Neben dem skizzierten Erreichen der "Nulldistanz" zwischen Unternehmen und Kunden, das zur Befriedigung des Kundenbedarfs und zur Entwicklung von marktgerechten Leistungsangeboten führt, entstehen unternehmensintern Chancen, die sich in 3 Ebenen einordnen lassen:

  1. Steigerung der operativen Excellence (Operative Wertschöpfung).
  2. Entwicklung des Unternehmens und der Unternehmensressourcen (Mitarbeiter- und Kulturentwicklung).
  3. Weiterentwicklung von Geschäftsmodell und Unternehmensstrategie.

2.1 Steigerung der operativen Excellence

Der Hauptnutzen der Digitalisierung wird häufig in der Steigerung der Produktivität gesehen. Die Automatisierung von bisher durch manuelle Eingriffe unterbrochenen Prozessen stellen Optimierungspotenziale dar. Durch den Einsatz von intelligenten Agenten oder Robotern (Robotic Process Automation) lassen sich wiederkehrende, gut strukturierbare Aufgaben oder einfache Entscheidungssituationen automatisieren und damit die Unabhängigkeit von menschlichen Eingriffen erhöhen. Neben der Prozessbeschleunigung wird zudem die geringere Fehleranfälligkeit als Vorteil gesehen.

Auch in der Produktion lassen sich durch die neuen Möglichkeiten des direkten Zusammenspiels von Mensch und Maschine (Roboter arbeiten nicht mehr isoliert in Schutzzonen) die Vorteile der jeweiligen Ressource besser nutzen. Die Vernetzung der intelligenten Objekte (Maschinen, Werkzeuge, Werkstücke) ermöglicht eine Kommunikation in Echtzeit und steigert dadurch die Einsatzfähigkeit und Auslastung der Ressourcen. Dies verbessert Ressourceneffizienz, Energieverbrauch und Emission der Anlagen.

Durchgängiges, digitales Engineering als wichtiger Erfolgsfaktor

Mithilfe von Predictive Maintenance im Produktions- und Servicebereich lassen sich erforderliche Wartungsprozesse besser vorhersagen und Wartungsfenster bzw. Maschinenausfallzeiten minimieren. Ein durchgängiges digitales Engineering ermöglicht es Geschäftsprozesse vorab zu simulieren und Engpässe sowie Unwägbarkeiten frühzeitig zu erkennen. Ferner lassen sich durch die durchgehende digitale Transparenz sowohl globale als auch lokale Optimierungen erzielen. Produktentwicklungen und Prozessveränderungen können frühzeitig simuliert und abgesichert werden. Die erhöhte Flexibilität führt zu einer Verkürzung der Lead-Time (Reaktion auf Kundenanfragen) als auch der Time-to-Market (Verkürzung der Entwicklungszeiten). Darüber hinaus kann auf Veränderungen des Marktes (Ausfälle von Lieferanten, Erhöhung der Nachfrage) schneller und flexibler reagiert werden.

Die Steigerung der Flexibilität unterstützt zugleich die Individualisierung. Digitales Engineering ermöglicht es, dass individuelle und kurzfristige Kundenanforderungen beim Design sowie bei der Planung und der Produktion außerhalb von vorgedachten Konfigurationen der Serienfertigung, berücksichtigt werden können.

2.2 Entwicklung des Unternehmens und seiner Ressourcen

Chancen für Mitarbeiter stärker beachten

Bei der Digitalisierung stehen häufig die IT-technischen Themen, wie Verbauung der Sensorik, horizontale und vertikale Integration entlang der Wertschöpfung und Automatisierungspyramide, Echtzeitkommunikation und –analyse sowie Prognosen auf Basis dieser Analysen im Mittelpunkt. Die verstärkte Vernetzung und der dadurch entstehende bessere Informationsaustausch aller am Wertschöpfungsprozess beteiligten Anlagen und Maschinen führt ohne Zweifel zu einer besseren Interaktion und trägt somit zu einer Weiterentwicklung des Unternehmens bei.

In vielen Diskussionen werden die Auswirkungen der Optimierung der Wertschöpfung auf die Mitarbeiter und den Erhalt der Arbeitsplätze sehr kritisch beleuchtet. Dabei wird vielfach unterschätzt, wie Digitalisierung hilft, die Einsatzfähigkeit der Mitarbeiter zu steigern:

  • Sicherstellung der gleichbleibenden Qualität in der Produktion durch visuelle, qualitätssichernde Systeme (Einsatz intelligenter Assistenzsysteme).
  • Umfangreiche Job-Enrichment und -Enlargement-Möglichkeiten durch permanent aktualisiertes Informations- und Trainingsmaterial.
  • Verbessertes Wissensmanagement erleichtert die Einarbeitung und Weiterqualifizierung von Mitarbeitern.
  • Demographie-orientierte Arbeitsgestaltung durch das Zusammenspiel zwischen Mensch und technischen Systemen.
  • Bekämpfung des Fachkräftemangels durch neue Laufbahnmodelle und zunehmende Diversität der Beschäftigten (Alter, Geschlecht, Kultur).
  • Verbesserte Work-Life-Balance aufgrund erhöhter Flexibilität in der Arbeitsorganisation.

2.3 Weiterentwicklung von Geschäftsmodell und Strategie

Neben der Weiterentwicklung der Mitarbeiter besteht insbesondere die Notwendigkeit und auch die Chance, die aktuelle Unternehmensstrategie sowie das bestehende Geschäftsmodell zu verifizieren. Diverse prominente Beispiele aus der Wirtschaftspresse zeigen, wie schnell ehemalige Weltmarktführer (Nokia, Kodak etc.) durch disruptive Technologien und Geschäftsmodelle an den Rand ihrer Existenz gedrängt wurden. Deshalb ist es für Unternehmen unerlässlich, permanent zu prüfen, inwiefern sich das bisherige Leistungsportfolio durch die neuen Wertschöpfungspotenziale ergänzen oder erweitern lässt.

Die Digitalisierung ermöglicht es die Kommunikation u...

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