Eigentlich verändert die Digitalisierung bereits seit einem halben Jahrhundert unsere Gesellschaft, Wirtschaft und Unternehmen. Seit den ersten Computern mit Lochkarten im Rechnungswesen, speicherprogrammierbaren Steuerungen (SPS) in der Produktion und ERP-Systemen hat sich diese Entwicklung jedoch laufend verstärkt und beschleunigt, um unter dem Label Industrie 4.0 speziell der produzierenden Wirtschaft einen neuen politischen und technologischen Schub zu geben. Viele Autoren gehen davon aus, dass die Digitalisierung in den nächsten Jahren sogar ausschlaggebend sein wird, ob Unternehmen wettbewerbsfähig bleiben und langfristig überleben.[1]

Somit zählt die digitale Transformation von Unternehmen zu den wesentlichen unternehmerischen Herausforderungen,[2] die neben der Chance auf erhöhte Wettbewerbsfähigkeit auch zahlreiche Risiken mit sich bringt: Die Macht der Kunden steigt, weil sie durch ihre besseren Informationsmöglichkeiten über digitale Medien tendenziell anspruchsvoller, preissensibler und weniger loyal sind.[3] Zusätzlich entsteht Unsicherheit, welche der sich rasant entwickelnden Technologien für das eigene Geschäftsmodell gewinnbringend nutzbar sind.[4] Schließlich können neue, digitale Geschäftsmodelle existierende Wettbewerbsvorteile in kürzester Zeit verschwinden lassen und etablierte Unternehmen disruptiv gefährden.[5] Jedes Unternehmen – unabhängig von Größe oder Branche – muss daher in den nächsten Jahren sein bestehendes Geschäftsmodell hinterfragen, ob und wie die Digitalisierung Veränderungen notwendig macht.[6]

Digitalisierung kann auf drei Ebenen wirken: bei Produkten und Dienstleistungen (Flexibilität), bei Prozessen und Entscheidungen (Effizienz) sowie bei Geschäftsmodellen.[7] In der Studie "Digital Value 2018 – der Beitrag der Digitalisierung zur Wertschöpfung" wurden über 200 Manager auf C-Level von deutschsprachigen Unternehmen befragt. Von den Teilnehmern erwarten

  • 60 % höhere Umsätze,
  • 55 % eine Steigerung der Produktivität und
  • 53 % niedrigere Kosten.

Hingegen haben weniger als die Hälfte der Unternehmen ihr bisheriges Geschäftsmodell angepasst, und nur 29 % erhoffen sich neue Geschäftsmodelle.[8] Es fällt den Unternehmen offensichtlich noch schwer, neue digitalisierte Geschäftsmodelle zu entwickeln, um neue Kunden und Märkte zu erschließen. Dabei liegt genau darin ein Schlüssel für die erhofften Umsatzsteigerungen. In Zukunft wird damit speziell die digitale Transformation von Geschäftsmodellen zu einem wesentlichen Erfolgsfaktor für Unternehmen. Nur wer sein Geschäftsmodell an die Digitalisierung anpasst, kann wettbewerbsfähig bleiben und seine Existenz sichern.[9]

Im weiteren Verlauf wird gezeigt, warum Controller als "Innovatoren" einen wesentlichen Beitrag zur Digitalisierung leisten können, und welche Vorgehensweise im Controlling zu innovativen Geschäftsmodellen und somit zu neuen Umsätzen führen. Methodisch liegt der Fokus auf zwei Schritten:

  • Erstens auf dem strategischen Rahmen mithilfe einer Digitalisierungs-/Industrie-4.0-Roadmap,
  • zweitens auf einem Vorgehensmodell für die digitale Transformation von Geschäftsmodellen, um die Strategien aus dem strategischen Controllingprozess zu einem neuen, digitalisierten Geschäftsmodell zu konkretisieren.
[1] Vgl. Werani et al., 2017, S. 294; Zimmermann, 2016, S. 1.
[2] Vgl. Kollmann, 2016, S. 627.
[3] Vgl. Strecker/Kellermann, 2016, S. 76; Leipzig et al., 2017, S. 518.
[4] Vgl. Kollmann, 2016, S. 107.
[5] Vgl. Kollmann, 2016, S. 626.
[6] Vgl. Cole, 2017, S. 28 ff.
[7] Vgl. Matzler et al., 2016.
[8] Vgl. Horváth & Partners, 2018.
[9] Vgl. Werani et al., 2017, S. 294.

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