Nachhaltigkeit und Compliance, das langfristige Erfolgsziel

Die Prävention von Gesetzesverstößen und Rechtsverletzungen in Unternehmen ist derzeit Hauptdiskussionsthema im Rahmen einer nachhaltigen Unternehmensführung. Was das bedeutet und wie Compliance und Nachhaltigkeit zusammenhängen, erklärt Daniel Hopp.


Daniel Hopp ist Textilunternehmer und Vorsitzender der deutschen Kontaktgruppe von FTA Sustainability und setzt sich stetig mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinander.

Was es für ihn bedeutet und welchen Herausforderungen Unternehmen gegenüber stehen verrät er in folgendem Interview.

Interview

Als Unternehmer und Vorsitzender der deutschen Kontaktgruppe von FTA Sustainability engagieren Sie sich für das Thema Nachhaltigkeit. Für eine nachhaltige Entwicklung sind Unternehmen entscheidende Akteure. Was bedeutet nachhaltiger Erfolg für Unternehmen heute konkret?

Bei Nachhaltigkeit geht es um langfristigen Erfolg. Für Unternehmen bedeutet das auf der einen Seite Wachstum: Sie werden durch ein Mehr an Ertrag mit einem Mehr an Kredit und Ertrag belohnt und sichern dadurch dauerhaft ihre Existenz. Dem steht ein neues Verständnis von Nachhaltigkeit gegenüber, das stärker auf das Gemeinwohl in ökologischer und gesellschaftlicher Hinsicht abstellt, im Idealfall durch eine Ressourcennutzung, die Ressourcen nicht aufzehrt, sondern sie erhält. Die Herausforderung für Unternehmen besteht darin, diese beiden Ziele in Einklang zu bringen.


Was bedeutet das für den Verbraucher?

Das ist nicht ganz einfach: Der Verbraucher möchte niemandem schaden. Bei seiner Kaufentscheidung spielt das aber oft nur eine Neben- oder keine Rolle – häufig zählt vor allem der Preis. Das bedeutet, dass die Nachhaltigkeitsbemühungen von Unternehmen von Verbrauchern eventuell geschätzt, aber in der Regel nicht finanziell belohnt werden. Umso wichtiger ist es für Unternehmen, bei ihren Nachhaltigkeitsbemühungen, Kräfte zu bündeln und Synergien zu schaffen wie etwa im Rahmen von FTA Sustainability.

 

Ob aufgrund ökologisch bedenklicher Produktionsverfahren, der Verwendung gesundheitsgefährdender Chemikalien, fehlender Sicherheitsstandards oder der Missachtung von Arbeitsnehmerrechten – scheinbar regelmäßig sieht sich die deutsche Textil- und Bekleidungsindustrie mit schweren Vorwürfen konfrontiert. Ihr Standpunkt?

Diese Schlaglichter gibt es hin und wieder. Die Wirklichkeit ist aber differenzierter. Sicher gibt es Missstände in der Lieferkette. Viele Unternehmen haben das erkannt und widmen sich intensiv der Umsetzung von Sozial- und Umweltstandards. Allerdings sind die Lösungen wesentlich komplexer, als so mancher Kritiker das darstellt. Es ist leichthin kritisiert, aber die Realisierung von Standards ist ein komplexer Prozess.

 

Das bedeutet Sie wollen sich aus der Verantwortung stehlen, indem Sie sich auf komplexe Prozesse berufen?

Überhaupt nicht. Für mich ist entscheidend, nicht die Symptome zu bekämpfen, sondern vorzubeugen und gegen die Ursachen anzugehen. Und das ist eben ein komplexer und langwieriger Prozess. Die Verantwortung pauschal bei den westlichen Unternehmen zu sehen – wie das häufig gemacht wird – greift da zu kurz. Natürlich haben die eine gewisse Verantwortung für das, was in ihrer Lieferkette passiert. Aber Missstände wie Korruption oder mangelnde Durchsetzung von Gesetzen in den Lieferländern können nicht allein mit ausgefeilten Einkaufsstrategien westlicher Unternehmen bekämpft werden.

 

In diesem Zusammenhang fällt meist das Zauberwort: Compliance. Was verlangt das Thema Compliance von der Textilindustrie?

Compliance ist ja nichts Neues, sondern ein lang etablierter Grundsatz des Geschäftslebens: Verträge sind zu halten, Regeln zu respektieren, Zusicherungen sind einzuhalten. Wenn es um Compliance bei Sozialstandards geht, ist das größte Problem allerdings die Überprüfbarkeit. Bis heute gibt es kein System, das die Erfüllung von Sozialstandards zweifelsfrei belegt. Das Thema ist zu vielschichtig für einen Lackmustest.