Arbeitswelt: New Work trifft Compliance

COVID-19 hat die bisherige Arbeitssituation auf den Kopf gestellt. Mitarbeitende arbeiten nicht mehr im Büro, sondern von zu Hause aus. Von einem Tag auf den anderen wurde das Unmögliche möglich. Dank der digitalen Entwicklung in den letzten Jahrzehnten, den entsprechenden IT-Verantwortlichen in den Unternehmen und einer stabilen Internetverbindung konnte der Arbeitsschwerpunkt problemlos nach Hause verlegt werden.

In den letzten Monaten wurde deutlich, dass effektives und effizientes Arbeiten auch außerhalb des Büros durchführbar ist. Zudem war es unfassbar, wie schnell Mitarbeitende sich auf diese außergewöhnliche und veränderte Situation eingestellt haben. Sie haben sich in einer rasenden Geschwindigkeit in die Nutzung digitaler Anwendungen eingearbeitet und jegliche Formen des digitalen Austauschs genutzt. Selbst die kleine Kaffee- oder große Mittagspause wurde in virtuelle Räume verlagert. Jeder an einem anderen Ort, dennoch alle mittendrin statt nur dabei. Die Formen der Zusammenarbeit sowie auch der Mitarbeitendenführung haben sich enorm verändert.

Arbeitswelt der Zukunft

Es scheint, als ob diese Arbeitsweise eine grundlegende Neuheit ist. Dabei bahnt sie sich unter dem Namen „New Work“ schon seit geraumer Zeit ihren Weg in unsere Arbeitswelt. Denn auch ohne COVID-19 sorgen die Globalisierung und Digitalisierung für rasante Änderungen vorhandener Strukturen oder Arbeitsmodelle. Was heute noch aktuell ist, kann morgen schon wieder veraltet sein. Der schnelle Wandel erwartet eine stetige Flexibilität, Aufmerksamkeit und Resilienz. Sich auf den Lorbeeren auszuruhen ist keine Option. Viele Führungskräfte und Unternehmenslenker haben zwar schon von New Work gehört. Die Neue Welt der Arbeit erklären oder gar definieren können allerdings nur wenige. Der Begriff „New Work“ steht für eine grundlegende und nachhaltige Veränderung in der Arbeitswelt, entsprechend unklar ist der Weg dorthin.

New Work trifft auf Compliance

Wie ist jedoch New Work und die damit einhergehende stetige Veränderung mit einer rechtssicheren, strukturierten und wohl durchdachten Regelkultur und dem Einhalten von Gesetzen vereinbar? Die Flut von neuen Verordnungen, Gesetzesentwürfen oder –veränderungen lässt kaum Platz für eine angemessene Umsetzung, geschweige denn für ein sachliches Verständnis. Kaum ist die neue Regeländerung am Ende der Kette, beim Mitarbeiter, angekommen und wird umgesetzt, wird schon wieder neu entschieden. Es ist schwer, im Dschungel der Gesetze, Verordnungen, Richtlinien und Handlungsanweisungen einen klaren Kopf zu bewahren. Als prominentes Beispiel dienen nicht nur die Verordnungen zu COVID-19. Auch das neue Gesetz zur Sanktionierung von verbandsbezogenen Straftaten, die Whistleblower-Richtlinie und der Entwurf zum Lieferkettengesetz sind einige Beispiele. Trotz der Corona-Krise stoßen die Unternehmen auf eine komplexe Realität und müssen sich auf die Herausforderungen vorbereiten.

Agiles Compliance-Management

Es gilt dementsprechend auf Unternehmensseite, die Mitarbeitenden kontinuierlich zu benachrichtigen und ihnen einen schnellen Zugriff zu den wichtigen Informationen und Gesetzesänderungen zu ermöglichen. Dabei liegt der Fokus auf ‚weniger ist mehr‘ und ‚so einfach wie möglich‘. Lernen ist ein erfahrungsbezogener und individueller Prozess.

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Um Compliance sicherzustellen – und zwar im gesamten Unternehmen – sollte der Ansatzpunkt eine ausgeprägte Compliance-Kultur sein. Die Wurzeln sollten tief verankert und die Pflanze regelmäßig gegossen werden. Egal in welche Richtung die Äste dann sprießen und der Wind wehen wird, der Baum kennt seinen Platz. Recht von Unrecht unterscheiden, die Bedeutung von Moral und Ethik verstehen und erkennen, Vorbild sein, Transparenz und Vertrauen fördern und einen sicheren Informationsaustausch etablieren. Somit steht die Beachtung und Einhaltung von Regelungen in einem engen Zusammenhang mit den Grundannahmen und Werten, denen sich die Mitarbeiter verpflichtet fühlen. Aus diesem Grund ist die Schaffung einer werteorientierten, ethischen und vertrauensvollen Compliance-Kultur nicht nur sinnvoll und wichtig, sondern auch glaubwürdig und wichtiger denn je zuvor. Sie wirkt identitäts- und motivationsfördernd und kann die Entscheidungsfindung erleichtern. Der Compliance-Kompass ist dabei das A und O, damit die Mitarbeiter ihr Handeln damit selbstständig ausrichten und dennoch ausreichend Gestaltungsspielraum haben.

Unternehmen sind gefordert

Alte Strukturen und Kulturen müssen überdacht werden. Flexibilität und Sicherheit sind das neue Traumpaar. Für jedes Unternehmen wird es eine Herausforderung werden, gute Kulturen zu erhalten oder neue zu schaffen. New Work ist das New Normal. Wer nicht auf den Zug aufspringt, lässt die Mitarbeitenden ohne Fahrplan stehen. Und spätestens seit COVID-19 wissen wir, wie wichtig Regeln und Vorgaben sind. Insbesondere jedoch deren angemessene Verbreitung und das gemeinsame Vorgehen. Werte und Überzeugungen schaffen die Basis für sichere und schnelle Entscheidungen. Die Samen einer lebendigen Compliance-Kultur im Rahmen von New Work sollten spätestens jetzt gesät werden, damit die Früchte schnellstmöglich geerntet werden dürfen. Neben kreativer Umsetzung ist auch die Verantwortung jedes einzelnen gefragt.


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