Rz. 17

Kapitalerhaltungskonzepte dienen der Vermeidung der Ausschüttung und Besteuerung von Scheingewinnen. Die Berücksichtigung der nominellen Kapitalerhaltung als auch der Substanzerhaltung verfolgt Hax durch das Prinzip des symmetrischen doppelten Minimums:[1] Gewinne und Verluste werden gleich behandelt und können mit den Erfolgen der Vorperioden verrechnet werden. Auch die später entwickelte polare Bilanztheorie Feuerbaums stellt die nominelle Kapitalerhaltung und die Substanzerhaltung in den Vordergrund.[2] Dies soll durch zu bildende Rücklagen zur Substanzerhaltung und Rückstellungen zur Kapitalerhaltung erreicht werden.[3] Der Gewinnbegriff der polaren Bilanz ist im Gegensatz zur Bilanztheorie von Hax asymmetrisch. Gewinn liegt erst dann vor, wenn sowohl ein nomineller als auch ein substanzieller Vermögenszuwachs nachweisbar ist.[4] Verluste entstehen bereits, wenn nominelle oder substanzielle Vermögensminderungen eintreten.[5]

 

Rz. 18

Zukunftsgewinnkonzepte entstanden aus dem grundlegenden Mangel, der aus der Vergangenheitsbezogenheit des Jahresabschlusses resultiert. Die Lösung liegt nach diesen Konzepten in der Bestimmung und Erhaltung des Ertragswertes der Unternehmung, die auf der Basis von Ermittlungen des sog. „Ökonomischen Gewinns“ (Ertragswertzuwachs) sicherstellen sollen (z. B. Dieter Schneider, Münstermann) oder auf der Basis von kapitaltheoretischen Gesamtunternehmensbewertungen zukunftsbezogene Entscheidungen ermöglichen sollen („kapitaltheoretische Bilanz“ von Seicht, „synthetische Bilanz“ von Albach, „Bilanz der Zukunftsgrößen“ von Käfer). Bei Käfer besteht das Bilanzschema sogar nur aus Erwartungen über Chancen und Risiken.[6]

 

Rz. 19

Mehrzweckkonzepte entstanden aus der Erkenntnis heraus, dass mehrere Bilanzzwecke nicht optimal in einem Rechenwerk berücksichtigt werden können. Nach der "Ergänzten Mehrzweckbilanz" von Heinen erfordert jeder Bilanzzweck eine entsprechende Gestaltung von Inhalt und Aufbau der Bilanz.[7]Heinen orientiert sich zunächst am handelsrechtlichen Jahresabschluss, indem er diesen als Grundmodell der ergänzten Mehrzweckbilanz betrachtet. Dieses Grundmodell wird um zahlreiche Ergänzungsrechnungen, z. B. Kapitalfluss- und Cashflow-Rechnungen, Sozialbilanzen und inflationsbereinigte Bilanzen erweitert.[8]

 

Rz. 19a

In dem Konzept der Mehrspaltenbilanz des Internationalen Controllervereins werden 4 Zwecke ausgemacht, für die jeweils eigene Spalten in Bilanz und Erfolgsrechnung (GuV) eingerichtet werden. Grundidee ist, die gesetzlich geforderte Handelsbilanz in den Kontext der operativen und strategischen Unternehmensziele zu stellen. In operativer Hinsicht streben Unternehmen nach Liquiditätserhaltung und Periodenerfolg. In strategischer Hinsicht verdrängt das Ziel der Schaffung und Erhaltung von Erfolgspotentialen die Orientierung am Periodenerfolg. Hieraus resultieren zunächst 3 voneinander zu trennende Rechnungszwecke: (1) operative Liquidität (darzustellen in Spalte 1), (2) operativer bilanzieller Periodenerfolg (darzustellen in den Spalten 2 und 3) und (3) strategisches Erfolgspotential (optionale Spalte 4).

Bei den Spalten 1 bis 3 geht es somit primär um eine andere, besser strukturierte Darstellung von ganz überwiegend bereits jetzt verpflichtend anzugebenden Informationen. Dies unterscheidet sie von der Spalte 4, die mit einer großen Bandbreite von Ausgestaltungsvorschlägen noch weiter zu diskutieren ist. Sie bietet grundsätzlich Raum, um auf freiwilliger Basis einen unternehmensindividuellen Quantifizierungsversuch von nicht-finanziellen Leistungsindikatoren vorzunehmen und insoweit das gesetzlich vorgeschriebene Bild der Vermögens-, Finanz- und Ertragslage um einen Einblick in das Intellectual Capital zu vervollständigen. Sie darf bei der Kennzeichnung der Vision einer Mehr-Spalten-Bilanz (aus Controllingperspektive) nicht unerwähnt bleiben. In der Geschäftsberichterstattung ist eine restriktive (konservative) Informationspolitik vorherrschend. Folglich ist eine breite Akzeptanz für eine freiwillige Erweiterung der externen Berichterstattung um sensible Informationen nicht zu erwarten. Folgende Grafik verdeutlicht die Grundstruktur einer derartigen Aufgliederung des Jahresabschlusses.[9]

Abb. 3: Grundkonzeption einer Mehrspaltenbilanz

Inhaltlich enthalten die Spalten folgende Abbildungen:

Spalte Liquidität

In einer ersten Spalte ist jeweils der originäre Finanzfluss im Sinne der Änderung der liquiden Mittel darzustellen. Ergebnis ist in der Bilanz eine Darstellung der Auszahlungen bei den Aktiva und auf der Passivseite der Einzahlungen beim Kapital. In der Gewinn- und Verlustrechnung ist so dem Jahresergebnis der operative Cashflow gegenübergestellt und durch Ergänzung um Investitions- und Finanzierungszahlungen ist die informative Kapitalflussrechnung in die Erfolgsrechnung integriert. Die Darstellung der Bilanz mit den kumulierten Auszahlungen des Anlagevermögens und den erhaltenen Einzahlungen im Eigenkapital betont hier aus Sicht des Controllings den Anspruch, das...

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