wie kann Digitalisierung von Controllern gestaltet werden

Wie können die Chancen der Digitalisierung genutzt und ihre Risiken abgewendet werden? Auf dem Congress der Controller am 13. und 14. Mai in München wollten über 550 Controlling- und Finance-Experten Antworten auf diese Fragen hören. Die Optionen für Unternehmen und Menschen wurden konkret beschrieben und an vielen Beispielen, unter anderem den Gewinnern des Controlling Excellence Award erläutert.

Automatisierung und Analytics dominieren die Veränderung

Im Controlling steht die Digitalisierung für Automatisierung und Analytics, leiteten ICV-Vorstand Prof. Heimo Losbichler und Schirmherr Dr. Richard Lutz, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bahn, die Veranstaltung ein. Als Instrumente werden Robotic Process Automation und Künstliche Intelligenz die Umsetzung übernehmen. Das Controlling an sich wird auf mehrere Schultern verteilt werden. Neben den Systemen werden Data Scientists und die Manager selbst – über Self-BI – einen Teil der Aufgaben übernehmen. Inhaltlicher Umfang und Zeitrahmen der Veränderungen haben dabei einen großen Spielraum. Die Auswirkungen der Digitalisierung werden das Aufgabenprofil von Controllern verändern, so Losbichler, was "nicht nur von den technischen Möglichkeiten, sondern von weiteren Faktoren wie Unternehmenskultur, Controllingorganisation oder den Persönlichkeitsmerkmalen von Controllern und Managern beeinflusst wird". Digitalisierung sei kein Schicksal, sondern "von jedem einzelnen von uns gestaltbar", appellierte Losbichler.

Auch die folgenden Vorträge und Diskussionen standen im Zeichen der Digitalisierung. Über einige Highlights berichten wir in einer neuen Serie.

Unitymedia mit Controlling Excellence Award ausgezeichnet, Metro und Munich Re auf den Plätzen

Der ICV zeichnet alljährlich vorbildliche Controllerarbeit in Unternehmen und anderen Organisationen aus. Die Jury unter Leitung des ICV-Kuratoriumsvorsitzenden, Prof. Dr. Jürgen Weber war mit der Qualität der Einreichungen, zumeist „passend für die Digitalisierungs-Zeit“, sehr zufrieden. Die Juroren nominierten die Arbeiten von Unitymedia, Munich Re und Metro für die Preisverleihung.

  • Der Kabelnetzbetreiber Unitymedia führte die bisher getrennt verwalteten Kundendaten der drei Geschäftsbereiche zusammen. So können Kundenservice, Marketing und Vertrieb auf alle gemeinsamen Daten zugreifen, um auf diese Weise den Kundenwert zu steigern.
  • Das Großhandelsunternehmen METRO reorganisierte die Datenbasis seines Warenwirtschaftssystems. Bisher wurden beispielsweise gleiche Artikel und Lieferanten je nach Land mit unterschiedlichen Artikel- bzw. Kundennummern geführt. Darüber hinaus wurden die einzelnen Datensätze entsprechend der Suchanforderungen der Kunden angereichert und geclustert.
  • Die Lösung der Munich RE bestand im Aufbau einer „Digital Finance Plattform“. Dazu wurden interne und externe Daten auf dieser virtuellen Plattform zusammengeführt. Damit können Manager zahlreiche Analysen per Self Service erstellen, die bisher aufwändig vom Controlling zusammengestellt werden mussten.

Kundendaten zusammenführen, Customer Journey verstehen, Kostentreiber reduzieren: Kundenwert steigern!

Unitymedia in Köln ist einer der führenden Kabelnetzbetreiber in Deutschland und erreicht in Nordrhein-Westfalen, Hessen und Baden-Württemberg 13 Mio. Haushalte. Das ausgezeichnete Projekt „Strom (Steering Roadmap)“ wurde gemeinsam vom Controlling und den Business Units mit dem Ziel realisiert, eine kundenzentrierte wertorientierte Steuerung zu ermöglichen.

Hauptmotivation für das Projekt ist der Wunsch zu verstehen, welche Kundenereignisse den Wert des Kunden beeinflussen und mit welchen Kenngrößen diese Veränderungen optimiert werden können. Die Customer Journey beschreibt dabei die Kontakte der Kunden mit dem Unternehmen beschreibt. Das Kundenerlebnis spiegelt sich in diesen Interaktionen wider und soll sich mittel- sowie langfristig verbessert werden. Durch Strom versteht Unitymedia die Phasen der Customer Journey und kann die Unternehmensaktivitäten auf die Bedürfnisse des Kunden ausrichten.

Entscheidend ist dabei die Zusammenführung der Kundeninformationen aus den Business Units Kabelfernsehen, Internet/Festnetz-Telefonie und Mobilfunk. Bisher wurden die Kundendaten separat in jeder Unit gehalten, sodass keine Informationen über Aktivitäten anderen Units vorlagen. Dies erschwerte nicht nur das Cross-Selling, sondern wirkte auch kostensteigernd im Support aufgrund zusätzlicher interner Recherchen.

Auf dem Congress nahmen stellvertretend für das 13-köpfige Projektteam Daniel Bremhorst (Financial Analysis Manager), Tonya Uyanik (Vice President Controlling) und Dennis Hockelmann (Vice President CRM) den Preis entgegen (s. Bild). In einer außergewöhnlichen Kombination aus klassischer Präsentation, Videos und Rollenspielen zeigten sie nicht nur ein Best-Practice-Beispiel für innovatives Controlling, sondern boten auch beste Unterhaltung.

Hintergrund: Der ICV Controlling Excellence Award

Der ICV zeichnet alljährlich vorbildliche Controllerarbeit in Unternehmen und anderen Organisationen aus. Die Jury-Entscheidung orientiert sich am gemeinsamen Controllerleitbild von ICV und International Group of Controlling (IGC). Eine vorbildliche Controllerarbeit liegt demnach dann vor, wenn Controller damit eine spürbare Veränderung erzielen, die Lösung praxiserprobt ist und diese Veränderung nicht nur das Controlling selbst betrifft, sondern das Unternehmen auch insgesamt erfolgreicher macht. Die Veränderung muss zudem von den Controllern intern erarbeitet worden und innovativ sein.

Das Bewerberfeld beurteilt der Jury-Vorsitzende, Prof. Dr. Weber, als sehr gut, „eher noch besser als im letzten Jahr. 2019 gehörten zu den Bewerbern diverse ‚große Namen‘, aber auch kleinere Unternehmen fehlten nicht. Der inhaltliche Schwerpunkt lag im Bereich der Digitalisierung. Hier tut sich offensichtlich sehr viel – endlich! Wir können also insgesamt sehr zufrieden sein.“