Die Neuausrichtung von Unternehmen setzt stets einen Kulturwandel voraus. Die Sektkellerei Henkell hat diesen Prozess in 8 Schritten erfolgreich durchlaufen. Dabei wurde auch die Rolle des Controllings neu ausgerichtet.

Wie können Veränderungen im Tagesgeschäft verankert werden?

Für die meisten Mitarbeiter ist die Wahrnehmung ihres Unternehmens gänzlich anders als die der Außenstehenden. Veraltete Strukturen, angestaubtes Image und wenig Innovationskraft sind nur einige Aussagen. Veränderung und Wandel bleiben beim Tagesgeschäft und anderen Herausforderungen oft auf der Strecke. Doch um auch in Zukunft wettbewerbsfähig und attraktiv für Kunden bleiben zu können, sollten die Unternehmen zuerst ihren eigenen Kulturwandel vorantreiben.

Auf dem 31. Stuttgarter Controlling und Management Forum erklärte Dr. Andreas Brokemper, CEO der Henkell & Co.-Gruppe, eindrücklich, was Kulturwandel in einer traditionell und international erfolgreichen Sektkellerei bedeutet. Zusammenfassend kann Kultur beschrieben werden als „sehr vielseitig; im Kern geht es aber immer um Menschen; ihre Beziehungen und ihr Schaffen!“ Nach Schein (2003) lässt sich eine Unternehmenskultur in drei Ebenen erklären, die sich auch auf die Henkell-Kultur übertragen lassen

  • Artefakte: Gebäude und Mobiliar wirken verschlossen und veraltet.
  • Öffentlich propagierte Werte: Menschen, Marken, Märkte als Grundwerte und stetige Konsolidierung waren das Leitziel.
  • Grundlegende, unausgesprochene Annahmen: „Bewahren statt verändern“ – ein Silo-Denken führte zu wenig Interaktion.

Die SEKT 2020-Strategie

Dank einer detaillierten Analyse wurde deutlich, dass Kultur und Strategie des Unternehmens nicht mehr übereinstimmten und sich dringend etwas ändern sollte, um erfolgreich sein zu können. In diesem Fall gab es laut Dr. Brokemper nur zwei Möglichkeiten: Zum einen, die Kultur gänzlich aufzugeben oder zum anderen, die Kultur zu verändern und an die Strategie anzupassen. In den Jahren 2012/2013 wurde dann eine neue Strategie, die SEKT 2020-Strategie, in Leben gerufen, die das Unternehmen nicht nur wieder auf Wachstumskurs bringen sollte, sondern auch einen Kulturwandel um 180 Grad vorsah (s. Abb. 1 in der Bilderserie).

Mittlerweile ist die Henkell & Co. - Gruppe in 20 Ländern mit eigenen Unternehmen vertreten und exportiert weltweit in mehr als 100 Staaten. Der jährliche Umsatz beträgt rund 691 Mio. Euro, davon im Inland 277 Mio. Euro und im Ausland 414 Mio. Euro (Stand 2016).  Einer der Erfolgsfaktoren ist die Strategieformel. Anders als bisher liegt der Fokus auf weniger Marken, die intensiver beworben (Markenaufbau) und in mehr Ländern vermarktet werden (Marktaufbau). Das organische Wachstum, das nur durch vereinte Kräfte gelingen kann, bildet dabei die Grundlage der Strategie.

Kulturwandel in 8 Schritten erfolgreich umsetzen

Der Kulturwandel im Unternehmen selbst soll so einfach wie möglich vollzogen werden und erfolgt anhand von acht Schritten:

  1. Dringlichkeit vermitteln
  2. Leistungsteam definieren
  3. Ziele und Strategie
  4. Werben und Akzeptanz
  5. Handlungsfreiräume schaffen
  6. Kurzfristige Erfolge generieren
  7. Nicht nachlassen
  8. Neue Kultur entwickeln

Einen Kulturwandel im Unternehmen durchführen zu können, würde theoretisch ca. sieben Jahre brauchen. Dr. Brokemper hat jedoch darauf hingewiesen, dass es realistisch betrachtet deutlich länger als sieben Jahre dauern würde.

Die Rolle des Controllings

Auch die Rolle des Controllings muss sich einer Veränderung unterziehen, weg von Kritik und von der Zahlenlastigkeit, hin zu mehr Konstruktivität und dem Fokus auf Kulturveränderung. Zudem ist die Herausforderung der Digitalisierung nicht zu unterschätzen, da diese nicht nur heute sondern auch in Zukunft großen Einfluss auf die Unternehmen haben wird. Denn ohne Digitalisierung ist ein Kulturwandel nicht mehr möglich.

Hier geht's zur Bilderserie "Strategie- und Kulturwandel bei Henkell"