Überblick

Chinas wirtschaftliche Entwicklung in den letzten drei Jahrzehnten war überwältigend. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) des Landes belief sich im Jahr 2013 auf insgesamt 9,3 Billionen USD – wodurch China zur zweitgrößten Wirtschaftsmacht der Welt nach den USA wurde. Ausländische Direktinvestitionen erreichten 117,6 Mrd. USD. Zur Verdeutlichung dieses Wachstums: Chinas Wirtschaft war im Jahr 2013 142 Mal größer als im Jahr 1978.

Investoren gehen nach China, weil sie es sich nicht leisten können, die größte und am schnellsten wachsende Wirtschaft der Weltgeschichte zu ignorieren. Dennoch ist China noch ein Schwellenmarkt mit all den Herausforderungen, denen Investoren auf ähnlichen (wenn auch kleineren) Märkten begegnen. Im "Doing Business 2014" Bericht der Weltbank, der analysiert, wie leicht es ist, in einem Land Geschäfte zu machen, stieg China um drei Plätze nach oben auf den 96. Platz von 189 Ländern, nachdem es im Jahr 2012 vom 91. Platz abgerutscht war. (Laut dem Bericht bleiben Singapur und Hongkong die Orte, an denen es am leichtesten ist, Handel zu treiben.) Den Feststellungen der Weltbank zufolge dauert es für gewöhnlich 33 Tage, um ein Unternehmen in China zu gründen, 29 Tage, um Immobilien eintragen zu lassen, und 21 Tage, um Waren zu exportieren. Ein Unternehmen aufzubauen mag recht schmerzlos sein, aber multinationale Konzerne, die bestehende Betriebe in China haben, stehen auf lange Sicht für eine erfolgreiche Geschäftstätigkeit oftmals großen Herausforderungen gegenüber. Dies beinhaltet: unklare wirtschaftliche Rahmenbedingungen, sich stetig wandelnde gesetzlichen Normen und Durchsetzungspraktiken, eine umfassende Bürokratie, schwache interne Kontrollen, mangelhafte Rechnungslegung und unvollständige Unternehmensaufzeichnungen, geringe Mitarbeiterbindung, minimale Kenntnis der Grundsätze der Unternehmensführung sowie grundlegende Unterschiede sowohl in der Unternehmenskultur als auch der Haltung zur Unternehmensintegrität.

Berücksichtigt man auch das hohe Maß an Bürokratie im Land, den komplizierten Übergang von einem zentralen Planwirtschaftsmodell zu einer Volkswirtschaft, die von Marktkräften gesteuert wird, und die phänomenale Wachstumsrate, die die Wirtschaft von ihrem niedrigen Ausgangsniveau von vor mehr als drei Jahrzehnten vorangetrieben hat, sollte es keine Überraschung sein, dass China erhebliche Compliance-Risiken sowohl für multinationale Konzerne als auch für Inlandsunternehmen bereithält. Dieser Beitrag beurteilt das Compliance-Risiko in Festlandchina mit besonderem Schwerpunkt auf die von der einheimischen Korruption ausgehenden Risiken für multinationale Konzerne. Es werden die Ursprünge der Korruption in der chinesischen Geschichte untersucht, die derzeitigen Herausforderungen, vor denen die Regierung bei der Bekämpfung der Korruption und Intransparenz der Unternehmen steht, und einige der sinnvollen Maßnahmen betrachtet, die multinationale Konzerne ergreifen, um das Korruptionsrisiko zu vermindern und damit eine bessere Compliance innerhalb ihrer chinesischen Betriebe zu erreichen.[1]

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