Wie belegt man nachhaltiges und soziales Wirtschaften? Dafür gibt es inzwischen zahlreiche Label und Zertifikate. Öffentliche europäische Unternehmen, die ihre soziale Verantwortung belegen wollen, können sich für das Corporate Social Responsibility Label von SGI Europe bewerben. Was steckt hinter dem Zertifikat? Und welche Unternehmen sind 2022 dabei? Ein Bericht.
Was bedeutet Corporate Social Responsibility (CSR)? Über gesetzliche Verpflichtungen hinaus setzen sozialverantwortliche Unternehmen wirtschaftliche, soziale und ökologische Aspekte in ihrer Kultur, Strategie und in Handlungen um. CSR spielt daher auch für den langfristigen und nachhaltigen Erfolg eine große Rolle. Organisationen können ihre Aktivitäten in dem Bereich zum Beispiel mit dem CSR-Label von SGI Europe belegen. Mit dem Zertifikat wurden im Februar 2022 erneut zahlreiche öffentliche Unternehmen ausgezeichnet.
SGI Europe: Vertretung gegenüber der Europäischen Union
Der Europäische Zentralverband der Arbeitgeber und Unternehmen, die öffentliche Dienstleistungen und Dienstleistungen von allgemeinem Interesse erbringen (kurz SGI Europe) vertritt als branchenübergreifender Sozialpartner öffentliche Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber, Unternehmen und Körperschaften gegenüber der Europäischen Union. Der Verband wurde 1961 unter der Schirmherrschaft der Europäischen Kommission gegründet und war früher als Europäisches Zentrum für Arbeitgeber und Unternehmen bekannt.
Europäisches Parlament. Europäischer Rat. Europäische Kommission. Das Generalsekretariat von SGI in Brüssel nimmt Einfluss auf die EU-Institutionen und beurteilt jeden Gesetzesvorschlag, der sich auf Dienstleistungen von allgemeinem Interesse auswirkt. Der Verband hat eine Stimme bei Verhandlungen mit Gewerkschaften und im Austausch mit Sozialpartnern und EU-Institutionen. Der Bundesverband Öffentliche Dienstleistungen (bvöd) ist Mitglied von SGI Europe. Der Verband kommunaler Unternehmen e.V. (VKU) rief 2018 zur Bewerbung für das CSR-Label auf.
Corporate Social Responsibility Label von SGI Europe
Unterstützt von der Europäischen Kommission, entwickelte SGI Europe 2006 das Corporate Social Responsibility Label, womit öffentliche Dienstleistungsunternehmen ihre soziale Verantwortung nachweisen. Es wird alle zwei Jahre bei einer Preisverleihung vergeben und ist für diese Dauer gültig.
Kommunikation. Werbung. Verkaufsförderung. Unternehmen können das Label für verschiedene Maßnahmen nutzen. Sie können ihre CSR-Aktivitäten messen und vergleichen, zudem erhalten sie leichteren Zugang zu Fördergeldern und Unterstützung. SGI Europe bietet Ihnen die Möglichkeit, sich mit Führungskräften aus ganz Europa und unterschiedlichen Bereichen auszutauschen. Schließlich können sie ihre Reputation verbessern sowie neue Mitarbeitende gewinnen und binden.
Alle zwei Jahre können sich Unternehmen für das CSR Label bewerben. Mit einem kostenlosen Selbstbewertungstool bewerten sie zunächst ihre Stärken und Schwächen im Bereich CSR. Daraufhin analysieren unabhängige Beraterinnen und Berater das Unternehmen. Am Ende wählt ein unabhängiges Vergabekomitee die erfolgreichen Bewerberinnen und Bewerber aus.
Von Hafenverwaltung bis Wohnen: 19 Unternehmen ausgezeichnet
Bei der achten Preisverleihung am 23.2.2022 in Paris erhielten 19 Unternehmen der Daseinsvorsorge das CSR Label. Damit werden sie für die Anwendung verantwortungsvoller Wirtschaftsmodelle ausgezeichnet, die auf hohen Werten der sozialen Verantwortung und des konsequenten Umweltschutzes basieren. Vor der Veranstaltung fand ein Workshop zur Umsetzung der EU-Taxonomie statt. SGI Europe kündigte zudem eine neue Generation von CSR-Siegeln für Dienstleistungen von allgemeinem Interesse im Bereich der EU-Taxonomie an.
Folgende 19 Unternehmen wurden mit dem CSR Label ausgezeichnet:
- Administraçaõ do Porto de Sines, S.A. (Hafenverwaltung, Portugal)
- AFPAR Société Publique Locale (Berufsausbildung, Frankreich)
- Ambiente Servizi S.p.A. (Abfallwirtschaft, Italien)
- CILIOPÉE (Wohnen, Frankreich)
- EMEL – Empresa Municipal de Mobilidade e Estacionamento de Lisboa, E.M., S.A. (Mobilität und Transport, Portugal)
- Fastighets AB Förvaltaren (Wohnen, Schweden)
- Förvaltnings AB GöteborgsLokaler (Wohnen, Schweden)
- GEBALIS, Gestão do Arrendamento da Habitação Municipal de Lisboa, E.M.,S.A. (Wohnen, Portugal)
- Gelsenwasser AG (Wasser- und Abwasserwirtschaft, Deutschland)
- GORENT S.p.A. (Fahrzeugvermietung und Stadthygiene, Italien)
- Gruppo HERA (Multi-Utility, Italien)
- Groupe SERL (Stadtentwicklung, Frankreich)
- HEAG Holding AG Germany (Multi-Utility, Deutschland)
- Junta de Freguesia de Olivais (Lokale öffentliche Verwaltung, Portugal)
- PWiK Rybnik (Abwasserwirtschaft, Polen)
- Plaine Commune Développement (Stadtentwicklung, Frankreich)
- SAEMES (Mobilität, Frankreich)
- SIC - Société immobilière de Nouvelle-Calédonie (Wohnen, Frankreich)
- Uppsalahem AB (Wohnen, Schweden)
Im Folgenden stellen wir die beiden ausgezeichneten Unternehmen aus Deutschland vor:
Gelsenwasser AG: ein integraler Nachhaltigkeitsansatz
Das Infrastruktur- und Versorgungsunternehmen Gelsenwasser mit Sitz in Gelsenkirchen versorgt die Bürgerinnen und Bürger in Deutschland mit Wasser, Gas, Strom und Abwasserentsorgung. Im Jahr 2020 hatte Gelsenwasser 1.595 Mitarbeitende und einen Umsatz von 1.712,3 Millionen Euro. Das Unternehmen beschloss im gleichen Jahr, die eigenen nachhaltigen Aktivitäten und Verpflichtungen zu bündeln und regelmäßig zu überprüfen.
Für den CSR-Bericht bestimmten sie die nichtfinanziellen Themen in der Geschäftstätigkeit, innerhalb der Lieferkette und mit ihren Kundinnen und Kunden. Mit Blick auf einen ganzheitlichen Nachhaltigkeitsansatz identifizierte Gelsenwasser 23 strategische Ziele und 55 operative Ziele. Bei der Entwicklung der Strategie orientierte sich das Unternehmen an den 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung (SDG) der Vereinten Nationen, ausgerichtet an den drei Nachhaltigkeitssäulen soziale, ökonomische und ökologische Entwicklung.
HEAG Holding AG: Standards des International Integrated Reporting Council
Die HEAG Holding AG – Beteiligungsmanagement der Wissenschaftsstadt Darmstadt ist das strategische Management-Holding-Unternehmen für den HEAG-Konzern. Sie übernimmt das Beteiligungsmanagement der Wissenschaftsstadt Darmstadt und berät sie in allen wirtschaftlichen Fragen. Die Geschäftsfelder sind Energie und Wasser, Immobilien, Mobilität, Kultur, Telekommunikation und Finanzen.
Das Unternehmen orientiert sich seit 2012 am Deutschen Nachhaltigkeits-Kodex. Im Jahr 2015 begann die HEAG ihre integrierte Unternehmensführung und das Reporting aufzubauen. Den Jahresbericht erstellt sie nach dem Rahmenwerk des International Integrated Reporting Council (IIRC), einem weltweiten Verbund von Regulierungsbehörden, Universitäten, NGOs, Unternehmen und Verantwortlichen aus Investment und Wirtschaftsprüfung.
Integriertes Reporting verknüpft Informationen über die finanzielle und nichtfinanzielle Leistung eines Unternehmens, es fasst die Strategie und Wertschöpfung zusammen. Dadurch wird die Transparenz erhöht und Synergiepotenziale lassen sich besser erkennen. Integrated Reporting unterstützt zielgerichtete und nachhaltige Unternehmensentwicklung und dient den Interessen aller Stakeholder.