Rz. 6

Die Bilanzanalyse bedient sich wiederkehrend folgender wesentlicher Instrumente:

  • Datenaufbereitungsrechnungen
  • Erstellung zusätzlicher Abschlussrechnungen
  • Kennzahlen und Kennzahlensysteme
  • Betriebswirtschaftliche Vergleiche
  • Prognose-, Planungs- und Simulationsmodelle
  • Mathematisch-statistische Methoden und Modelle
  • Computergestützte Anwendungen.
 

Rz. 7

Das erste wichtige Instrument einer aussagekräftigen Bilanzanalyse stellt die Aufbereitung der zur Verfügung stehenden quantitativen Daten dar.[1] Dabei können grundsätzlich strukturelle und materielle Aufbereitungsmaßnahmen unterschieden werden, wie Abb. 1 verdeutlicht.

Abb. 1: Aufbereitungsmaßnahmen im Rahmen der Bilanzanalyse[2]

 

Rz. 8

Strukturelle Aufbereitungsmaßnahmen dienen zum einen dem Ziel, nicht unmittelbar genannte, wichtige betriebswirtschaftliche Größen zu errechnen. Zum anderen müssen z. B. Posten umgegliedert werden, die von Unternehmen unterschiedlich ausgewiesen werden. Dabei wird unter "Umgruppierung" die Zuordnung eines bestehenden Postens zu einem anderen, bereits bestehenden Posten verstanden. Im Zuge der Neubildung werden bereits existierende Posten einer neu zu schaffenden Kategorie hinzugerechnet. Bei einer Aufspaltung wird ein bestehender Posten auf verschiedene bestehende oder neu zu schaffende Posten aufgeteilt.[3] Im Gegensatz dazu werden im Rahmen von Saldierungen bestimmte Posten mit anderen Posten aufgerechnet, um inhaltlich gegenläufige Ausweise zu einem betriebswirtschaftlich sinnvollen Nettoeffekt zu verdichten.

Mithilfe von materiellen Aufbereitungsmaßnahmen sollen die ausgewiesenen Beträge der Aktivseite der Bilanz (Vermögensbereinigung), der Passivseite der Bilanz (Fremdkapital- bzw. Eigenkapitalbereinigung) und der Gewinn- und Verlustrechnung bzw. bei den IFRS der Gesamtergebnisrechnung (Ergebnisbereinigung) zeitlich oder überbetrieblich vergleichbar gemacht werden und/oder auf eine betriebswirtschaftlich tatsachengemäße Basis umgerechnet werden. Dabei kommt der Bereinigung um stille Reserven oder Lasten eine große Bedeutung zu.

 

Rz. 9

Zu den Instrumenten der Jahresabschlussanalyse zählt auch die Erstellung zusätzlicher Abschlussrechnungen. Über einige Sachverhalte, wie beispielsweise über die betriebliche Wertschöpfung, gibt der Jahres- oder Konzernabschluss nur unzureichend Auskunft. Der Hauptzweck einer solchen Analyse besteht darin, die Bedeutung der betrachtenden Unternehmung als integralen Bestandteil einer Volkswirtschaft herauszuarbeiten. Wertschöpfungsrechnungen finden sich in den Geschäftsberichten zahlreicher Unternehmen, andernfalls lassen sich im Rahmen der Jahresabschlussanalyse u. U. aus den verfügbaren Daten der Rechnungslegung entsprechende Berechnungen ableiten.[4]

 

Rz. 10

Als ein sehr bedeutendes Instrument der (vergleichenden) Unternehmensanalyse sind Kennzahlen zu nennen, die in knapper Form über komplexe betriebswirtschaftliche Sachverhalte informieren. Ihr Vorteil liegt in der komprimierten und präzisen Darstellung, wobei auf diese Weise allerdings ausschließlich quantifizierbare Sachverhalte dargestellt werden können.[5] Grundsätzlich kommen dabei Absolut- und Relativ- bzw. Verhältniskennzahlen infrage. Es werden Absolutkennzahlen unterschieden, die z. B. als Summe, Differenz oder Mittelwert gebildet werden können. Das Gesamtvermögen oder das Betriebsergebnis sind Beispiele für Kennzahlen in absoluter Form. An Relativkennzahlen werden Gliederungs-, Beziehungs- und Indexzahlen unterschieden. Während bei der Gliederungskennzahl eine Teilgröße zu einer Gesamtgröße ins Verhältnis gesetzt wird (z. B. Eigenkapitalquote: Eigenkapital/Gesamtkapital), erfolgt bei einer Beziehungskennzahl die Aufeinanderbeziehung zweier artverschiedener Größen (z. B. Eigenkapitalrendite: Gewinn/Eigenkapital) und bei Indexkennzahlen die Betrachtung derselben Größe zu verschiedenen Zeiten oder von verschiedenen Orten (Gewinnsteigerung).

 

Rz. 11

Die isolierte Betrachtung einer einzelnen Kennzahl kann jedoch leicht zu Fehlurteilen führen. Daneben ist die Anwendung von Kennzahlen häufig mit der Schwierigkeit der Datenfülle und Redundanz verbunden. Daher bietet sich der Einsatz von systematisch zusammengestellten Kennzahlen, als Kennzahlensystem oder Kennzahlenkombination bezeichnet, an. Ein Kennzahlensystem ist eine geordnete Gesamtheit von Kennzahlen, die in einer sinnvollen Beziehung zueinander stehen und so als Gesamtheit über einen Sachverhalt informieren, sich ergänzen und gegenseitige Interdependenzen wiedergeben. Beispielhaft seien an dieser Stelle das ZVEI-, das ROI-, das DuPont- oder das RL-Kennzahlensystem genannt.[6]

 

Rz. 12

Da Unternehmensdaten ihre volle Aussagekraft erst vor einem Vergleichshintergrund entfalten, sind im Rahmen der Unternehmensanalyse betriebswirtschaftliche Vergleiche in unterschiedlicher Hinsicht vorzunehmen, deren grundsätzliche Ausprägungen in Abb. 2 dargestellt sind.

Abb. 2: Arten betriebswirtschaftlicher Vergleiche[7]

Bei einbetrieblichen Vergleichen beschränkt sich der Vergleichshintergrund zwar nur auf ...

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