CO2-Fußabdruck: Erfassung direkter und indirekter CO2-Emissionen

Der CO2-Fußabdruck oder Carbon Footprint ist ein Controllinginstrument für Unternehmen, das weltweit Anwendung findet. Er basiert auf der sog. CO2-Bilanz, die die Auswirkungen des menschlichen Handelns auf die Umwelt misst. Der Carbon Footprint ist eine Komponente des ökologischen – nicht auf die CO2-Betrachtung reduzierten – Fußabdrucks. Ziel ist die Erfassung der direkten und indirekten Emissionen von Unternehmen und Produkten, um daraus Managemententscheidungen ableiten zu können.

Der Product Carbon Footprint dient der Ermittlung des CO2-Ausstoßes, den ein Produkt während des gesamten Lebenszyklus verursacht. "Product" steht in diesem Zusammenhang sowohl für Waren als auch für Dienstleistungen. Diese Produktlebenszyklusbetrachtung umfasst die Herstellung der Rohstoffe sowie deren Transport, die Produktion, den Vertrieb, die Nutzung und Entsorgung – also von der Wiege bis zum Grab (Cradle to Grave). Um den CO2-Fußabdruck für ein Produkt zu berechnen, müssen die Emissionen der Lebenszyklusphasen bestimmt und anschließend addiert werden.

Im Gesamtunternehmen erfolgt die Abbildung des CO2-Fußabdrucks, des Organisational Carbon Footprint, mithilfe der CO2-Bilanz. Eine allgemeine Vorgehensweise setzt sich aus folgenden Schritten zusammen:

  • Festlegung der Bewertungsmethode,
  • Bestimmung der Systemgrenze,
  • Sammlung der Daten der Emissionen,
  • Berechnung des CO2-Fußabdrucks[1].

CO2-Fußabdruck: Methoden zur Berechnung

Eine einheitliche Methode zur Berechnung und Darstellung des Carbon Footprint gibt es nicht. Zur Bestimmung können jedoch internationale Standards, wie das Greenhouse Gas Protocol oder die darauf aufbauende ISO-Norm 14064 herangezogen werden. Das Greenhouse Gas Protocol beinhaltet Richtlinien zur Berechnung von Emissionswerten und definiert Systemgrenzen, die festlegen, welche Inputs und Outputs bzw. welche Prozesse des Unternehmens in die Berechnung des Fußabdrucks einbezogen werden sollen. Wenn die Festlegung erfolgt ist, werden die Emissionsdaten erfasst, die – je nach Anwendungsbereich – sowohl den direkten Energieverbrauch (z. B. durch den Verbrauch von Erdgas und Heizöl), als auch den indirekten Energieverbrauch (z. B. durch Fernwärme und Strom oder Dienstreisen und Abfallentsorgung usw.) umfassen. Hierbei werden der Ressourcenbedarf für die Prozesse und die prozessspezifischen CO2-Emissionen dargestellt. Beispielsweise wird zuerst der in MWh gemessene Verbrauch an Erdgas ermittelt. Nachfolgend werden, ausgehend von Statistiken des Bundesumweltamtes, die spezifischen CO2-Emissionen einer MWh abgeleitet. Es handelt sich insoweit nicht um individuelle, technologiespezifische Emissionswerte.

Vergleiche zwischen Energiequellen

So können im Controlling verschiedene Energiequellen (z. B. Erdöl, Erdgas, Fernwärme), vergleichbar gemacht werden. Der Fußabdruck ergibt sich aus der Summe aller multiplizierten Verbrauchswerte eines Unternehmens mit den jeweiligen CO2-Emissionen. Eine Beispielrechnung eines CO2-Fußabdrucks erfolgt in Abb. 3.

Abb. 3: Beispielberechnung eines CO2-Fußabdrucks[2]

Aus Abb. 3 geht hervor, in welchen Unternehmensbereichen die höchsten Verbräuche an CO2 entstehen. Dem Management wird somit eine Entscheidungsgrundlage für weitere umweltbezogene Handlungen geliefert. Gleichzeitig wird die Verantwortung der Unternehmensführung angesprochen, denn ein öffentliches Bekanntwerden der Werte erschwert der Unternehmensleitung, sich der Verantwortung für umweltbewusstes Handeln zu entziehen.

Scheintransparenz wegen ­uneinheitlicher Berechnungsverfahren

Dennoch weist der CO2-Fußabdruck Schwächen auf. Es gibt zwar eine vom Greenhouse Gas Protocol empfohlene Berechnungsmethode, diese ist jedoch nicht bindend, was den Vergleich von Unternehmen erschwert. So können neben den oben dargestellten spezifischen CO2-Emissionswerten auch andere Umrechnungsmethoden zur Ermittlung von CO2-Äquivalenten angewendet werden. Daneben existieren weitere uneinheitliche Definitionen, z. B. in Bezug auf die Unternehmensabgrenzung, was die Aussagekraft des CO2-Fußabdrucks als Steuerungsinstrument und seinen Nutzen im Rahmen von Betriebsvergleichen bzw. zur Identifizierung von Benchmarks begrenzt.

Im Grunde tritt auch hier – wie in der Rechnungslegung diskutiert – ein Relevanz-Verlässlichkeits-Dilemma zutage. Entscheidungsrelevant ist die vollständige Erfassung aller mit unternehmerischen Entscheidungen verbundenen Treibhausgas-Emissionen. Der CO2-Fußabdruck der umfassendsten Systemgrenze (Cradle to Grave) wird in aller Regel weit weniger verlässlich bestimmbar sein als bei der engsten Systemgrenze (Gate to Gate). Zudem ist der Gefahr einer Erwartungslücke seitens der externen Berichtsadressaten vorzubeugen. Sie könnten die Aussagekraft eines CO2-Fußabdrucks überschätzen. Deshalb müssen die Berichte klarstellen,

  • dass die Berechnung auf durchschnittlichen (nicht unternehmensspezifischen) Emissionswerten beruht,
  • ob nur die eigenen Energieverbräuche berücksichtigt werden oder...

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