Frühes Prototyping in der Produktentwicklung umsetzen

Innovationen sollen den Unternehmenserfolg langfristig sichern. Doch Zeit und Geld sind bei der Produktentwicklung oftmals knappe Güter. Wann ist also der richtige Zeitpunkt für den Übergang zwischen der Ideengenerierung und Ausführung? Drei Wissenschaftler der University of Michigan haben sich mit diesem Trade-off befasst und die Fragen nach dem Timing und der Entscheidungsautonomie beantwortet.

Designer brauchen klare Vorgaben

Der Produktentwicklungsprozess ist in die drei Phasen Ideenentwicklung, Ausführung und Kommerzialisierung unterteilt. Um herausfinden zu können, wann der richtige Zeitpunkt für den Übergang zwischen Phase 1 und 2 ist, haben die Wissenschaftler Eygeny Kagan, Stephen Leider und William S. Lovejoy ein Laborexperiment durchgeführt, in dem ein kreativer Prozess angestoßen wird, der eine physische Aufgabe mit messbarer Leistung enthält. Das Experiment umfasst eine Produktentwicklungsaufgabe mit einem offenen Designraum, einer nachgeschalteten Kostensteigerung und zwei Entwicklungsstufen. Die Ergebnisse des Experimentes haben bewiesen, dass

  • die Leistung signifikant schlechter ist, wenn die Designer selbst entscheiden, wann sie von der Idee zur Ausführung übergehen;
  • die Entscheidungskontrolle einen großen Teil der Leistungsvariation ausmacht und
  • ein Treiber für schlechte Ergebnisse die Verzögerungen bei der physischen Konstruktion und beim Testen von Designs sind.

Diese Verzögerungen könnten beispielsweise vermieden werden, indem man die Konstrukteure in Richtung eines frühen Prototypings lenkt. Außerdem ist für den Erfolg ein leistungsorientiertes Ergebnis vor dem Übergang zwischen den Phasen von entscheidender Bedeutung.

Damit diese Verzögerungen künftig vermieden werden können, schlagen die Wissenschaftler in ihrer Arbeit folgende konkrete Maßnahmen vor, wie Unternehmen den Übergang zwischen den ersten beiden Phasen effektiver gestalten könnten:

  • Designer oder Konstrukteure sollten keine volle Entscheidungskontrolle erhalten.
  • Es sollte ein eindeutiger Zeitpunkt für den Übergang von der Ideengenerierung zur Ausführung festgelegt werden.
  • Die Lenkung der Konstrukteure in Richtung eines frühen Prototypings ist entscheidend.

Projektmanager können die Handlungsempfehlungen auf zwei verschiedene Art und Weisen durchsetzen. Zum einen durch die Festlegung eines Entwicklungszeitplans für die Konstruktion des Produktes und zum anderen durch die Forderung nach einem leistungsorientierten Ergebnis vor dem Übergang in die Phase der Ausführung. Die Wahl der Methode hängt von der Möglichkeit der Bestimmung strenger Zeitpläne und einer potentiellen externen Überprüfung ab.

Lange Ideengenerierungsphasen erhöhen das Ausfallrisiko

Durch das Laborexperiment konnte zudem identifiziert werden, dass die Verlängerung der Phase der Ideengenerierung das Ausfallrisiko erhöht. Demnach entscheiden sich risikoaverse Unternehmen für längere Ausführungsphasen und die explizite Entscheidungskontrolle durch die Projektmanager statt der Konstrukteure.

Außerdem kann den Daten entnommen werden, dass Quantität nicht vor Qualität geht. Das bedeutet, dass die Erforschung weiterer Designideen nicht zwangsläufig zu besseren Endprodukten führen würde. Im Gegensatz dazu sollte die eigentliche Produktidee schnellstmöglich einen physischen Körper annehmen. Das ermöglicht eine beschleunigte Ermittlung von Konstruktionsfehlern und dient der Vorbeugung schlechter Leistungsergebnisse.

Weitere Auszeichnungen

Der zweite Platz ging an das Wissenschaftsteam Jackson G. Lu (Columbia University), Paul W. Eastwick (University of California), William W. Maddux (INSEAD), Andrew C. Hafenbrack (UCP - Católica Lisbon School of Business and Economics), Dan J. Wang (Columbia University) und Adam D. Galinsky (Columbia University). Sie fanden heraus, dass interkulturelle Beziehungen Kreativität am Arbeitsplatz und soziale Kompetenzen fördern würden und dass dies für Innovationen sowie für den Unternehmens- und individuellen Erfolg von entscheidender Bedeutung sei.

Den dritten Platz belegten die Autoren Julia Brennecke (University of Liverpool) und Olaf Rank (Universität Freiburg). Sie untersuchten, ob Wissensnetzwerke, die aus Verbindungen zwischen Wissenselementen und sozialen Netzwerken oder aus Interaktionen zwischen Erfindern bestehen, eine entscheidende Rolle für Innovationen spielen. Mit einem mehrstufigen Netzwerkansatz integriert die Studie die Forschung zu den beiden Arten von Netzwerken und untersucht, wie das Wissensnetzwerk eines Unternehmens die arbeitsbezogenen Interaktionen zwischen seinen Erfindern beeinflusst.

Best Paper Award 2017

Am 23. November 2017 fand zum 12. Mal der Best Paper Award des Strascheg Institute for Innovation, Transformation & Entrepreneurship statt. Gekürt werden international herausragende Arbeiten, die sich praxisnah mit dem Thema Innovationsmanagement auseinandersetzen. Der Preis genießt bereits einen hohen Stellenwert in der Community der Top-Forscher. Auswahlkriterien sind neben der wissenschaftlichen Güte der Publikationen deren Praxisrelevanz und Anwendungsorientierung. Die Gewinner 2017 hatten sich im Vorfeld in den Augen der achtköpfigen Jury, die aus Universitätsprofessoren und Unternehmensvertretern besteht, gegen eine hochkarätige Konkurrenz durchgesetzt und konnten schließlich auch in der Finalrunde überzeugen.

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Schlagworte zum Thema:  Innovationsmanagement, Innovation