Nachgehend

BFH (Urteil vom 14.05.1998; Aktenzeichen V R 74/97)

 

Tatbestand

A.

Streitig ist, ob oder inwieweit Vorsteuerbeträge aus der Konkursverwalter-Honorarrechnung an die Gemeinschuldnerin bei der Konkursmasse nicht abziehbar sind, weil ein Teil der Vergütung des Konkursverwalters sich auf seine vorkonkursliche Tätigkeit als Sequester bezieht und weil es sich bei den im Konkursverfahren erzielten Einnahmen zum Teil um umsatzsteuerfreie Zinsseinnahmen aus Bankkonten handelt.

I. Sachstand

Die Gemeinschuldnerin war eine Leasinggesellschaft, die sich vor ihrem Konkurs vornehmlich mit der Vermietung von Computeranlagen befaßte.

1. Konkursverfahren

Am 6. März 1986 beantragte die Gemeinschuldnerin die Eröffnung des Konkursverfahrens beim Amtsgericht Hamburg … (Konkursakte –Ko-A– Bd. I Bl. 1). Daraufhin wurde am 14. März 1986 der Kläger zum Sequester bestellt (Ko-A Bd. I Bl. 54). Am 20. Mai 1986 wurde das Konkursverfahren eröffnet und der Kläger zum Konkursverwalter ernannt (Anl. 1, Finanzgerichtsakte –FG-A– Bl. 6 = Ko-A Bd. I Bl. 73).

Das Konkursverfahren ist noch nicht abgeschlossen. Zunächst wurden Leasinggeschäfte abgewickelt und die noch vorhandenen Bestände übertragen (Bericht des Klägers vom 14.7.1986, Ko-A Bd. I Bl. 119; Bilanzen zum 14.3.1986, 20.5.1986, 31.12.1986, Abschlüsse 1987-1993, Bilanzakte –Bil-A– = bis 1991 Ko-A Bd. IV Bl. 979 ff; zum 30.6.1992 Ko-A Bd. IV Bl. 1024; Schlußverzeichnis u. Schlußrechnung v. 6.8.1992 per 30.6.1992, Ko-A Bd. IV Bl. 965 u. 973 = 1060).

Besonders aufwendig gestalteten sich die Konkursanfechtung und die Verfolgung von z.T. siebenstelligen Ansprüchen im Zusammenhang mit Vermögensübertragungen und Verträgen, die vor Konkurs durch den letzten eingetragenen Geschäftsführer S… (S) zu Lasten der Gemeinschuldnerin und zu Gunsten ihrer früheren Tochtergesellschaft E GmbH (E) mit deren Geschäftsführer K… (K) abgeschlossen wurden. Dabei wurden auch die Anteile an der E auf K übertragen, der mit S konkursverschleppend zusammenwirkte und deswegen letztlich auch persönlich auf Schadensersatz verklagt wird. Parallel zu seiner Rechtsverteidigung überzog er den Kläger während des Konkursverfahrens wiederholt mit schweren unberechtigten Vorwürfen beim Konkursgericht, bei einem früheren finanzamtlichen Mitglied des Gläubigerausschusses (Ko-A Bd. I Bl. 261 ff) und bei der Staatsanwaltschaft (Ko-A Bd. III Bl. 557; Einstellung vom 17.11.1989, Ko-A Bd. III Bl. 840). Der Zivilprozeß gegen die E, die zwischenzeitlich in C GmbH (C) umfirmierte, wurde – im zweiten Revisionsrechtsgang – durch Beschluß des Bundesgerichtshofs (BGH) vom 17. Februar 1994 IX ZR 106/93 abgeschlossen. Mit diesem wurde die Annahme der Revision der C gegen das zweite Berufungsurteil des Hanseatischen Oberlandesgerichts Hamburg –Hans. OLG– vom 28. April 1993 13 U 26/87 (Ko-A Bd. V Bl. 1124) abgelehnt und die Beihilfe des K zur Konkursverschleppung bestätigt (Ko-A Bd. V Bl. 1182). Die Klage gegen K vom 26. August 1994 (Ko-A Bd. V Bl. 1230) konnte nach verschiedenen Auslands-Zustellversuchen erst mit Beschluß des Landgerichts Hamburg vom 12. März 1997 319 O 522/94 öffentlich zugestellt werden (Ko-A Bd. V Bl. 1286).

Über die vorbeschriebene und weitere durch die Konkursabwicklung veranlaßte Rechtsverfolgung hat der Kläger dem Konkursgericht laufend berichtet (Berichte u. Stellungnahmen v. 15.10.1986, 5.5. u. 13.11.1987, Ko-A Bd. I Bl. 180, 227, 254; v. 11.1., 24.5. u. 24.11.1988, Ko-A Bd. II Bl. 284, 421, 466; v. 25.5., 24.7., 3.10., 4.10., 29.11., 6.12.1989, 30.5., 17.7. u. 28.11.1990, Ko-A Bd. III Bl. 535, 599, 594, 775, 799, 827, 853, 865, 867; v. 23.5., 3.12.1991, 1.6., 6.8. u. 3.11.1992, Ko-A Bd. IV Bl. 877, 885, 946/952/965/973/1060, 1052; v. 7.6.1992, 16.12.1993, 18.1., 10.3., 18.4., 14.10.1994, 22.5.1995, 11.4.1996 u. 10.4.1997, Ko-A Bd. V Bl. 1119, 1161, 1162, 1181, 1186/1189/1196, 1213, 1248, 1259, 1280). Allein bis zum vorläufigen Schlußbericht vom 6. August 1992 wurden gemäß dortiger Aufstellung ca. 17 Rechtsstreitigkeiten nebst 11 Rechtsmittelverfahren geführt (Ko-A Bd. IV Bl. 961). Ferner gab es zwei Vorprozesse gegen den Beklagten (das Finanzamt –FA–) beim erkennenden Finanzgericht (FG), und zwar erstens II 121/90 wegen Umsatzsteuer 1986 – abgeschlossen durch tatsächliche Verständigung vom 14. Mai 1993 (Protokoll, Vorprozeß-Akte II 121/90 Bl. 131 = Umsatzsteuerakte –USt-A– Bd. V Bl. 85 = Ko-A Bd. V Bl. 1120), zweitens II 23/94 wegen Kapitalertragsteuer-Freistellungsbescheinigung, abgeschlossen durch Urteil des Bundesfinanzhofs –BFH– vom 20. Dezember 1995 I R 166/94 (BFHE 180, 46, BStBl II 1996, 308, BFH/NV 1996, 665; Vorprozeß-Akte II 23/94 Bl. 80 = Ko-A Bd. V Bl. 1261).

Wie in Konkursverfahren üblich, wurden eingenommene Gelder bis zur Verteilung auf Bankkonten gesammelt und verzinst. Im Hinblick auf die Rechtsstreitigkeiten und die dem Kläger angedrohten Gegenansprüche mußten hohe Rückstellungen für Prozesse und Prozeßkosten gebildet und entsprechende liquide Mittel zurückbehalten werden (vorbezeichnete Bilanzen). ...

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