Zuerst einmal überprüft der Factor seinen zukünftigen Factoring-Kunden, insbesondere auf dessen Bonität. Dies geschieht beispielsweise über einen Creditreform-Index. Ein Unternehmen mit schlechtem Index bzw. mangelhafter Bonität ist für den Factor verständlicherweise ebenso uninteressant wie für die Bank. Zum einen rechnet sich für den Factor eine kurzfristige Geschäftsbeziehung nicht. Zum anderen steigt das Ausfall-Risiko der angekauften Forderungen sehr stark an, wenn der Lieferant der Waren oder Dienstleistungen, also der Factoring-Kunde, in die Insolvenz gerät.

 
Praxis-Tipp

Factoring ist keine Sanierungsoption

Das Factoring ist also aus dem oben erwähnten Grund keine Sanierungsmöglichkeit für stark angeschlagene Unternehmen. Darüber hinaus kann die kurzfristige Liquidität naturgemäß keinesfalls eine langfristige Verlustentwicklung aufheben oder gar umkehren. Factoring-Unternehmen betrachten die Geschäfts- bzw. Gewinnentwicklung der vergangenen Jahre sehr genau, bevor eine entsprechende Geschäftsbeziehung eingegangen wird.

Ist der Factoring-Kunde generell für den Factor interessant, entsteht folgender Kreislauf (s. Abb. 1).

Abb. 1: Funktionsweise der Beziehung zwischen Factoring-Kunde, Factor und Abnehmer einer Ware oder Leistung

  • Der Factoring-Kunde erbringt wie gehabt seine Leistungen (Lieferung von Produkten und/oder Dienstleistungen) gegenüber seinen Abnehmern bzw. Kunden. Ob es sich dabei um Privat- oder Gewerbekunden handelt, spielt keine große Rolle. Je nach Factoring-Verfahren teilt der Factoring-Kunde seinen Abnehmern mit, dass er seine Forderungen an einen Factor abgetreten hat. Die unterschiedlichen Factoring-Verfahren werden nachfolgend mit ihren Vor- und Nachteilen näher erläutert:
  • Der Factor kauft die Forderungen seines Kunden an dessen Abnehmer, sobald dieser ihm den entsprechenden Nachweis (Rechnung) übermittelt hat. Der vereinbarte Kaufpreis besteht aus der gesamten Forderungssumme, die auch als sogenannter "Nennwert" bezeichnet wird, abzüglich eines Sicherheitseinbehalts. Zahlt der Kunde seine Rechnung, wird der einbehaltene Betrag abzüglich gegebenenfalls angefallener Skonti oder Nachlässe an den Factoring-Kunden ausgezahlt.
  • Der Factor informiert sich über die Bonität der Abnehmer seines Factoring-Kunden. Bei gewerblichen Kunden mit relativ großen Forderungssummen wird die Bonität laufend überwacht, um bei einer Verschlechterung rechtzeitig Schutzmaßnahmen ergreifen zu können. Je nach Vertragsart zahlt der Abnehmer an den Factor sehr zeitnah (in der Regel innerhalb von 2 bis 3 Werktagen) und übernimmt auch das Debitorenmanagement, also die Überwachung des Zahlungseingangs sowie gegebenenfalls auch das Anmahnen der Rechnungsbegleichung.

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