Wie TRUMPF von systematischer Krisenvorbereitung profitiert

Krisenvorbereitung hilft: Das ist das Fazit von CFO Dr. Lars Grünert zu den Lessons Learned aus der Bewältigung der Corona-Krise. Auf sechs Fragen sollten Unternehmen Antworten parat haben.

Dr. Lars Grünert, CFO des bekannten Maschinenbauers TRUMPF GmbH + Co. KG, berichtete über die Erfahrungen, die sein Unternehmen mit dem Thema Krise gemacht hat, zum einen in der Krisenvorbereitung, zum anderen in der Bewältigung der Krisenfolgen der aktuellen Corona-Pandemie.

Krisenvorbereitung als Lessons Learned der letzten Krise

TRUMPF war von der Finanz- und Wirtschaftskrise 2008/2009 stark betroffen. Nach der darauf folgenden jahrelangen Expansion deuteten sich 2017 erste Vorboten eines möglichen Abschwungs an, sowohl aufgrund eines „normalen“ konjunkturellen Zyklus als auch wegen einer deutlichen Intensivierung des internationalen Wettbewerbs. TRUMPF legte deshalb ein breit gefasstes Projekt („Koyer“ – Deicharbeiter) auf, das die Erfahrungen aus der letzten Krise nutzte und ein schnelles und wirkungsvolles Handeln in der nächsten Krise ermöglichen sollte. Die Struktur des Projekts lässt sich an den folgenden Fragen ablesen, die wohl in den meisten Unternehmen in ähnlicher Weise gestellt werden könnten und sollten:

  • Welche qualitativen und quantitativen Ziele führen uns durch eine Krise (Ziele und Steuerungslogik)?
  • Welche Entscheidungen erwarten wir von unserem Management (welche nicht) (strategische Leitplanken)?
  • Welches Team führt uns durch eine Krise?
  • Welche Maßnahmen lassen sich exante vorbereiten (um Geschwindigkeit in der Krise zu erlangen)?
  • Wie können wir eine Krise bei TRUMPF antizipieren (Früherkennung)?
  • Wie beeinflusst die aktuelle Geschäftsentwicklung die langfristige Performance von TRUMPF (Krisensimulation)?

Gerade den letzten Punkt stellte Dr. Grünert als sehr wichtig heraus, damit die operative Krisenbewältigung nicht der Grund für eine Gefährdung der Nachhaltigkeit des Unternehmens würde.

Wirkung der Krisenvorbereitung

TRUMPF initiierte das Projekt Koyer bereits 2017. Während dieser Phase durchlebte die Firma noch massive Zuwächse in Auftragseingang und hatte eher Probleme mit Auslieferung und Verfügbarkeit denn mit Profitabilität. Anfänglich war daher die Akzeptanz das Projekt innerhalb der Organisation sehr gering. Dies wirkte sich vor allem in der Qualität der Maßnahmenvorbereitung aus. Generell war es schwierig, umsetzungsreife, valide Krisenmaßnahmen im Voraus zu entwickeln. Mit abnehmender Konjunktur und spürbaren Effekten im Auftragseingang kristallisierten sich die Stärken des Projekts immer deutlicher heraus: Frühzeitig ein adäquates Forum für das Thema „Krise“ in der Organisation zu haben erhöhte die Reaktionsgeschwindigkeit von TRUMPF enorm. Einmal ausgerufen, konnte die Koyer-Projektorganisation, aufbauend auf den Ergebnissen des Vorbereitungsprojekt, in kurzer Zeit valide Prognosen für die wirtschaftliche Entwicklung der Gruppe präsentieren und Einsparziele für die jeweiligen Einheiten ableiten und in die Organisation bringen.  

Folgende Vorteile zählte Dr. Grünert im Einzelnen auf:

Was hat uns in der Krise allgemein…

…in der Corona-Krise besonders geholfen?

Prinzipielle Abläufe und Verantwortlichkeiten im Krisenfall geklärt

Organisation im Krisenmodus

Klare Steuerungslogik fördert Versachlichung der Diskussion im Vorstand – damit auch die Entscheidungsgeschwindigkeit

Aufbau auf Koyer-Logik

Ziele für Sparten konnten schnell abgeleitet werden.

Schlanke(re) Kostenstrukturen

Das Thema Krise hat ein adäquates Forum

Quartals- und szenariobasierte, kaufmännische Steuerung von TRUMPF

„Krisenzeiten sind GKV-Zeiten“


Feuertaufe in der Corona-Krise

Die Feuertaufe fand dann aber – und findet noch – in der Corona-Krise statt, die auch TRUMPF stark getroffen hat. Nicht alles aus dem Koyer-Projekt ließ sich 1:1 verwenden, dafür war die Ausprägung der Pandemie-getriebenen Krise zu unterschiedlich. Insbesondere haben sich aber die Organisation im Krisenfall ebenso wie die kaufmännische Steuerung als wertvoll erwiesen, ebenso die gewonnene Reaktionsschnelligkeit und die Erfahrungen mit dem Krisenmodus.

Anzumerken bleibt, dass die Finanzorganisation bei TRUMPF eine zentrale Rolle bei der Krisenvorbereitung gespielt hat und in der Krisenbewältigung weiterhin spielt. Insofern findet das Leitthema der Campus Week – die Stunde der Controller – bei TRUMPF eine Bestätigung.