Wesentliche Voraussetzung zur Beeinflussung der Debitoren ist die genaue Kenntnis über Art und Höhe der Debitoren-Einzelposten. Ein wichtiges Hilfsmittel bei der Debitorenzergliederung bietet die ABC-Analyse.[1]

Weitere Erkenntnisse ergeben sich aus Branchenvergleichszahlen, die häufig von den Verbänden, Kammern oder Innungen für ihre Mitgliedsbetriebe zur Verfügung gestellt werden.

2.1 Ermittlung der Debitoren

Jeder Einzelposten ist nach dem jeweiligen Kunden, seiner Höhe und dem Entstehungstag zu ermitteln. Diese Aufstellung kann durch weitere Daten ergänzt werden, z. B. Zahlungsziele, Sicherungsmittel usw. In kleineren Unternehmen wird diese Ermittlung vielfach manuell vorgenommen. Beim Einsatz von Finanzbuchführungsprogrammen ist darauf zu achten, dass die Auswertung der Debitoren sowohl als Bildschirmauskunft wie als Listenausdruck vorhanden ist.

2.2 Debitorenmanagement

Ein aktiv gesteuertes und kontrolliertes Debitorenmanagement ist von wesentlicher Bedeutung für die Liquiditätsversorgung des Unternehmens. Grundlage dafür ist der Einsatz von Kennzahlen. Damit verfügt das Unternehmen über Indikatoren, die eine Frühwarnfunktion beinhalten und rechtzeitig auf einen akuten Handlungsbedarf hinweisen.

Ein systematisches Debitorenmanagement verbessert nicht nur die Liquiditätslage des Unternehmens, sondern ermöglicht i. d. R. deutliche Einsparungen bei den Kapitalkosten des Unternehmens. Die Einräumung langer Zahlungsziele bedeutet eine unverzinste Kreditgewährung an die Kunden. Dies lässt sich anhand eines Zahlenbeispiels verdeutlichen:

 
Praxis-Beispiel

Kapitalkostenreduzierung durch verkürztes Zahlungsziel

Bei einem Unternehmen mit einem Jahresumsatz in Höhe von 10 Mio. EUR werden die Forderungen durchschnittlich nach 40 Tagen von den Kunden beglichen. Bei einem Zinssatz von 5 % ergeben sich Kapitalkosten von rd. 55.000 EUR. Kann das Unternehmen das durchschnittliche Zahlungsziel auf 30 Tage senken, reduzieren sich durch diese Maßnahme die Kapitalkosten auf rd. 41.000 EUR, eine Einsparung in Höhe von rund 14.000 EUR. Durch die zwischenzeitlich erfolgten Zinserhöhungen steigen die Kapitalkosten.

2.3 Kennzahlen zum Debitorenbereich

Um zu einer schnellen Einschätzung der Debitorensituation zu gelangen, ist die Verwendung von Kennzahlen hilfreich. Mögliche und praxisrelevante Kennzahlen sind:

2.3.1 Debitorenumschlagshäufigkeit

Um zu besseren Erkenntnissen zu gelangen, werden gleitende Mittelwerte verwendet. Dabei werden der monatliche Endbestand der Debitoren sowie der monatliche Umsatz ermittelt. Die Werte von 3 aufeinander folgenden Monaten werden addiert und daraus der durchschnittliche Wert gebildet. Die durchschnittliche Debitorenumschlagshäufigkeit ergibt sich sodann aus der Formel:

 
durchschnittlicher Umsatz
durchschnittliche Debitoren
 
Praxis-Beispiel

Ermittlung der Debitorenumschlagshäufigkeit

 
  Debitoren Umsatz
Monat Monatsende ­Anzahl 3 Monate

Monat

Mittelwert
Monatsende TEUR 3 Monate

Monat

Mittelwert
November 180     345    
Dezember 287     362    
Januar 292 759 253,0 375 1082 360,7
Februar 290 869 289,7 367 1104 368,0

Aus den vorgenannten Werten ergibt sich eine durchschnittliche Debitorenumschlagshäufigkeit von:

 
Monat Januar: 360,7 : 253,0 = 1,43
Monat Februar: 368,0 : 289,7 = 1,27

Durchschnittliches Zahlungsziel

Das durchschnittliche Zahlungsziel in Monaten ergibt sich aus der Formel:

 
durchschnittliche Debitoren
durchschnittlicher Umsatz
 
Praxis-Beispiel

Durchschnittliches Zahlungsziel

 
Monat Januar: 253,0 : 360,7 = 0,70 Monate (= 21,0 Tage)
Monat Februar: 289,7 : 368,0 = 0,79 Monate (= 23,7 Tage)

Die durchschnittliche Debitorenumschlagshäufigkeit ist geringfügig gesunken (von 1,43 auf 1,27). Daraus resultiert, dass sich das durchschnittliche Zahlungsziel geringfügig (um 2,7 Tage) verschlechtert hat.

Diese Kennzahlen können für die Debitoren insgesamt, aber auch für einzelne, insbesondere umsatzstarke, Kunden gebildet werden.

 
Praxis-Tipp

Debitorenlaufzeit senken

Anzustreben ist, dass die Debitorenlaufzeit geringer ist als die Kreditorenlaufzeit (Zahlungen des Unternehmens an seine Lieferanten).

 
Wichtig

Kennzahlen monatlich ermitteln und vergleichen

Die Kennzahl sollte monatlich (mind. quartalsmäßig) ermittelt werden. Vergleicht man die Kennzahl über einen längeren Zeitraum, kann festgestellt werden, inwieweit sich das Zahlungsverhalten der Kunden ändert, insbesondere bei separater Kennzahlenbildung für A-Kunden. Steigt die Debitorenlaufzeit, ist das Mahnwesen unverzüglich zu überprüfen und zu optimieren. Mit steigender Debitorenlaufzeit steigen auch das Ausfallrisiko und die Zinskosten.

2.3.2 Wagnisverluste

Um die Risiken aus uneinbringlichen und zweifelhaften Forderungen zu erkennen, kann man hierzu folgende Kennzahlen bilden:

 
zweifelhafte Debitoren * 100
(durchschnittlicher) Umsatz

Steigt die Kennzahl, so bedeutet dies, dass mit höheren Zahlungsausfällen zu rechnen ist. Daraus ergeben sich negative Auswirkungen auf die Liquiditätslage des Unternehmens. Dies lässt sich anschließend durch die folgende Kennzahl belegen:

 
uneinbringliche Debitoren * 100
(durchschnittlicher) Umsatz

Gegenmaßnahmen müssen bereits ergriffen werden, wenn s...

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