Probleme der Praxis sind lösbar

Die vorgestellten Investitionsrechnungen liefern wichtige Erkenntnisse für die Vorbereitung von Investitionsentscheidungen, haben aber ihre Grenzen. Zudem treten in der unternehmerischen Praxis diverse Probleme bei deren Anwendung auf. Eine vorrangige Aufgabe des Investitionscontrollings ist es, Lösungen für die wichtigen "Stolpersteine" aufzuzeigen.

Standardisierung der Investitionsrechnung

Vergleichbare Investitionen müssen vergleichbar beurteilt werden

Problematisch ist oftmals, dass in Unternehmen für gleichartige Entscheidungen unterschiedliche Verfahren zur Beurteilung von Investitionsalternativen verwendet werden.

Eine Vergleichbarkeit kann durch eine Standardisierung der Investitionsrechnung hergestellt werden. Es sind vom Controlling klare Vorgaben zu machen, welche Investitionen mit welchen Verfahren zu beurteilen sind. Hierbei sollten auch Vereinfachungen zulässig sein. So können kleinere Investitionen beispielsweise mit einem statischen Verfahren, z. B. der Amortisationsrechnung, beurteilt werden. Größere Investitionen mit längeren Laufzeiten sind jedoch mit einem festzulegenden dynamischen Verfahren, z. B. der Kapitalwertmethode, zu kalkulieren.

Prämissen müssen einheitlich festgelegt werden

Relevante Prämissen wie z. B. der Kalkulationszinssatz, Wechselkurse und Inflationsraten, der organisatorische Ablauf sowie die Entscheidungsbefugnisse sind ebenfalls einheitlich festzulegen. Empfehlenswert erscheint die Einrichtung eines Investitionsausschusses, typischerweise unter Einbezug der Geschäftsleitung, des Finanzwesens und des Controllings. Ein standardisierter Investitionsantrag erleichtert die Entscheidung. Hierin sollten sich insbesondere Angaben finden zu Antragsteller, Investitionsobjekt, Art und Notwendigkeit der Investition, Folgen einer unterlassenen Investition, Dringlichkeit und letztmöglicher Investitionstermin, geschätzten Investitions- und Folgekosten inkl. Personalbedarf, geplanter Nutzungsdauer und evtl. Investitionsalternativen.

Priorisierung von Investitionsprojekten

Zuerst die wichtigsten Projekte durchführen

Sind mehr Investitionen möglich, als hierfür finanzielle Mittel zur Verfügung stehen, ist eine Priorisierung der grundsätzlich vorteilhaften Investitionsprojekte vorzunehmen. Beispielsweise kann nach folgender Reihenfolge bei der Vergabe der begrenzten Mittel vorgegangen werden:

1. Priorität: Investition ist aufgrund gesetzlicher Vorgaben nicht aufschiebbar.

2. Priorität: Investition dient dem Erhalt der Leistungsfähigkeit, z. B. Ersatz von veralteten Anlagen

3. Priorität: Investition zur Verbesserung der Leistungsfähigkeit bestehender Anlagen (Rationalisierung)

4. Priorität: Kapazitäts- und erlössteigernde Investitionen.

Abgrenzung von Projekten und Zurechnung von Erlösen

Es erweist sich häufig als schwierig, einzelnen Investitionsobjekten die damit verbundenen Aus- und insbesondere Einzahlungen exakt zuzurechnen, beispielsweise wenn es sich um eine Maschine in einer Produktionskette handelt. Wirkungszusammenhänge sind oft kaum zu erkennen bzw. zu quantifizieren. Auch wenn bei der Identifikation von erfolgswirksamen Einflussgrößen größtmögliche Genauigkeit angewendet wird, wird die Datengrundlage deswegen nur selten vollständig richtig sein.

Berücksichtigung von Unsicherheiten

Planungen sind unsicher

Zudem beziehen sich Investitionsrechnungen auf die Zukunft, angenommene Zahlungen sind somit unsicher. Risiken bestehen hierbei sowohl außerhalb des Unternehmens, z. B. geringere Nachfrage, Alternativprodukte der Konkurrenz, teurere Ressourcen, Gesetzesänderungen, als auch innerhalb des Unternehmens, z. B. durch eine verzögerte Produktentwicklung, Personalausfälle oder einen nicht erwarteten Kostenanstieg.

Es muss den Entscheidern bewusst sein, dass genaue Berechnungen aufgrund der schwierigen Zurechenbarkeit von Aus- und Einzahlungen sowie der Unsicherheit der Daten eine Scheingenauigkeit vortäuschen. Letztlich kann das Ergebnis von Berechnungen nur so gut sein, wie die diesen Berechnungen zugrunde liegenden prognostizierten Daten.

Ansätze zur Berücksichtigung von Unsicherheit

Die Unsicherheit kann berücksichtigt bzw. verdeutlicht werden, indem beispielsweise

  • zukünftige Ein- und Auszahlungen durch risikoabhängige Ab- bzw. Aufschläge korrigiert werden. Hierdurch wird das Risiko allerdings nur recht ungenau erfasst;
  • der Kalkulationszinsfuß höher angesetzt wird und dadurch die zukünftigen Zahlungen entsprechend stärker abgezinst werden;
  • die Investitionsrechnung nicht nur für den erwarteten Normallfall ermittelt wird, sondern in Szenarien auch der schlechteste (Worst Case) und ggf. der beste Fall (Best Case) aufgezeigt werden. Werden für die Szenarien zudem Eintrittswahrscheinlichkeiten unterstellt, kann ein gewichteter Erwartungswert ermittelt werden;
  • Sensitivitätsanalysen erstellt werden, welche die Auswirkungen von möglichen Abweichungen gegenüber der Planung verdeutlichen, z. B. Veränderungen bei Absatzmenge, Zinssatz oder angenommenen Ein- und Auszahlungen.

Eine Inv...

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