Der Erfolgsbeitrag eines F&E-Projekts kann z.B. anhand des Kapitalwertes oder des internen Zinsfußes vorgenommen werden. Mit Hilfe einer Umsatzpotenzialabschätzung für die voraussichtliche Lebensdauer des neuen Produkts und der Bestimmung der F&E- und Betriebskosten lassen sich Kapitalwert und interner Zinsfuß errechnen. Ist der Kapitalwert größer Null und liegt der interne Zinsfuß über dem im Unternehmen üblichen Kalkulationszinssatz, lohnt sich die Durchführung des Projekts.

Die Güte der Aufwands- und Kostenschätzung sowie der Beurteilung des späteren Produkterfolgs hängt wesentlich vom Zeitpunkt der Schätzung, der Kenntnis der Produktfunktionen sowie der richtigen Beurteilung der infrage kommenden Märkte ab. In einer frühen Entwicklungsphase kann naturgemäß nur mit groben Annahmen und einer Reihe von Prämissen gearbeitet werden. Tendenziell fallen hier die Umsatzschätzungen zu optimistisch und die Kostenschätzungen zu gering aus. Im weiteren Projektverlauf gilt es daher, diese Annahmen zu verifizieren und zu untermauern. Auf die Durchführung einer projektbegleitenden Kalkulation und der Beauftragung ergänzender Marktstudien sollte nicht verzichtet werden.

Abbruchmeilensteine verhindern Totalverlust

Stellt sich bei der Überarbeitung der Annahmen Rahmenbedingungen heraus, dass die Wirtschaftlichkeit nicht mehr gegeben ist (negativer Kapitalwert, interner Zinsfuß unter dem Kalkulationszinssatz), sollte die vollständige Einstellung des Projekts geprüft werden. Es sollte zumindest so lange gestoppt werden, bis feststeht, ob es eine Möglichkeit gibt, bisher erarbeitete Projektergebnisse anders zu verwerten oder ob es Chancen gibt, Umsätze und Kosten positiv zu verändern. Unter Umständen lassen sich bereits fertig gestellte Komponenten dazu verwenden, andere Produkte aufzuwerten oder es können Teilergebnisse an Dritte verkauft werden.

Gründe, die dazu führen, dass ein Projekt abgebrochen werden muss, sind vor allem:

  • Drastisch höhere Entwicklungskosten als vorgesehen;
  • technische Schwierigkeiten bei der Entwicklung führen zu Terminverschiebungen und/oder der Zeitpunkt des Markteintritts verschiebt sich derart, dass Wettbewerber bereits aktiv werden können;
  • durch sich verändernde Marktbedingungen oder das Auftreten von Wettbewerbern, die bereits über ein ähnliches Produkt verfügen, lassen sich die Umsatzpotenziale nicht mehr erreichen;
  • deutlich höhere Betriebskosten als vorgesehen;
  • nachhaltige Änderungen in der Unternehmensstrategie.
 
Praxis-Tipp

Frühzeitige Einstellung nicht lohnenswerter Projekte spart Kosten

Die Einstellung eines Projekts ist schmerzhaft und teuer für Ihren Betrieb. Noch kostspieliger ist es, wenn Sie ein Entwicklungsprojekt wider besseren Wissens bis zur Marktreife führen. Dann sind nicht nur die Entwicklungskosten vollständig angefallen, sondern weitere Kosten, etwa für Marketing oder die Schulung von Mitarbeitern. Möglicherweise müssen bereits während der Entwicklung langfristige Verträge mit Lieferanten geschlossen werden, sodass weitere Kosten entstehen, unabhängig davon, ob produziert und verkauft werden kann. Sie sollten daher, sobald Sie Kenntnis davon haben, dass sich die Entwicklung eines Produkts nicht mehr lohnt, mit Macht dafür eintreten, ein solches Vorhaben kurzfristig einzustellen. Das frei werdende Budget können Sie ggf. zur Entwicklung anderer Erfolg versprechender Produkte nutzen.

Eine Herausforderung für Controller ist es oft, die Inhalte von Entwicklungsvorhaben nachzuvollziehen. Besonders, wenn es sich um hoch technische und vollständig neue Produkte handelt, kann dies für Mitarbeiter mit kaufmännischer Ausbildung problematisch werden. Hier hilft nur ein regelmäßiger Austausch mit den Entwicklern. Gute Informationsquellen sind zudem Marktstudien, Whitepapers mit Kurzbeschreibung der Leistungsmerkmale des künftigen Produkts, Lasten- oder Pflichtenheft, Angebote oder Vertragsentwürfe. Eine weitere Möglichkeit, ein neues Produkt frühzeitig verstehen zu lernen, ist die Teilnahme an gemeinsamen Workshops oder Arbeitstreffen in der Kreativ- und Ideenfindungsphase. Hier sollten alle betroffenen Bereiche und Abteilungen ohnehin gemeinsam festlegen, welche Funktionalitäten ein neues Produkt benötigt, um ausreichend Käufer zu finden und einen möglichst hohen Preis zu erzielen.

 
Praxis-Tipp

Produktverständnis ist unabdingbar, um Umsatzpotenziale realistisch abschätzen zu können

Versuchen Sie, sich mit den inhaltlichen Aspekten der von Ihnen betreuten F&E-Projekte vertraut zu machen. Nur wenn Sie tatsächlich verstehen, welche Leistungsmerkmale ein neues Produkt hat und welchen Nutzen Ihre potenziellen Kunden haben werden, wird es Ihnen gelingen, sich auf dem gleichen Niveau mit den F&E-Mitarbeitern auszutauschen und als gleichwertiger Gesprächspartner anerkannt zu werden. Ihre Aufgabe ist es auch, neben den betriebswirtschaftlichen Arbeiten, die Kommunikation und den Austausch zwischen technischen Mitarbeitern der Entwicklung und den Vertriebsmitarbeitern sicherzustellen. Zudem ist Ihr Produktver...

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