Tz. 131

Stand: EL 40 – ET: 02/2020

Die Haltung der amerikanischen Wertpapier- und Börsenaufsichtsbehörde SEC und dem amerikanischen Standard Setting Body FASB gegenüber IFRS unterlag in den letzten Jahren starken Wandlungen. Die kritische Haltung des FASB gegenüber den damaligen IAS wurde deutlich, als der FASB in der 1996 erstmals veröffentlichten und später aktualisierten Studie IASC-U. S. Comparison Project, 255 wesentliche Unterschiede zwischen den damaligen IAS und US-GAAP feststellte und neben den zahlreichen inhaltlichen Abweichungen wesentlicher Regelungen, wie zB der Aktivierbarkeit von Entwicklungsausgaben, auch die geringe Unterstützung des seinerzeitigen IASC durch nur kleine professionelle Stäbe und Forschungsabteilungen kritisierte (vgl. FASB, 1996, S. 20ff.). Noch bei der Verabschiedung der Core Standards durch die IOSCO im Jahr 2000 störte sich die SEC an den offenen suspense issues und stellte die Kapitalmarkttauglichkeit von IAS-Abschlüssen grundsätzlich in Frage (vgl. Tz 117f.).

Sämtlichen Ankündigungen der SEC gingen bis dahin Diskussionen und Planungen zwischen FASB und IASB voraus, die bereits in den Jahren zuvor eng zusammengearbeitet hatten und 2002 ein gemeinsames Memorandum of Understanding verabschiedeten, das – aktualisiert in den Jahren 2006 und 2008 – eine verstärkte Zusammenarbeit auf den Gebieten neuer bzw. verbesserter Standards vorsah (vgl. Kühne, WPg 2008, S. 884ff.; vgl. Tz. 104).

Im September 2002 entschieden IASB und FASB eng zusammenzuarbeiten, um – auch in Abstimmung mit anderen nationalen Standardsetters – die Unterschiede zwischen internationalen Standards und US-GAAP anfänglich zu verringern und später vollständig zu beseitigen. Ihre Entscheidung wurde im Jahr 2002 in einem gemeinsamen Memorandum of Understanding, dem sogenannten Norwalk Agreement, niedergelegt. Ihre Verpflichtung zur Zusammenarbeit verstärkten beide Gremien mit der Verlautbarung A Roadmap for Convergence, worin wesentliche Meilensteine der weiteren Zusammenarbeit für die Zeit zwischen 2006 und 2008 vereinbart wurden (vgl. http://www.ifrs.org/Use-around-the-world/Global: Abruf 2.10.2013; vgl. Kühne, WPg 2008, S. 884ff.; vgl. Tz. 104e). Nachdem die SEC bisher auf einer Überleitungsrechnung (reconciliation) von IFRS auf US-GAAP bestanden hatte, die es durch kontinuierliche Konvergenz-Schritte abzubauen galt, schien es, als gäbe sie zwischenzeitlich ihre ablehnende Haltung gegenüber den IFRS auf (vgl. Tz 104e). In einer Verlautbarung aus dem Jahr 2007 kündigte sie an, dass die nach IFRS aufgestellten Abschlüsse, von nichtamerikanischen aber an US-Börsen zugelassenen Unternehmen, für Geschäftsjahre, die nach dem 15.11.2007 enden, ohne Überleitungsrechnung anerkannt würden (vgl. SEC Release No. 33–8879, 21.12.2007: "Acceptance from Foreign Private Issuers of Financial Statements prepared in accordance with International Financial Reporting Standards without Recconciliation to U. S. GAAP"). Diese positive Entwicklung setzte sich fort, als die SEC 2008 die Einreichung von IFRS-Abschlüssen auch für US-amerikanische Unternehmen ab dem Jahr 2014 als regelungskonform in Aussicht stellte, sofern einige inhaltliche Punkte überarbeitet würden (vgl. SEC Release No. 33–8982; 14.11.2008; Coenenberg/Haller/Schultze, 2018, S. 61). Ebenfalls in diesem Jahr erneuerten beide Gremien wiederum ihre Absichtserklärungen der weiteren Zusammenarbeit und stellten einen Arbeitsplan auf. In einem im November 2009 veröffentlichten Progress Report wurde noch eine weitere Verstärkung der Zusammenarbeit angekündigt, der beispielsweise gemeinsame Board-Meetings und vierteljährliche Updates über den Fortgang und die erzielten Fortschritte folgen sollten.

Der in 2008 vereinbarte Fahrplan zur Benennung und Erledigung von Aufgaben als wichtige Voraussetzung für die weiteren Konvergenzbemühungen und die Anerkennung von IFRS für US-Unternehmen wurde durch die SEC in 2010 überarbeitet (vgl. SEC Release No. 33–9109, 24.02.2010; Coenenberg/Haller/Schultze, 2018, S. 61). Im April 2012 veröffentlichten IASB und FASB gemeinsam den Joint Progress Report. Hierin wurde festgehalten, dass die im Memorandum of Understanding als langfristig deklarierten Themen Leasing, Umsatz-/Erlösrealisierung (revenue recognition) und Finanzinstrumente noch nicht abgeschlossen seien (vgl. Tz. 109). Im Jahr 2014 folgte dann noch die Herausgabe des gemeinsamen Standards "Revenue from Contracts with Customers" durch IASB und FASB.

Ausgehend von dem am 13.07.2012 veröffentlichten SEC Final Staff Report (http://www.sec.gov/spotlight/globalaccountingstandards/ifrs-work-plan-final-­report.pdf, Abruf 11.11.2013) geht die IFRS Foundation in ihrer am 22.10.2012 veröffentlichten Staff Analysis (http://www.ifrs.org/Alert/PressRelease/Pages/IFRS-Foundation-Staff-Analysis-of-SEC-Final-Staff-Report-on-IFRS.aspx, Abruf 11.11.2013) auf die in diesem Papier geäußerten Kritikpunkte an der Organisation des IASB, der Finanzierung, dem Standard Setting Process sowie den grundsätzlichen Unterschi...

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