I. Vorbemerkung

 

Tz. 1

Stand: EL 28 – ET: 03/2016

Am 09.07.2009 hat der International Accounting Standards Board (IASB) den International Financial Reporting Standard for Small and Medium-sized Entities (International Financial Reporting Standard für kleine und mittelgroße Unternehmen; nachfolgend IFRS für KMU) veröffentlicht. Bereits die Vorgängerorganisation des IASB, das International Accounting Standards Committee (IASC), hatte den Bedarf für einen speziellen Standard für kleine und mittelgroße Unternehmen gesehen (vgl. IASC, IASC Insight December 2000, S. 9). Hintergrund waren Forderungen nach gesonderten Rechnungslegungsvorschriften für kleine und mittelgroße Unternehmen (KMU), die die Finanzinformationen international vergleichbar machen (vgl. IFRS für KMU Basis for Conclusions 36–37, auch Grundlage für Schlussfolgerungen genannt, nachfolgend zitiert als IFRS für KMU BC36–37). Die Größenmerkmale deutscher KMU sind im Zusammenhang mit dem KMU-Begriff, der den IFRS für KMU zugrunde liegt, nicht einschlägig (vgl. Tz. 26, 28).

 

Tz. 2

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Bereits im Vorwort des IFRS für KMU (2009) hatte der IASB angekündigt, eine umfangreiche Überprüfung des Regelwerks vorzunehmen, sobald es mindestens zwei Jahre veröffentlichter Abschlüsse von einem breiten Spektrum von Unternehmen gebe (vgl. IFRS für KMU(2009) Preface P16). Erste Unternehmen begannen in 2010 mit der Anwendung der Regelungen. Folglich wurde der erste Überarbeitungsturnus des IFRS für KMU vom IASB im Juni 2012 durch Versand eines Fragenkatalogs (request for information) initiiert und fand mit der Veröffentlichung von Änderungen am IFRS für KMU am 21.05.2015 seinen Abschluss (vgl. 2015 Amendments to the IFRS for SMEs, nachfolgend kurz: IFRS für KMU (2015)). Neben den Ergebnissen aus dem Fragenkatalog bildeten Änderungen herkömmlicher IAS/IFRS sowie die Questions & Answers der SME Implementation Group (kurz: SMEIG) die Ausgangsbasis für die Überarbeitung. Aufgrund der erhaltenen Rückmeldungen sowie der Tatsache, dass es sich um ein vergleichsweise neues Standardwerk handele, wollte der IASB jedoch lediglich limitierte Änderungen am IFRS für KMU vornehmen (vgl. IFRS für KMU (2015) Introduction). Die Änderungen 2015 werden in Tz. 16 übersichtsartig vorgestellt (vgl. Tz. 16) und sind in den einzelnen Abschnitten kenntlich gemacht.

 

Tz. 3

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Seit seiner Veröffentlichung wurde der Standard in einer Vielzahl von Ländern eingeführt. Dazu zählen vor allem Länder Mittel- und Südamerikas sowie Afrika. Dies verdeutlicht, dass der Bedarf für ein vereinfachtes internationales Regelwerk für KMU groß war.

II. Zielsetzung eines internationalen Rechnungslegungsstandards für KMU

 

Tz. 4

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Der IASB wollte mit dem IFRS für KMU einen eigenständigen Rechnungslegungsstandard schaffen, der – basierend auf dem Rahmenkonzept der herkömmlichen IFRS – zu einer internationalen Vergleichbarkeit der Finanzinformationen von KMU führt. Dabei sollten sowohl die Besonderheiten von KMU als auch die speziellen Bedürfnisse der Jahresabschlussadressaten berücksichtigt werden. Der Standard soll im Vergleich zu den herkömmlichen IFRS einfacher zu verstehen und leichter anzuwenden sein.

III. Legitimation des IASB zur Entwicklung eines IFRS für KMU

 

Tz. 5

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Der IASB sah sich im Rahmen des ursprünglichen Standardsetzungsprozesses insbesondere von deutscher Seite dem Vorwurf ausgesetzt, dass er für die Erstellung von Rechnungslegungsstandards für KMU nicht befähigt sei und dies auch nicht zu seinen Aufgaben zähle (vgl. Europäisches Parlament, Working Paper 30.03.2007, S. 6; Niehus, DB 2006, S. 2531). Der Vorwurf der mangelnden Expertise rührte im Wesentlichen daher, dass der Fokus des Gremiums vor der Bearbeitung des IFRS für KMU auf kapitalmarktorientierten Unternehmen lag und der IASB fast ausschließlich aus Mitgliedern zusammengesetzt ist, deren Erfahrungen sich auf diese Unternehmensgruppe beschränken. Eine grundsätzliche Legitimation zur Entwicklung internationaler Rechnungslegungsstandards für KMU ergibt sich jedoch aus der Zielsetzung des IASB "to develop, in the public interest, a single set of high quality, understandable, enforceable and globally accepted financial reporting standards based on clearly articulated principles. These standards should require high quality, transparent and comparable information in financial statements and other financial reporting to help investors, other participants in the various capital markets of the world and other users of financial information make economic decisions" (vgl. IFRS für KMU (2015) P3(a)). Hierbei sollen "the needs of a range of sizes and types of entities in diverse economic settings" Berücksichtigung finden (vgl. IFRS für KMU (2015) P3(c)).

IV. Entwicklungsgeschichte des Standards

 

Tz. 6

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Der IASB erschließt sich mit dem Standard eine neue Zielgruppe: nicht-kapitalmarktorientierte Unternehmen. Grundsätzlich ist der IASB zwar der Auffassung, dass die herkömmlichen IFRS auch durch KMU anwendbar seien, jedoch stellen diese Regelungen in erster Linie auf die Bedürfnisse der Nutzer von Abschlüssen kapitalmarktorientierter Unterne...

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