Unterstützungsfunktion des Controllings

Wie in Abschnitt 2.2 gezeigt, lässt sich Controlling als ein Führungsprozess in die Prozesslandkarte des Unternehmens einordnen. Neben Zielsetzungs-, Planungs- und Steuerungsaktivitäten auf Gesamtunternehmensebene, liefern Controllingprozesse auch einen wichtigen Mehrwert in den verschiedenen Funktionsbereichen des Unternehmens. Dabei unterstützt das Controlling sowohl Kern- und Unterstützungs- als auch Führungsprozesse des Unternehmens. Im Folgenden wird zunächst auf die Interaktion des Controllings mit anderen Funktionen innerhalb des Finanzbereiches eingegangen, bevor das Zusammenwirken mit anderen Funktionsbereichen des Unternehmens näher betrachtet wird.

Interaktion mit dem Finanzbereich

Der Finanzbereich ist der Funktionsbereich im Unternehmen, der die größten Schnittstellen zum Controlling aufweist. Im Kern besteht der Finanzbereich aus Rechnungswesen-, Steuer- und Treasuryprozessen, die dem Unternehmen dazu dienen, die betrieblichen Aktivitäten systematisch zu erfassen und zu quantifizieren. Mit Blick auf den Adressatenkreis der aufbereiteten finanziellen Informationen kann dabei zwischen externem und internem Rechnungswesen unterschieden werden. Die Kernprozesse des Finanzbereichs können zur Identifikation von konkreten Beispielen zur Interaktion des Finanz- mit dem Controllingbereich herangezogen werden. Hierbei liefern die Ergebnisse von Kernprozessen des Finanzbereiches, wie z. B. der Debitoren- oder Kreditorenbuchhaltung, der Anlagenbuchhaltung oder des Konzernabschlusses, Informationen zur Aufbereitung im internen Rechnungswesen, die in weiterer Folge in unterschiedlichen Controllingprozessen für Managemententscheidungen verwendet werden. Abb. 6 gibt einen Überblick über die Kernprozesse des Finanzbereiches.

Abb. 6: Finance-Prozessmodell[1]

Die enge inhaltliche Verbindung der beiden Funktionsbereiche führt zu einer Vielzahl an Interaktionen. Ein Beispiel für die Interaktion des Finanzbereichs mit dem Controlling beruht auf den Kernprozessen des externen Rechnungswesens, die als Grundlage zur Erstellung des Jahresabschlusses verwendet werden. Die Informationen des Jahresabschlusses können in weiterer Folge durch das Controlling für interne Steuerungszwecke aufbereitet und z. B. für Investitionsentscheidungen oder im Rahmen des Finanzcontrollings Anwendung finden.

Interaktion mit Kernprozessen

Neben den Interaktionen zum Finanzbereich weist das Controlling auch zahlreiche Schnittstellen zu den Kernprozessen der Wertschöpfung des Unternehmens auf. Bei klassischen Industriebetrieben gehen aus diesen Interaktionen die funktionsspezifischen Teilbereiche des Beschaffungs-, Produktions- und Vertriebscontrolling hervor (vgl. dazu auch Abschnitt 3.12). Das Beschaffungscontrolling verfolgt den Zweck, unter vorgegebenen Qualitätsstandards die Kosten für die benötigten Inputfaktoren des Unternehmens zu minimieren. Beschaffungscontroller begleiten i.d.R. alle Einkaufsprozesse im Unternehmen, damit die Versorgung unternehmensweit in einem größtmöglichen Ausmaß rationalisiert werden kann. Eine Kernaufgabe der Beschaffungscontroller besteht dabei in der Bewertung und Optimierung der Lieferantenbeziehungen anhand individuell abgestimmter Bewertungskriterien. Darüber hinaus nehmen Beschaffungscontroller sowohl aus Qualitäts- als auch aus Kostengesichtspunkten Optimierungsmaßnahmen über alle Phasen des Beschaffungsprozesses hinweg vor, was über die Kapitalbindung erhebliche Auswirkungen auf Bilanz und Gewinn- und Verlustrechnung hat. Zu den Standardinstrumenten der Beschaffungscontroller zählen z. B. das Working Capital Management, das Target Costing, die Prozesskostenrechnung oder Wertschöpfungsanalysen.

Interaktionen im Produktionscontrolling

Auch in der daran anknüpfenden Phase des Wertschöpfungsprozesses unterstützen Controller die Sicherstellung des betriebswirtschaftlichen Handelns. Das Hauptziel der Produktionscontroller besteht darin, die Wirtschaftlichkeit im Prozess der Leistungserstellung sicherzustellen. Zu diesem Zweck verfolgt der Produktionscontroller in erster Linie die Sicherstellung und Überwachung von produktionsbezogenen Wertschöpfungsprozessen im Unternehmen. Eine Kernaufgabe des Produktionscontrollers bezieht sich auf die Entwicklung eines produktionsspezifischen Controllingsystems, das i.d.R. sowohl ein Produktionsbudget als auch ein kennzahlengestütztes Produktionssteuerungssystem umfasst. Das vielfältige Arbeitsspektrum des Produktionscontrollers kann weiterhin in strategische und operative Aufgaben unterteilt werden. Während strategische Aufgabenstellungen bspw. die langfristige Produktions- und Investitionsplanung umfassen, beinhaltet das operative Produktionscontrolling die kurzfristige Produktionsplanung und die Optimierung des Produktionsprogramms und der Produktionskosten. Die aktuellen Herausforderungen im Produktionscontrolling bestehen in der Integration der neuen digitalen Ansätze des Produktionsmanagements. Durch die digitale Vernetzung von Syst...

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