Zusammenfassung

Umweltgesetze und -verordnungen sowie das gestiegene Umweltbewusstsein der Anspruchsgruppen erfordern eine Berücksichtigung von Umweltfolgen bei unternehmerischen Entscheidungen. Das Ziel ist es, insbesondere eine CO2-Reduktion zu erreichen.

Hierzu bedarf es geeigneter Instrumente wie Carbon Controlling und Carbon Accounting. Das Carbon Controlling unterstützt die Unternehmensführung bei der Umsetzung umweltorientierter Maßnahmen sowie bei der Einhaltung der Klimaschutzvorschriften.

Basis des Carbon Controlling ist das Carbon Accounting, dem insbesondere die Aufgabe der Informationsgewinnung zukommt[1].

[1] Dieser Beitrag basiert auf einer im Wintersemester 2011/2012 am Lehrstuhl ABWL: Unternehmensrechnung und Controlling, Universität Rostock, verfassten Projektarbeit. Wir danken den Studentinnen Juliane Damm, Kristina Fischer und Xenia Weiß für ihre Unterstützung.

1 Relevanz des Carbon Accounting für Controller

Treibhauseffekt und Umweltbewusstsein der Öffentlichkeit

Der in den letzten Jahren beobachtete Anstieg der Durchschnittstemperatur der Erdoberfläche und die damit verbundene Klimaänderung haben die Problematik der globalen Klimaerwärmung in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt. Als grundlegende Ursache dieses anthropogenen (vom Menschen verursacht) Treibhauseffekts wird der Konzentrationsanstieg der Treibhausgase Kohlenstoff, Methan, Distickstoffoxid, Fluorchlorkohlenwasserstoff und Ozon gesehen, wobei die Emissionen von Kohlenstoffdioxiden circa 61 % ausmachen. In starkem Maße werden diese Emissionen von produzierenden und dienstleistenden Unternehmen verursacht. Vor diesem Hintergrund hat der Druck auf deutsche Unternehmen, ihre Prozesse umweltbewusster zu gestalten, zugenommen. Das gestiegene Umweltbewusstsein der Anspruchsgruppen hat zur Folge, dass Aktivitäten zur Senkung der Kohlenstoffemissionen erwartet werden. Es manifestiert sich u. a. in Negativ-Auszeichnungen[1]. Aus diesem Grund gehen Unternehmen zunehmend dazu über, das Thema Nachhaltigkeit nicht nur im Lagebericht zu behandeln, sondern eigene Nachhaltigkeitsberichte (außerhalb der Finanzberichterstattung) zu veröffentlichen[2]. Daneben existieren viel beachtete Initiativen zur integrierten Finanz- und Nachhaltigkeitsberichterstattung[3].

Nachhaltigkeitsberichte sollen der Öffentlichkeit ein transparentes Bild darüber vermitteln, welche Balance zwischen Ökonomie, Sozialem (bzw. gesellschaftlicher Verantwortung) und Umwelt angestrebt wird. Einen Schwerpunkt bilden die CO2-Emissionen, wobei dem Controller eine wesentliche Rolle bei deren Erfassung zukommt.

Neben dem Druck der Öffentlichkeit wird Klimaschutz seit den 1990er Jahren auch durch internationale wirtschaftspolitische Instrumente eingefordert. Bereits 1994 hat sich Deutschland als Mitgliedstaat der Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen (UN) verpflichtet, Inventare zu nationalen Treibhausgasemissionen zu verfassen und offenzulegen. Das im Februar 2005 in Kraft getretene Kyoto-Protokoll enthält Richtlinien für eine Reduktion der Treibhausgasemissionen. Es präzisiert die Bestimmungen der Klimarahmenkonvention der UN und legt verbindliche Zielwerte für die Emissionen von Treibhausgasen und insbesondere von Kohlenstoffdioxid fest.

[1] Vgl. "Dinosaurier des Jahres" des NABU-Naturschutzbund Deutschland e. V.
[2] Vgl. Homepages von: BASF SE; Deutsche Post DHL AG; Henkel AG & Co. KGaA; UniCredit Bank AG; MAN SE; SIEMENS AG; Aachener Stiftung Kathy Beys.
[3] Vgl. Homepage von Global Reporting Initiative; The International Integrated Reporting Council.

2 Grundlagen des Carbon Accounting

2.1 Umweltentwicklungen und gesetzliche Vorgaben zur CO2-Reduktion

Treiber klimaschutzbezogener Maßnahmen

Auf einer im Jahr 1997 in Kyoto stattfindenden Konferenz der UN für Umwelt und Entwicklung wurde erstmalig eine völkerrechtliche Vereinbarung der beteiligten Industriestaaten zur Reduzierung der 6 wichtigsten Treibhausgase getroffen. Die Unterzeichner haben sich verpflichtet, ihre Emissionen gegenüber dem Niveau von 1990 (mindestens) um 5 % zu reduzieren. Strengere Selbstverpflichtungen erlegten sich die Europäische Union (EU) und Deutschland auf: Innerhalb der sog. 1. Verpflichtungsperiode (2008-2012) sollten in der EU die CO2-Emissionen im Vergleich zum Basisjahr 1990 um 8 % und in Deutschland gar um 21 % sinken[1].

Klimaschutz­instrument Emissionshandel

Zur Realisierung der im Kyoto-Protokoll festgelegten Zielsetzungen wurde in der EU das Klimaschutzinstrument des Emissionshandels eingeführt. Nationale Verankerung hat es im Treibhausgas-Emissionshandelsgesetz (TEHG) erfahren. Es schafft "[…] die Grundlagen für den Handel mit Berechtigungen zur Emission von Treibhausgasen in einem gemeinschaftsweiten Emissionshandelssystem"[2]. Das TEHG orientiert sich hauptsächlich an Treibhausgase freisetzenden technischen Großanlagen. Hierfür werden individuelle, jährliche Emissionsobergrenzen festgelegt und eine entsprechende Anzahl an Emissionsberechtigungen in Form von Zertifikaten kostenfrei übertragen. Die Zertifikate sind grundsätzlich frei verkäuflich und müssen gemäß den Ist-Emissionen nach Ablauf des jeweiligen Jahres zurückgegeben werden. Mit anderen Worten: D...

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