standardkosten, die als Durchschnitt aus Ist-Bezugsgrößen vergangener Jahre gewonnen werden oder mit Planwerten im Sinne einer Zielvorgabe. Problematisch ist eine Planung mit Sollwerten, da entsprechende Normen schwierig innerbetrieblich zu gewinnen sind. Weiterhelfen können hier aus Benchmarking-Projekten gewonnene Informationen.

[1] Küpper, 1994, S. 37 verwendet den Terminus "standardisierbar".
[2] Vgl. Küpper, 1994, S. 43.
[3] Vgl. Kilger/Pampel/Vikas, 2007, S. 256.
[4] Ebenda.

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