Um zu einer schnellen Einschätzung der Debitorensituation zu gelangen, ist die Verwendung von Kennzahlen hilfreich. Mögliche und praxisrelevante Kennzahlen sind:

2.3.1 Debitorenumschlagshäufigkeit

Um zu besseren Erkenntnissen zu gelangen, werden gleitende Mittelwerte verwendet. Dabei werden der monatliche Endbestand der Debitoren sowie der monatliche Umsatz ermittelt. Die Werte von 3 aufeinander folgenden Monaten werden addiert und daraus der durchschnittliche Wert gebildet. Die durchschnittliche Debitorenumschlagshäufigkeit ergibt sich sodann aus der Formel:

 
durchschnittlicher Umsatz
durchschnittliche Debitoren
 
Praxis-Beispiel

Ermittlung der Debitorenumschlagshäufigkeit

 
  Debitoren Umsatz
Monat Monatsende ­Anzahl 3 Monate

Monat

Mittelwert
Monatsende TEUR 3 Monate

Monat

Mittelwert
November 180     345    
Dezember 287     362    
Januar 292 759 253,0 375 1082 360,7
Februar 290 869 289,7 367 1104 368,0

Aus den vorgenannten Werten ergibt sich eine durchschnittliche Debitorenumschlagshäufigkeit von:

 
Monat Januar: 360,7 : 253,0 = 1,43
Monat Februar: 368,0 : 289,7 = 1,27

Durchschnittliches Zahlungsziel

Das durchschnittliche Zahlungsziel in Monaten ergibt sich aus der Formel:

 
durchschnittliche Debitoren
durchschnittlicher Umsatz
 
Praxis-Beispiel

Durchschnittliches Zahlungsziel

 
Monat Januar: 253,0 : 360,7 = 0,70 Monate (= 21,0 Tage)
Monat Februar: 289,7 : 368,0 = 0,79 Monate (= 23,7 Tage)

Die durchschnittliche Debitorenumschlagshäufigkeit ist geringfügig gesunken (von 1,43 auf 1,27). Daraus resultiert, dass sich das durchschnittliche Zahlungsziel geringfügig (um 2,7 Tage) verschlechtert hat.

Diese Kennzahlen können für die Debitoren insgesamt, aber auch für einzelne, insbesondere umsatzstarke, Kunden gebildet werden.

 
Praxis-Tipp

Debitorenlaufzeit senken

Anzustreben ist, dass die Debitorenlaufzeit geringer ist als die Kreditorenlaufzeit (Zahlungen des Unternehmens an seine Lieferanten).

 
Wichtig

Kennzahlen monatlich ermitteln und vergleichen

Die Kennzahl sollte monatlich (mind. quartalsmäßig) ermittelt werden. Vergleicht man die Kennzahl über einen längeren Zeitraum, kann festgestellt werden, inwieweit sich das Zahlungsverhalten der Kunden ändert, insbesondere bei separater Kennzahlenbildung für A-Kunden. Steigt die Debitorenlaufzeit, ist das Mahnwesen unverzüglich zu überprüfen und zu optimieren. Mit steigender Debitorenlaufzeit steigen auch das Ausfallrisiko und die Zinskosten.

2.3.2 Wagnisverluste

Um die Risiken aus uneinbringlichen und zweifelhaften Forderungen zu erkennen, kann man hierzu folgende Kennzahlen bilden:

 
zweifelhafte Debitoren * 100
(durchschnittlicher) Umsatz

Steigt die Kennzahl, so bedeutet dies, dass mit höheren Zahlungsausfällen zu rechnen ist. Daraus ergeben sich negative Auswirkungen auf die Liquiditätslage des Unternehmens. Dies lässt sich anschließend durch die folgende Kennzahl belegen:

 
uneinbringliche Debitoren * 100
(durchschnittlicher) Umsatz

Gegenmaßnahmen müssen bereits ergriffen werden, wenn sich die erste Kennzahl verschlechtert oder über dem Durchschnitt vergleichbarer Unternehmen liegt

2.3.3 ABC-Analyse der Kunden

Ein weiteres Hilfsmittel zur Analyse der Debitoren bietet die ABC-Analyse.

Eine Einteilung nach unterschiedlichen Analysekriterien ist möglich, beispielsweise wie folgt:

 
  Wichtigkeit Wertigkeit Umsatzanteil
A sehr wichtig hochwertig hoch
B mittelwichtig mittelwertig mittel
C unwichtig niedrigwertig schwach

Die Einteilung in 3 Klassen ist jedoch nicht zwingend erforderlich und kann durchaus – falls erforderlich – unternehmensspezifisch erweitert werden.

Bekannt ist in diesem Zusammenhang die Erweiterung der ABC-Analyse zur ABCKr-Analyse, wobei Kr einen kritischen Bereich kennzeichnet und dieser Bereich höher zu bewerten ist, als der A-Bereich.

 
Praxis-Beispiel

Kritischer Bereich

Ein Unternehmen, das im Umsatzanteil im C-Bereich liegt, stellt ein kleines elektronisches Teil her, ohne dass das vom Unternehmen herzustellende Produkt nicht einsatzfähig ist. Der Ausfall des Lieferanten dieses notwendigen Teils würde die Produktion des Produkts unmöglich machen.

Für die Liquiditätsverbesserung ist die Untersuchung der Debitoren ein wichtiger Aspekt. Durch die Auflistung der Debitoren der Einzelkunden und der Diversen (insgesamt) lassen sich deren prozentuale Anteile an den Gesamtdebitoren ermitteln. Je größer der Anteil eines Einzeldebitors (A-Debitor) an den Gesamtdebitoren ist, desto höher ist das Debitorenausfallrisiko einzuschätzen.

Hier ist die Debitorenliste der Buchhaltung auszuwerten. Vielfach bieten Buchungsprogramme auch die Möglichkeit über einen Listengenerator unternehmensspezifische Auswertungen zu erstellen.

 
Praxis-Beispiel

Debitoren-ABC-Analyse der Firma Mustermann GmbH

Das Unternehmen hat im Analysezeitraum 220 Kunden, davon 25 = 11,4 % mit einem Umsatz über 50.000 EUR. Mit diesen 25 A-Kunden erzielt das Unternehmen aber 52,1 % seines gesamten Umsatzes.

 
Mustermann GmbH Analyse der Debitoren
Klasse Wertgrenze Kontenanzahl in % Umsatz in %
A über 50.000 EUR 25 11,4 1.875.000 EUR 52,1
B 5.000 bis 49.999 EUR 53 24,1 1.150.000 EUR 31,9
C bis 5.000 EUR 142 64,5 575.0...

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