Zusammenfassung

  • Das Logistikcontrolling soll folgende Funktionen erfüllen: Transparenzschaffung, Informationsversorgung und Unterstützung von Führungskräften.
  • Die beliebtesten Kennzahlen im Logistikcontrolling sind der Lieferbereitschaftsgrad und die Gesamtumschlagshäufigkeit.
  • Der Einsatz entsprechender Software kann die Ermittlung geeigneter Kennzahlen maßgeblich unterstützen. Der Controller kann damit Reports erstellen und interpretieren, um die Führungskräfte bei Entscheidungen über Verbesserungsmaßnahmen zu unterstützen.
  • Das in dem Artikel vorgestellte Beispielunternehmen konnte drei wichtige Effekte aus den Ergebnissen des Logistikcontrollings nutzen und so die Kundenzufriedenheit nachhaltig erhöhen.

1 Relevanz des Logistikcontrollings in der heutigen Zeit

1.1 Ziele und Funktionen des Logistikcontrollings

Kostenminimierung, Effizienz- und Effektivitätssteigerung

Nicht zuletzt durch die Digitalisierung sind heutzutage auch in der Logistik Real-Time-Daten verfügbar, etwa hinsichtlich Prozesssteuerung, Abfertigungsraten, Lagerverfügbarkeit, Planungsprozessen usw. Der Controllingschwerpunkt innerhalb der Logistik bezieht sich insbesondere auf Kostenminimierung und Effizienz- bzw. Effektivitätssteigerung. Verfügbare Lagerkapazitäten sollen immer möglichst optimal genutzt werden – verschenkte Lagerfläche ist letztlich auch verschenkter Umsatz.

In der Theorie haben sich 3 übergeordnete Ansätze durchgesetzt, die die Aufgabe des Logistikcontrollings näher beschreiben wollen.

  1. Die Funktion der Transparenzschaffung bezieht sich v. a. auf eine zielgerichtete und effiziente Kosten- und Leistungssteuerung.
  2. Die Informationsversorgungsfunktion soll Führungskräften die Koordination von (Teil-)Systemen ermöglichen.
  3. Der dritte Ansatz fasst das Logistikcontrolling als eine Form der Führung, innerhalb derer das Hauptaugenmerk auf die Einhaltung von Unternehmenszielen aus dem Blickwinkel untergeordneter logistischer Ziele gelegt wird.[1]

Aus der Sicht eines produzierenden Unternehmens ist das übergeordnete Ziel des Logistikcontrollings die möglichst effiziente Bereitstellung von Materialien, Zwischen- und Fertigprodukten. Das bedeutet, dass die geforderten Güter in der richtigen Menge und Qualität zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort bereitstehen müssen.[2]

[1] Vgl. Kaminski, 2002, S. 72 ff.
[2] Vgl. Männel, 2013, S. 94.

1.2 Beliebte Kennzahlen des Logistikcontrollngs

Im Folgenden werden nun die gängigsten Kennzahlen des Logistikcontrollings vorgestellt.

Lieferbereitschaftsgrad

Eine der wohl am häufigsten eingesetzten Kennzahlen ist der sog. Lieferbereitschaftsgrad. Er beschreibt das Verhältnis der termingerecht ausgelieferten Bedarfsanforderungen zur Gesamtzahl der Bedarfsanforderungen (s. Abb. 1). Bei der Bestimmung des Lieferbereitschaftsgrads werden auch Lagerkosten und entsprechende Sicherheitsbestände miteinbezogen. Dafür muss jedoch zunächst der optimale Lieferbereitschaftsgrad des Unternehmens ermitteln werden, der sich aus der kleinsten Summe der potenziellen Fehlmengen- und Lagerkosten der Sicherheitsbestände quantifizieren lässt. Dabei muss das Logistikcontrolling indes beachten, dass es auch gegenläufige Kennzahlen gibt, wie bspw. die Zielanforderung "Möglichst hoher Lieferbereitschaftsgrad" im Gegensatz zu "Möglichst geringer Bestand an Zwischenprodukten". Es gilt also, aus den Zielvorgaben des Top-Managements geeignete Kennzahlen zur Steuerung und Kontrolle dieser Ziele abzuleiten, wobei die Wirtschaftlichkeit dabei stets im Vordergrund stehen muss.[1] Ein optimaler Lieferbereitschaftsgrad sollte bei 99 % liegen.

Abb. 1: Lieferbereitschaftsgrad

 
Achtung

Beschränkung auf wenige, aussagekräftige Kennzahlen vermeidet Konflikte

Kennzahlenkonflikte lassen sich nicht immer vermeiden, sollten jedoch möglichst durch spezifische Maßnahmen im Sinne des Logistik-Erfolgsziels entschärft werden. Besonders deutlich wird dies bei den Kennzahlen Fehlteilrate, Durchlaufzeit, Kapazitätsauslastung, Bestände und Logistikkosten.

Abb. 2 zeigt die gängigsten Kennzahlen aus dem Bereich des Logistikcontrollings und ihre Berechnung. Die Gesamtumschlagshäufigkeit der Bestände gibt an, wie oft Ware abverkauft wird. Je höher die Umschlagshäufigkeit, umso effektiver ist der Kapitaleinsatz zur Finanzierung der Vorräte. Aus der Bilanz und GuV lässt sich die Umschlagshäufigkeit auf Produktgruppen bzw. einzelne Produkte herunterbrechen. Die Kennzahlen Wiederbeschaffungszeit und Termintreue haben hier zwar nur eine sekundäre Bedeutung, sollten aber bei Routine-Checks und außerordentlichen Prüfungen dringend abgefragt werden. Bspw. kann das Nichteinhalten von Terminen einen starken Image-Schaden wegen Unzuverlässigkeit nach sich ziehen (mehr dazu in Kap. 2.4).

Abb. 2: Nützliche Kennzahlen für das Logistikcontrolling

[1] Vgl. Männel, 2013, S. 99.

1.3 Kennzahlen der Materialwirtschaft schaffen ebenfalls einen Mehrwert

Kennzahlen aus dem Bereich der Materialwirtschaft sind für das Logistikcontrolling von Interesse, da sie eine ausführlichere Analyse und Kontrolle sowie die Realisierung von Effizienzpotenzialen ermöglichen, auch an Stellen untergeordneter Bedeutung. Beispiel: Muss ein Spediteur lange auf die Warenannahme warten, weil diverse Lieferungen noch vor ihm abgewickelt werden, so deutet di...

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