Planung ist ein schwieriges Thema. Kostenrechnung und Controlling verfügen über bewährte Instrumentarien, die alle auf den Vorgaben der Fachabteilungen aufsetzen. Wenn diese Werte fehlerhaft sind, kommt es zu fehlerhaften Entscheidungen.

 
Praxis-Beispiel

Konsumgüterindustrie

Für die Fertigung eines neuen Produktes mussten zusätzliche Produktionsmaschinen angeschafft werden. Diese verfügen in Abhängigkeit von der Kapazität über unterschiedliche Anschaffungskosten und Verbräuche während der Produktion.

Der Vertrieb hatte vor dem Beginn der Produktentwicklung aufgrund des Anforderungsprofils eine Absatzzahl von 10.000 Stück pro Jahr geschätzt. Während der Entwicklung konnten erhebliche Kosten für verarbeitete Materialien eingespart werden, was die Herstellkosten reduzierte und gleichzeitig einen günstigeren Verkaufspreis ermöglichte. Die Mengenplanung wurde vor der endgültigen Entscheidung und vor allem vor dem Kauf der Fertigungsmaschinen nochmals abgefragt. Der Vertrieb meldete die gleiche Menge an die Kostenrechnung zurück.

In der Wirtschaftlichkeitsberechnung führten die vorgegebenen Absatzzahlen von 10.000 Stück pro Jahr zur Entscheidung für Fertigungsmaschinen, die eine maximale Kapazität von insgesamt 12.000 Stück aufweisen. Nicht nur durch den günstigen Verkaufspreis, auch aufgrund veränderter Marktentwicklungen lag die Nachfrage nach den neuen Produkten weit über der geplanten Absatzzahl. Es konnten jedoch maximal 11.000 Stück pro Jahr hergestellt werden, da auch Zeiten für Wartung und Einrichtung berücksichtigt werden mussten. Den Rest, der Vertriebsleiter schätzte weitere 10.000 Stück, lieferte die Konkurrenz an die Kunden.

Eine Ausweitung der Produktion kam aufgrund fehlender Räumlichkeiten nicht infrage. Die durch einen Erweiterungsbau entstehenden zusätzlichen Fixkosten wären durch die Kalkulation nicht mehr gedeckt gewesen, der niedrige Verkaufspreis war durch die inzwischen gut verkaufenden Mitbewerber im Markt festgeschrieben. Da die anderen Hersteller später eingestiegen sind, konnten sie auf besseres Zahlenmaterial aufbauen und fertigten mit größeren Maschinen und niedrigeren Stückkosten. Daher entstand ein Preiskampf, der mit Zugeständnissen des Unternehmens endete. Die Fehleinschätzung des Vertriebs hatte mangelhafte Daten erzeugt, die zu Fehlentscheidungen mit jahrelangen Auswirkungen führten.

 
Praxis-Tipp

Erster Ansprechpartner

Wer trägt die Schuld an dieser Situation? Der erste Ansprechpartner ist derjenige, der die fehlerhafte Entscheidungsgrundlage geliefert hat. Die Kostenrechnung hat die Wirtschaftlichkeitsberechnung durchgeführt und gerät zunächst in Verdacht. Langwierige Analysen der zur Verfügung stehenden Daten sind notwendig, um die Ursache der fehlerhaften Ergebnisse zu finden. Viel Zeit wird verbraucht, viele Nerven werden strapaziert und viel Reputation geht verloren.

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