Unterschiedliche Ausprägungen der Führungs- und Steuerungsaufgaben, wie wir sie soeben für Start-Ups skizziert haben, sind in der Betriebswirtschaftslehre nicht unbekannt und auch nicht auf Start-Ups beschränkt. Vielmehr werden sie (insbesondere) in der Organisationstheorie schon seit langem diskutiert, und zwar unter dem Begriff der Koordinationsmechanismen. Dieses Themenfeld fehlt in keinem der entsprechenden Lehrbücher. Die dort gewonnenen Erkenntnisse liefern eine weitere Hilfestellung, den Wandel der Steuerung in Start-Ups über ihren Wachstumsweg zu beschreiben und nachvollziehbar zu machen.

Für das Phänomen der Koordinationsmechanismen gibt es mehrere Differenzierungsansätze, von denen wir auf dem Ansatz von Kieser und Walgenbach aufbauen wollen.[1] Von den von ihnen unterschiedenen Mechanismen sind 4 für unsere Fragestellung besonders relevant:[2]

  • Koordination durch Pläne: Pläne binden die Ausführenden durch die verbindliche Vorgabe von Zielen für die Aufgabenerfüllung; hierauf sind auch die Kontrollen bezogen. Der Erfüllungsprozess selbst wird dagegen – anders als bei einer Koordination durch Programme – nicht reglementiert und kontrolliert. Plankoordination ist die typische Form, größere Unternehmen zu steuern.
  • Koordination durch Programme: Die Ausführungshandlungen werden vorab in Inhalt und Ablauf festgelegt und im Falle ihrer Notwendigkeit "programmgemäß" ausgeführt. Diese Koordinationsform lässt sich mit dem Begriff "Bürokratie" veranschaulichen.
  • Koordination durch persönliche Weisungen: Die Koordinationsaufgabe obliegt hier jeweils der einzelnen Führungskraft; sie hat sie in eigener Verantwortung, ohne Zuhilfenahme fester Vorgaben, zu erfüllen. Die personenbezogene Führung durch mittelständische Unternehmer ist hierfür ein typisches Beispiel.
  • Koordination durch Selbstabstimmung: Hier wird die Abstimmungsaufgabe durch Gruppenentscheidungen bewältigt, die für die Gruppe verbindlich sind. Teams in der Forschung und Entwicklung und Projektteams stehen für diesen Koordinationsmechanismus beispielhaft.

Alle 4 Koordinationsmechanismen werden in Organisationen stets parallel verwendet. Dabei lässt sich in aller Regel aber eine dominierende Form feststellen. Hierauf waren auch die jeweils angeführten Anwendungsschwerpunkte bezogen. In ihrer dominierenden Form sind sie jeweils in die Unternehmenskultur eingebettet bzw. verlangen und erzeugen eine bestimmte Form der Kultur, um optimal funktionieren zu können.

[1] Kieser/Walgenbach, 2010, S. 100 ff.
[2] Die folgenden Ausführungen sind entnommen aus Schäffer/Weber, 2019.

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