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Der Begriff Return on Investment (ROI) ist nicht klar definiert; vom Wortlaut her kann der Begriff mit "Rücklauf aus einem Investment" übersetzt werden. Hier wird als ROI das Verhältnis von Jahresergebnis zum Gesamtkapital verwendet,[1] da diese Variante eine Ergänzung der bisherigen Kennzahlen darstellt:

 
Return on Investment = Jahresergebnis
Gesamtkapital (Gesamtvermögen)

Der Return on Investment gibt die durchschnittliche Investitionsrendite des Unternehmens als Ganzes an. Auf diese Weise wird die Unabhängigkeit der Gesamtkapitalrentabilität von der Finanzstruktur aufgehoben, da die Fremdkapitalzinsen nicht korrigiert werden. Dadurch wird die Erfolgskraft des gesamten investierten Kapitals dargestellt. Der ROI entspricht nicht dem Prinzip einer Funktionsbeziehung zwischen Zähler und Nenner im eigentlichen Sinne, da das Gesamtkapital das Fremdkapital mit einschließt, die Fremdkapitalzinsen den Erfolg jedoch schmälern. Es wird berücksichtigt, dass die Fremdkapitalzinsen als Kosten des Fremdkapitals auf jeden Fall zu zahlen sind. Diese Kennzahl ist insoweit für den Eigentümer interessant, als sie die Frage beantwortet, ob sich das Risiko, in dieses Unternehmen weiterhin zu investieren, noch lohnt. Der ROI bildet die Spitzenkennzahl des ROI-Kennzahlensystems zur Beurteilung der Rentabilitätslage von gesamten Unternehmen oder Segmenten.[2]

 

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Das ROI-Kennzahlensystem ist als mathematisch verknüpfte Kennzahlenpyramide gebaut und wurde erstmals 1919 von der Firma E. I. Du Pont de Nemours and Company, Wilmington/Delaware als internes Management-Kontrollsystem installiert.[3] Die Kennzahlen-Pyramide beginnt mit der in oberster Ebene befindlichen Spitzenkennzahl Return on Investment und wird üblicherweise durch Erweiterung mit dem Umsatz aufgespalten in die Bestandteile Umsatzrentabilität und Umschlagshäufigkeit. Durch diese Aufspaltung sollen grundlegende Rentabilitätsabhängigkeiten verdeutlicht werden. Die Umsatzrentabilität soll die markt- und kostenseitige Erfolgskraft des Unternehmens zeigen, durch die Kapitalumschlagshäufigkeit soll zum Ausdruck gebracht werden, wie rationell Gesamtvermögen bzw. -kapital zum Einsatz kommen (logistische Effizienz). Die Umsatzrentabilität kann zur weiteren Klärung durch eine vertiefte Aufwands- und Ertragsanalyse hinterlegt werden, während die nähere Betrachtung der Umschlagshäufigkeit durch systematische Analyse von Vermögens- und Kapitalstrukturen, Deckungsrelationen von Vermögen und Kapital sowie differenzierte Betrachtung von Umschlags- und Bindungsgegebenheiten geschieht.

 

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Außerdem besteht die Möglichkeit zur Erweiterung des ROI mit dem Eigenkapital, also die Aufspaltung in die Bestandteile Eigenkapitalrentabilität und Eigenkapitalquote. So werden auch unterschiedliche Finanzierungsstrukturen in den Blickpunkt der Analyse gerückt. Diesen kombinierten integrierten Ansatz des ROI-Kennzahlensystems bei Erweiterung mit dem Umsatz bzw. dem Eigenkapital stellt Abb. 9 überblicksartig dar.

Abb. 9: ROI-Kennzahlensystem

 

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Durch die multiplikative Verknüpfung von Umsatzrentabilität und Umschlagshäufigkeit bzw. Eigenkapitalrentabilität und Eigenkapitalquote wird deutlich, dass sich der ROI trotz sinkender Umsatzrentabilität bzw. Eigenkapitalrentabilität nicht ändert, sofern die Umschlagshäufigkeit bzw. die Eigenkapitalquote entsprechend erhöht werden kann.

 

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Die Kennzahlen Umschlagshäufigkeit und Umsatzrentabilität werden recht häufig benutzt, sind aber in der obigen undifferenzierten Form höchst problematisch: Zum einen enthält das Jahresergebnis nach Steuern eine Reihe von Komponenten, die nicht mit dem Umsatz zusammenhängen, wie z. B. das Finanzergebnis oder ein unregelmäßiges Ergebnis, und wird außerdem durch die gewinnabhängigen Steuern verzerrt, sodass die Relation von Jahresergebnis zu Umsatz keine sinnvolle Funktionalität abbildet. Zum anderen wird bei der Ermittlung der Umschlagshäufigkeit das Gesamtkapital (Gesamtvermögen) zum Umsatz in Beziehung gesetzt, was problematisch ist, denn im Gesamtvermögen ist auch das Finanzvermögen enthalten, welches nicht durch den Umsatz umgeschlagen wird und insoweit also je nach Höhe dieses Vermögensteils die Kapitalumschlagshäufigkeit verfälscht. Um die Rentabilitätszusammenhänge des Unternehmens mit einem ROI-Kennzahlensystem sachgemäß beurteilen zu können, sind etliche Ausdifferenzierungen bezüglich Inhalt der Kennzahlen und Baustruktur des Systems nötig.[4]

[1] Vgl. Lachnit/Müller, Bilanzanalyse, 2. Aufl. 2017, S. 225.
[2] Vgl. Lachnit/Müller, Bilanzanalyse, 2. Aufl. 2017, S. 215 ff..
[3] Vgl. Born, Bilanzanalyse international – Deutsche und ausländische Jahresabschlüsse lesen und beurteilen, 3. Aufl. 2008, S. 368.
[4] Vgl. Lachnit/Müller, Bilanzanalyse, 2. Aufl. 2017, S. 230 ff.

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