Innerhalb des Supply Chain Controllings wird eine intelligente Vernetzung und gezielte Steuerung besonders leistungsfähiger Elemente als "Supply Chain Execution System" bezeichnet. Dieses System ist eine kluge Steuerungszentrale, welche beteiligten Partnern relevante Informationen häufig in Echtzeit zur Verfügung stellt. Dadurch wird die Robustheit im logistischen Netzwerk signifikant erhöht. Mit der Nutzung von Supply-Chain-Execution-Systemen erreichen Akteure die derzeit wohl höchste Entwicklungsstufe des Netzwerkmanagements: Die kognitive Supply Chain. Damit ist eine denkende, messende, wahrnehmende und vor allem lernende Organisation gemeint. Ein modernes Supply Chain Controlling berücksichtigt diese Parameter, es richtet sich gezielt auf die Adaption von Prozessen aus: Das Supply Chain Controlling reagiert bei Störungen schnell, agil und eigenständig. Adaptive Supply-Chain-Systeme sind ein wichtiger Baustein für ein robustes Supply Chain Controlling.

Ein widerstandsfähiges Supply-Chain-Execution-System beinhaltet die Attribute Schnelligkeit, Agilität, Granularität, Genauigkeit und Automatisierung (s. Abb. 3):[1]

  • Schnelligkeit: Wöchentliche oder tägliche Prognosen stützen sich auf Predictive Analytics ("What will happen?") und Prescriptive Analytics ("How can we make it happen?"). Z. B. wird bei "Predictive Shipping" ein Produkt bereits versendet, bevor der Kunde seine Bestellung ausführt. Dieses Verfahren ist für Fast Moving Goods einsetzbar: schnelldrehende Artikel mit hohem Lagerumschlag und ausgeprägter Bestellwahrscheinlichkeit.
  • Agilität: Mit Hilfe von Real-Time-Planungen können im Supply Chain Controlling Angebots- und Nachfrageänderungen rasch in das Forecasting einfließen. Dazu finden Tracking-and-Tracing-Systeme Einsatz, die mit Transpondern ausgerüstet sind. Das Controlling initiiert bei Engpässen frühzeitig die Auslagerung von Aktivitäten.
  • Granularität: Innerhalb der Lieferkette möchten Kunden in zunehmendem Maße individuell bedient werden. Das Supply Chain Controlling stößt daher eine Mikrosegmentierung von Kundendaten an. Kunden werden in geeignete Cluster separiert und aus einem "Supply Chain Menü" mit denjenigen Leistungen bevorzugt beworben, welche ihre Wünsche vermutlich am besten abbilden (Grundprinzip: Mass Customization).
  • Genauigkeit: Häufig ist es im Netzwerkverbund unerlässlich, eine räumlich exakte Ortung von Partnern vorzunehmen. Gemäß der End-to-End-Philosophie werden zur Verfügung stehende Daten gezielt genutzt und Kennzahlen automatisch abgeleitet (Beispiele: Lieferverzugsrate, Lieferservicegrad). Dadurch entstehen "Clean-Sheet-Modelle", welche eine Performance-Messung in der Supply Chain begünstigen. "Clean-Sheet-Modelle" verfügen über lernende Parameter, welche Risiken frühzeitig erkennen und idealerweise eigenständig lösen. Dadurch werden Transport-, Lagerhaltungs- oder Inventurprozesse gezielt verbessert.
  • Automatisierung: Schließlich zeichnet sich ein modernes Supply Chain Controlling durch seine Automatisierung aus. Der Netzwerkaufbau wird ständig dahingehend überprüft, ob die Partner optimal eingesetzt und ausgelastet werden. Das Ziel besteht darin, über Automatisierung ein "Demand Shaping" zu initiieren: Darunter versteht man eine nachfragekonforme Ausrichtung von Supply-Chain-Tätigkeiten, welche den Kunden zum Kauf animieren sollen. Einem Kunden sind Preisanreize, Kostenanpassungen oder Produktsubstitutionen zu offerieren. Stellt das Controlling einen Warenüberschuss fest, werden die Marketingbemühungen für dieses Produkt gegenüber ausgewählten Kunden gezielt erhöht (Ergebnis: Steigerung der Produktattraktivität).

Abb. 3: Bausteine des Supply Chain Execution Systems

[1] Vgl. Werner, 2020, S. 266.

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