Zusammenfassung

 
Begriff

Gemeinkosten fallen an für Güter und Dienstleistungen, die für die Bereitstellung von Kapazitäten und die Aufrechterhaltung der Betriebsbereitschaft verbraucht werden. Sie lassen sich nicht direkt den Leistungen eines Unternehmens zuordnen wie die Einzelkosten. Der Gemeinkostenblock muss mit anderen Mitteln in der Kostenrechnung bearbeitet werden als die direkten Kosten.

1 Welche Kostenarten beinhalten die Gemeinkosten?

In der Geschichte der Kostenrechnung sind die Gemeinkosten lange Zeit unbeachtet geblieben. Die Beschäftigung mit den direkten Kosten war zum einen wesentlich einfacher. Zum anderen versprachen die direkten Kosten ein ausreichendes Potenzial zur Kostenreduktion. Erst als dieses aufgebraucht war und der Gemeinkostenblock durch die technische Entwicklung (flexible Fertigungszentren, digitale Steuerungen) anwuchs, wurden neue Ansätze zur Kontrolle der Gemeinkosten geschaffen.

In den Gemeinkosten finden sich alle Kostenarten wieder. Ausschlaggebend für die Zuordnung zu den Gemeinkosten ist nicht die Ar, sondern der Verursacher. Werden Kosten nicht direkt vom Produkt verursacht, sind es Gemeinkosten.

  • In den Gemeinkosten finden sich alle Personalkosten, die nicht zu den Fertigungslohnkosten gehören. Typisch sind die Gehälter für Meister und Hilfskräfte in der Fertigung sowie die Personalkosten aus der Verwaltung und dem Vertrieb.
  • Auch Materialkosten können Gemeinkosten sein. Neben den typischen Hilfsmaterialien, die in den Kostenstellen verbraucht werden, können auch Fertigungsmaterialien zu Gemeinkostenmaterial werden, wenn der Einsatz für entsprechende Aufgaben erfolgt.
  • Große Teile der Energiekosten werden in den meisten Unternehmen als Gemeinkosten behandelt. Selbst in der Fertigung fehlt oft die technische Möglichkeit, eine direkte Zuordnung zu den Produkten durchzuführen.
  • Weitere typische Kostenarten sind u. a. Gebäudekosten, Versicherungen, Transporte oder IT-Kosten.

2 Wie lassen sich Gemeinkosten erfassen?

Die Feststellung der Gemeinkosten und die Vorbereitung für deren weitere Untersuchung in der Kostenrechnung bedingt die sorgfältige Erfassung von Informationen, die eine Zuordnung zu einem Verursacher möglich macht. Da der Verursacher kein Kostenträger ist, bleiben die Mitarbeiter, die Kostenstellen, die Maschinen und Prozesse des Unternehmens, die für die Höhe der Gemeinkosten verantwortlich sind. Spätestens bei der Erfassung der Kostenrechnungen in der Buchhaltung müssen also Daten über die verursachende Kostenstelle, die Maschine oder den Prozess vorhanden sein.

Ein großer Teil der Gemeinkosten entsteht erst beim Verbrauch von Beständen oder kann frühestens beim Einsatz von Mitarbeitern festgestellt werden. Damit erhält die interne Dokumentation mit den dazu gehörigen Belegen (Entnahmescheine, Lohnbelege etc.) eine große Bedeutung für die Arbeit im Controlling.

3 Wie lassen sich Gemeinkosten analysieren?

Die Kostenrechnung beschäftigt sich auf unterschiedliche Weise mit den Gemeinkosten. Als Kostenrechnungssystem steht die Kostenstellenrechnung zur Verfügung. Für einzelne Untersuchungen können die Gemeinkostenwertanalyse und die Prozesskostenrechnung eingesetzt werden.

3.1 Kostenstellenrechnung

In der Kostenstellenrechnung werden die Gemeinkosten auf die verursachenden Kostenstellen verteilt. Diese erbringen innerbetriebliche Leistungen und verbrauchen dabei Güter und Leistungen anderer interner oder externer Stellen. Bewertet mit den Preisen sind das die Gemeinkosten. Diese Kosten werden auf den einzelnen Stellen gesammelt und von den internen Dienstleistungsabteilungen (EDV, Personalverwaltung, Hilfskostenstellen) auf die Hauptkostenstellen verteilt. Das Ergebnis ist die Verrechnung der Gemeinkosten auf die Kostenträger über Zuschlagssätze, die aus dem Betriebsabrechnungsbogen ermittelt werden.

Die Kostenstellenrechnung verteilt den Gemeinkostenblock auf verschiedene Bereiche und macht ihn dadurch kleiner. Damit und durch die Schaffung von Verantwortung, die von den Kostenstellenleitern übernommen wird, wird die Beeinflussung der Gemeinkosten möglich. Außerdem ist die Kostenstellenrechnung die Voraussetzung für die folgenden Methoden der Gemeinkostenüberwachung und für die Budgetierung.

3.2 Gemeinkostenwertanalyse

Eine zu Unrecht in Vergessenheit geratene Methode zur Untersuchung der Gemeinkosten ist die Gemeinkostenwertanalyse (GWA). Dabei wird jeder Tätigkeit, die Gemeinkosten verursacht, von den Empfängern der entsprechenden Leistung ein Wert zugeordnet. Gleichzeitig wird versucht, diesen Leistungen Kosten zuzurechnen. Damit wird den Leistungsempfängern klar gemacht, dass auch innerbetriebliche Leistungen Kosten verursachen. Ergebnis ist immer wieder, dass Tätigkeiten gefunden werden, deren Ergebnisse nicht benötigt oder nur mit geringem Wert beurteilt werden.

3.3 Prozesskostenrechnung

In der Prozesskostenrechnung werden die Gemeinkosten losgelöst von der Stelle betrachtet. Die Abläufe werden als Verursacher der Gemeinkosten angesehen. Es wird versucht, diese Prozesse mit den anfallenden Kosten zu bewerten. Somit können Kosten für die Auftragsabwicklung, die Bestellung von Materialien, die Betreuung eines Mitarbeiters im Personalwesen oder die Konstruktion eines kundenindividuellen Produkts e...

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