Welche Auswirkungen hat die Aktivierung der Entwicklungskosten nun auf F+E-Kennzahlen und das bestehende F+E-Controlling? Hier muss zwischen direkten, operativen Kennzahlen des Projekt-Controllings und aggregierten Finanzkennzahlen unterschieden werden:

  • Operative Kennzahlen des Projekt-Controllings, wie z. B. Kennzahlen der Earned Value Analysis oder des Projektportfoliomanagements oder der Burndown im agilen Projektmanagement, sind durch die Aktivierung nicht beeinflusst. Im operativen Projektmanagement und -Controlling waren daher keine prinzipiellen Änderungen notwendig.
  • Finanzkennzahlen aus dem externen Rechnungswesen oder der Kostenrechnung können dagegen sehr wohl beeinflusst werden: Der absolute Betrag der Entwicklungskosten und damit auch der gesamten F+E-Kosten wird im Rahmen einer Aktivierung erst einmal verringert. Damit werden auch nachgelagerte Kennzahlen wie die F+E-Intensität[1] signifikant beeinflusst. Auch produktbezogene Deckungsbeiträge sowie die Produktkalkulation werden während der Abschreibungsperiode signifikant beeinflusst.

Die Erfahrungen von nach IFRS bilanzierenden Unternehmen sowie von Unternehmen, die das Wahlrecht nach BilMoG in Anspruch nehmen zeigt,[2] dass vor allem die verminderte Aussagekraft der Finanzkennzahlen im Management nicht gerade Freude hervorruft. Besonders ein Vergleich mit Vorperioden ist im Jahr der Umstellung auf eine Aktivierung sehr schwierig – nämlich wenn die bilanziellen Entwicklungskosten auf einen Schlag deutlich sinken, obwohl sie vor der Aktivierung konstant waren. Daher ist in vielen Fällen zu beobachten, dass das Controlling für interne Zwecke wieder die "alten" F+E-Kennzahlen zusammenstellt.

Neue Kennzahlen

Neben Schwierigkeiten bei der Interpretation altbewährter Kennzahlen besteht auch der Anlass, neue Kennzahlen zu bilden. Das in Form aktivierter Entwicklungskosten angesammelte Vermögen ist eine wertvolle Steuerungsgröße. Diese Basiskennzahl kann in einem weiteren Schritt z. B. in das Verhältnis zur Bilanzsumme gesetzt werden. Im Laufe der Zeit ist dann auch ein Vergleich mit der Abschreibung immaterieller Vermögensgüter interessant: Dieser ermöglicht die Aussage, ob netto in neue Produkte investiert oder ob von der Substanz gelebt werden soll.

[1] F+E-Kosten, dividiert durch Umsatz.
[2] Siehe z. B. Gorhan/Willmann (2007).

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