Zusammenfassung

Hat sich ein Unternehmen entschieden, in einem als wichtig erkannten strategischen Feld ein F&E-Projekt zu realisieren, stellt sich die Frage, wie man die Vorteilhaftigkeit eines solchen Vorhabens bewerten kann.

Die Herausforderung bei einer Bewertung liegt darin, dass eine Entscheidung meist unter Unsicherheit getroffen werden muss, da nicht alle notwendigen Informationen zur Verfügung stehen. In vielen Fällen ist es erforderlich, auf Schätzungen, Prognosen und Daten Dritter zurückzugreifen. Es müssen neben Entwicklungskosten u. a. Absatzmarkt, Kundenerwartungen, Preisvorstellungen oder Marktveränderungen berücksichtigt werden. Bei der Bewertung ist es erforderlich, stets gleiche Maßstäbe anzulegen, um unterschiedliche Projekte objektiv vergleichen zu können.

Der Aufsatz zeigt am Beispiel einer GmbH aus der Informationstechnologie (IT), wie mit Hilfe eines Excel-Tools die Attraktivität geplanter Entwicklungen berechnet, verglichen und F&E-Budgets entsprechend dieser Attraktivität verteilt werden können.

Der Aufsatz baut auf dem Artikel F&E-Controlling mit Portfolio-Analyse – Praxisbeispiel mit Excel-Anwendung auf.

1 Warum F&E-Projektbewertungen?

Unter Forschung und Entwicklung wird die Entwicklung oder signifikante Verbesserung von Produkten oder Dienstleistungen verstanden. Zunächst ist es für ein Unternehmen entscheidend, ein oder mehrere konkrete Suchfelder zu bestimmen, innerhalb derer dann einzelne Entwicklungsprojekte durchgeführt werden.

Projekte aus strategischen Suchfeldern

Wenn die Grobbewertung zeigt, dass es sich lohnt, sich mit einem oder mehreren Suchfeldern zu beschäftigen, gilt es, innerhalb der Suchfelder gezielt ein oder mehrere Projekte zu beschreiben, diese detailliert zu bewerten und aus mehreren Alternativen diejenigen auszuwählen, die für den Betrieb das höchste Ertragspotenzial besitzen (vgl. Abb. 1).

Abb. 1: Vorgehensweise bei der Identifizierung von Entwicklungsvorhaben

Im Folgenden wird eine praxiserprobte Methode vorgestellt, wie sich mit vergleichsweise einfachen Mitteln eine hinreichend genaue Bewertung erstellen lässt und mit deren Hilfe ein Betrieb beurteilen kann, ob sich die Entwicklung eines Produktes voraussichtlich lohnen wird. Die Begriffe Produkt, Projekt und Vorhaben werden im weiteren Verlauf synonym verwendet.

2 Welche Kriterien müssen berücksichtigt werden?

Die Beurteilung der Vorteilhaftigkeit eines F+E-Vorhabens ist komplex. Es müssen unterschiedliche Kriterien untersucht werden, anhand derer entschieden werden kann, ob sich die Umsetzung der Entwicklung lohnt, z. B.:

  • Produktidee mit Kundennutzen und Alleinstellungsmerkmalen
  • Geplante Absatzmärkte und Gesamtpotenzial des Marktes
  • Absatzpotenziale für das eigene Unternehmen (Anteil aus dem Gesamtpotenzial des Marktes)
  • Wettbewerbssituation
  • Zahlungsbereitschaft der potenziellen Kunden
  • Voraussichtliche Lebensdauer eines Produktes
  • Entwicklungskosten und ggf. Kooperationspartner
  • Betriebskosten
  • Definition von Meilensteinen und Abbruchkriterien
  • Sonstige Kriterien, z. B. Schutzrechte oder geplante Kooperationen (optional)
  • Ergebnisvergleich und Entscheidungsempfehlung.

3 Entscheidungen unter Unsicherheit

Alle Beteiligten stehen vor der Herausforderung, die Vorteilhaftigkeit eines Vorhabens überwiegend anhand von Plan- und Schätzdaten vornehmen zu müssen, wobei die Unsicherheit mit zunehmendem Zeithorizont überproportional steigt. Um das Risiko zu begrenzen, sollte kritischen Faktoren wie etwa

  • Beschreibung der Produktidee einschließlich Kundennutzen und Alleinstellungsmerkmale,
  • Situation auf den Absatzmärkten,
  • Zahlungsbereitschaft der Kunden,
  • voraussichtliche Kostensituation

besondere Aufmerksamkeit gewidmet werden.

Abbruch-Meilensteine einplanen

Um Misserfolge zu verhindern bzw. deren Ausmaß zu minimieren, sollten Abbruch-Meilensteinen definiert werden, z. B. während der Produktentwicklung. Verändern sich z. B. Kundenverhalten, Marktdaten, Technologie oder Wettbewerb, muss neu hinterfragt werden, ob sich die Entwicklung noch lohnt oder ob es nicht günstiger ist, die Ressourcen in ein alternatives Vorhaben zu investieren.

4 F&E-Projektbewertung am konkreten Beispiel

Im Folgenden wird am Beispiel einer GmbH aus der IT-Branche beschrieben, wie die Entwicklung einer neuen Software bewertet werden kann. Die GmbH hat den Trend zum Cloud-Lösungen oder Computing on Demand (COD) oder erkannt und plant, ihren Kunden Software für unterschiedliche Themen und Inhalte anzubieten. Cloud-Lösungen zeichnen sich u. a. dadurch aus, dass der Kunde Software nicht mehr kaufen muss, sondern mieten kann. Im Preis inbegriffen sind Updates, die automatisch zur Verfügung gestellt werden Die Mietkosten richten sich in der Regel nach dem Umfang der Nutzung oder der verarbeiteten Datenmenge durch den Kunden. Kunden, die eine Software nur in geringem Umfang nutzen, bzw. Kunden, die nur wenig Daten bewegen, zahlen weniger und umgekehrt. Mit Hilfe von Service-Level-Agreements (SLA) werden dabei die Nutzungs- und Verfügbarkeitsbedingungen, etwa Sicherheit, Autorisierung, Authentifizierung oder Ausfallzeiten, detailliert festgelegt. Die GmbH bedient überwiegend kleine und mittlere Geschäftskunden (KMU).

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