Tz. 25

Stand: EL 38 – ET: 6/2019

Ein wesentliches Ziel der Gestaltung neuer Rechnungslegungsnormen und -standards ist eine zielgerichtete Information maßgeblicher Adressaten wie Investoren und Analysten.

Diese Adressatengruppen sind indes sehr heterogen aufgestellt. Als Differenzierungsmerkmale existieren zB sehr unterschiedliche Investmentprofile, Investmenthorizonte oder Investmentprozesse, die ein breites Spektrum sehr unterschiedlicher Unternehmensangaben mit stark differierenden Komplexitätsstrukturen erfordern. So arbeiten zB Trader mit einfachen Modellen auf Basis weniger Signaldaten, während strategisch agierende Marktteilnehmer eine sehr viel komplexere Informationsaufnahme betreiben. Es ist für eine effiziente Kommunikation des Unternehmens wichtig, dass die Unternehmensveröffentlichungen die Informationsbedürfnisse möglichst vieler Nachfrager umfassend abdecken können.

Die vorweg dargestellte Tabelle macht deutlich, es gibt nicht "die Erfordernisse" von Analysten, sondern ein breites Spektrum unterschiedlicher Anforderungen. Die Analysten richten ihre Arbeit an den spezifischen Bedürfnissen ihrer Kunden und Abnehmer aus. Eine aktionärsorientierte Berichterstattung trägt diesen Informationsbedürfnissen durch Differenzierung Rechnung.

 

Tz. 26

Stand: EL 38 – ET: 6/2019

Ein wesentliches Differenzierungsmerkmal zur Gestaltung von Unternehmensinformationen liegt in der zeitlichen Dimension und dem damit einhergehenden Tiefgang der Informationsaufnahme. Sie lässt sich in Kurzfrist-, Mittelfrist- und Langfristparameter aufteilen:

 

Tz. 27

Stand: EL 38 – ET: 6/2019

a)Kurzfristparameter

Marktteilnehmer, die sich an Kurzfristparametern orientieren, agieren sehr Momentum-, Change- oder Surprise-getrieben. Sie finden sich in allen Investoren- und Analysegruppen (zB Privatanleger, Handelsabteilungen, Hedgefonds oder Kassainvestoren); ein Schwerpunkt liegt jedoch bei Tradern (und Fonds mit einem quantitativen Investmentstil).

Dabei bedeutet eine "Momentumorientierung", dass die jeweiligen Anleger ihre Investitionsentscheidungen an hohen Veränderungsraten wichtiger Parameter, wie Umsatz- und Ergebnisgrößen, orientieren. Change-getriebene Investoren basieren ihre Anlageentscheidungen zB auf Vorzeichenwechsel wichtiger Werttreiber oder Änderungen des Top-Managements bzw. der Unternehmensstrategie. Surprise-fokussierte Investoren basieren ihre Investmententscheidungen auf von ihnen erkannten positiven oder negativen Überraschungen (Unternehmensveröffentlichungen in Relation zu den Erwartungen). Eine zielgerichtete Anwendung dieser Analyseparameter stellt hohe Anforderungen an das Berichtswesen von Unternehmen in Form von unternehmensübergreifenden, einheitlichen Definitionen, Stetigkeit, Transparenz zur Erkennung von einmaligen, nicht operativen oder nicht Cashflow tragenden Ergebnisbestandteilen, Nachhaltigkeit und Eindeutigkeit.

Empirische Analysen (vgl. Liu/Nissim/Thomas, FAJ 2007, S. 56–68) zeigen eindeutig, dass die EPS unter allen Einzelkenngrößen noch immer die stärkste Signalwirkung besitzen.

Solche Investoren fokussieren ihre Informationsaufnahme bei Ergebnisveröffentlichungen auf Quartalsdaten bzw. auf Signalwerte wie EPS-Veränderungen, Umsatz- und EBIT-Wachstum oder Auftragseingänge.

 

Tz. 28

Stand: EL 38 – ET: 6/2019

b) Mittelfristparameter

Marktteilnehmer mit einem mittelfristigen Horizont arbeiten idR trendgetrieben und besitzen einen Entscheidungshorizont von drei bis zwölf Monaten. Sie reagieren auf Informationen wie zB Wertmanagement und EVA-Veränderungen, Margenentwicklungen, Umsatz- und Kostenstrukturen oder Wettbewerbsveränderungen und Vergütungssystemen. Insbesondere Versicherungen, Publikumsfonds und spezialisierte Privatinvestoren arbeiten mit den genannten Unternehmensangaben. Ein Teil dieser Informationen stellt Anforderungen an die Qualität des Lageberichtes.

 

Tz. 29

Stand: EL 38 – ET: 6/2019

c) Langfristparameter

Marktteilnehmer mit einem langfristigen Investmenthorizont analysieren im besonderen Maße die strategischen Werttreiber eines Unternehmens. Sie fokussieren ua. auf Alleinstellungsmerkmale bzw. die Unique-Value-Proposition (UVP) eines Unternehmens, Managementanreizsysteme, Marktanteile, Wettbewerbsveränderungen oder die Fortentwicklung der Produktpipeline. Insbesondere strategische Investoren, deren Investmententscheidungen nicht in sehr kurzen Zeitabschnitten beurteilt werden bzw. die ein strategisches Interesse besitzen, fokussieren sich auf Langfristparameter.

 

Tz. 30

Stand: EL 38 – ET: 6/2019

Nahezu allen Investoren und den dafür tätigen Analysten ist gemein, dass sie

  • einen Einblick in die nachhaltige, operative Ertragskraft (Potenzial zur Generierung von Free Cashflows) benötigen. Dies setzt ua. Informationen zur Bereinigung von aperiodischen, außerordentlichen, nicht operativen oder buchhalterischen Aufwands- und Ertragseffekten voraus;
  • Informationen zur Abschätzung der Werttreiber und deren Veränderungen sowie der notwendigen Investitionen und der damit einhergehenden Kapitalbindung verwenden;
  • möglich...

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