SAP R/3 vs. SAP S/4HANA

Doch wo genau liegen die Unterschiede zwischen SAP R/3 und SAP S/4HANA und welche Vorteile bringt das neue System mit sich? Die wahrscheinlich größte Neuerung ist die starke Verzahnung von Accounting und Controlling.[1] Während die entsprechenden Informationen in der Vergangenheit in mehreren Datentabellen abgespeichert waren, was immer wieder Differenzen und Abstimmungsaufwand mit sich brachte, wird unter S/4HANA die Gesamtheit der berichtsrelevanten Finanzdaten in nur einer Datentabelle (ACDOCA) abgelegt.

Das in R/3 vorhandene Zweikreissystem gehört damit der Vergangenheit an. Diese Innovation ermöglicht eine leichtere Abstimmung der Berichte des Controllings und des externen Rechnungswesens, da sie auf dieselben Daten zugreifen (s. Abb. 2).

Abb. 2: ACDOCA als übergreifende Tabelle

Durch diese Vereinheitlichung, die höhere Leistungsfähigkeit und andere Funktionalitäten, die das neue ERP-System mit sich bringt, ergeben sich zahlreiche Potenziale für Unternehmen (s. Abb. 3).

Abb. 3: Potenziale von S/4HANA

S/4HANA-Potenziale

Nachfolgend sind die wesentlichen Potenziale kurz dargestellt:

  • Single Source of Truth: Ein System und daher reduzierte Schnittstellen.
  • One Accounting: Integration von internen und externen Rechnungslegungen.
  • Transparenz: Direkter Zugriff auf Daten der höchsten Granularitätsebene.
  • Flexibilität: Vereinfachtes Datenmodell, Analyse bis auf Belegebene.
  • Multidimensionalität: Flexible Analyse in verschiedenen Dimensionen.
  • Schnelligkeit: Schnelle Berichte und Rechnungslegungsprozesse, Erstellung von aggregierten KPIs "on the fly".
  • Echtzeitanalyse: Echtzeitanalyse auf Belegebene möglich.
  • Integrierte Planung: Integrierte Datenbasis und erweiterte Möglichkeiten in der Finanzplanung.
  • Wirksamkeit: Höherer Durchsatz, schneller Abschlussprozess (Periodenabschluss).
  • Nutzerfreundlichkeit: Vereinfachte Handhabung durch neue Benutzeroberfläche.
  • Standardisierung: Standardisierte Prozesse und Stammdaten.

Da die Umstellung auf S/4HANA besonders im CFO-Bereich organisatorische Umstellungen erfordert, nutzen viele Unternehmen eine solche Umstellung (bzw. die Vorbereitung dieser), um ihre Steuerlogik sowie ihre Kosten- und Leistungsrechnung im gleichen Schritt zu professionalisieren. Aus diesem Grund werden nachfolgend 3 Hebel ausführlicher beschrieben: "One Accounting", "Integrierte Planung" und "Standardisierung".

[1] Vgl. Pichler/Gerdes, 2017, Seite 93f.

3.1 One Accounting

Nutzen: Durch die Integration von interner und externer Rechnungslegung, sprich durch eine gemeinsame technische Datenbasis, einen gemeinsamen Kontenplan und die kontenbasierte Ausrichtung des Systems, reduziert sich der Aufwand für die Abstimmung zwischen Finanzwesen (FI) und Controlling (CO).

Parallel wird die Abstimmung und Konsolidierung der Finanzdaten vereinfacht und eine detailliertere Analyse auf Basis der Ergebnisrechnung ermöglicht. Zusätzlich bietet die genannte Integration einen einheitlichen Blick auf Assets und optimiert dadurch das Asset Management.

Voraussetzungen: Um diese Potenziale zu realisieren, müssen Unternehmen Umstellungen bei den Finanzprozessen implementieren. Als Grundlage für integriertes Accounting sind bspw. Kontenplan und Bewertungen (Abschreibungen, Abgrenzungsbuchungen, Material etc.) von FI und CO zu vereinheitlichen. Außerdem ist es unerlässlich, dass die FI- und CO-Werteflüsse harmonisiert werden.

3.2 Integrierte Planung

Nutzen: Aufgrund der einheitlichen Datengrundlage für Planung, Budgetierung, Forecasting und Reporting erhöht sich einerseits die Transparenz entlang des gesamten Planungsprozesses, andererseits macht die stärkere Integration des Planungsprozesses in SAP teilweise Vorsysteme obsolet. Mit diversen Funktionen kann die Planung nicht nur flexibler sondern auch effizienter und einfacher gestaltet werden:

  • Knotenplanung (inkl. Splashing und Aggregation) direkt im Planungsmodul;
  • Verteilung der Planwerte auf steuerungsrelevante Dimensionen;
  • Anwendung von Werttreibermodellen und Rechenlogiken;
  • Kurzfristige Prognoserechnungen und Simulationen.

Voraussetzungen: Auch in diesem Fall müssen zuerst wieder die "Hausübungen" erledigt werden. Bspw. muss das Steuermodell klar beschrieben und steuerungsrelevante Dimensionen, Merkmale/Elemente pro Dimension und die Steuerungstiefe definiert werden.

Darauf ist die Planung entsprechend auszurichten. Ein weiterer Teil betrifft das Festlegen planungsrelevanter Kennzahlen pro Berichtsempfänger. Abschließend gilt es ein Treibermodell für die Simulation zu erarbeiten. Hierfür sollten Logiken, Schlüsse für das Herunterbrechen sowie das Zuweisen von Planwerten definiert werden.[1]

[1] Vgl. Kappes/Schentler, 2015.

3.3 Standardisierung

Nutzen: Die Standardisierung durch S/4HANA tangiert zahlreiche Daten und Prozesse der Finanzorganisation. Controlling- und Finanzprozesse bauen auf den gleichen Stammdaten auf und Auswertungsattribute (Produkt, Kunde) werden automatisiert abgeleitet. Dies erlaubt beschleunigte Analyse- und Steuerungsprozesse und ermöglicht einen kürzeren Monatsabschlussprozess. Jedoch sind diese Standardisier...

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