Rz. 45

Für die Abgrenzung von latenten Steuern nach § 274 HGB ist es von entscheidender Bedeutung, ob der Unterschied zwischen dem handelsrechtlichen Bilanzansatz und dem steuerlichen auf einer zeitlichen, quasi-permanenten oder permanenten Differenz beruht. Zeitliche und quasi-permanente Unterschiede zwischen der Handelsbilanz und Steuerbilanz gleichen sich in der Totalperiode aus. Eine Angleichung der Steuerbilanz an die Handelsbilanz findet bei außerbilanziellen Korrekturen weder im Laufe der Zeit noch bei der Liquidation des Unternehmens statt. Außerbilanzielle Korrekturen führen also zu permanenten Differenzen.[1] Es ist also weder nach dem im HGB und in den IFRS geltenden bilanzorientierten Temporary-Konzept noch nach dem an der Gewinn- und Verlust­rechnung orientierten Timing-Konzept, das im HGB bis zur Reform durch das BilMoG galt, für außerbilanziellen Korrekturen eine Abgrenzung von latenten Steuern vorzunehmen.

 

Rz. 46

Die Zusammenhänge werden in Abb. 3 zusammengefasst.

 

Bilanzielle Korrekturen der
steuerlichen Gewinnermittlung

Ausgleich des Ergebnisunterschieds in der ­Totalperiode

Außerbilanzielle Korrekturen der steuer­lichen Gewinnermittlung­

Kein Ausgleich in der Totalperiode
Zeitliche ­Differenzen Quasipermanente Differenzen Permanente Differenzen
Z. B. unterschiedliche AfA, § 5 Abs. 4, z. B. Gebäude, § 7 Abs. 4 Satz 1 Nr. 1 EStG; Goodwill, § 7 Abs. 1 Satz 3, §§ 255 Abs. 4 HGB; Abzinsen von Verbindlichkeiten; Drohverlustrück­stellung, § 5 Abs. 4a EStG; strenges Niederstwertprinzip im Umlaufvermögen Z. B. eine handelsrechtliche außerplanmäßige Abschreibung auf einen Gegenstand des Anlagevermö­gens, die steuerlich nicht anerkannt wird[2] oder eine unterschiedliche Bewertung der Einlage im Handels- und im Steuerrecht Z. B. nicht abziehbare ­Betriebsausgaben wie der laufende Steueraufwand; Steuerbefreiungen durch das Teileinkünfteverfahren bzw. die 95 %-Freistellung nach § 8b KStG oder durch Doppelbe­steuerungsabkommen; vGA und verdeckte Einlage

Steuerabgrenzung im Handelsrecht und nach IFRS

§ 274 HGB bzw. IAS 12
Keine latenten Steuern, sondern Treiber der ­Steuerquote

Abb. 3: Außerbilanzielle Korrekturen und latente Steuern

[1] Rabneck/Reicherr, DStR 2002, S. 1366 (Fn. 3), Arians, StuB 2000, S. 290/292, Coenenberg, S. 384; Berger/Fischer, in Beck´scher Bilanz-Kommentar, § 274, Rn. 44, Eberhartinger, in Baetge/Kirsch/Thiele, § 274, Rn. 42; Baumann/Spannheimer, in Küting/Weber, § 274, Rn. 14.
[2] Vgl. Baetge/Kirsch/Thiele, Kap. X 221, S. 490.

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