Complianceverstöße: Novartis kennt kein Pardon

Beim Schweizer Pharmaunternehmen sind Compliance-Regeln schon seit über 10 Jahren Praxis. Der firmeneigene Verhaltenskodex ist für jeden verständlich. Wer da noch meint, er käme mit falschen Spesenabrechnungen durch, wird schnell eines Besseren belehrt. Das Unternehmen greift bei Complianceverstößen konsequent und hart durch.

Die Regeln im Unternehmen wurden in den letzten Jahren weiter verschärft. Man will nicht länger im Gerede sein, mit der Unterstellung, sich mit Geschenken Vorteile verschaffen zu wollen.

Deshalb ist es Verkaufsmitarbeitern in der Zwischenzeit untersagt, einem Arzt Geschenke zu machen. Selbst Kugelschreiber sind von dieser Regel nicht ausgenommen.

343 Mitarbeiter verließen 2015 das Unternehmen wegen Complianceverstößen

Ende 2015 waren weltweit knapp 123.000 Mitarbeiter bei Novartis beschäftigt. Wegen falschen Spesenabrechnungen und anderen Verstößen untersuchte die firmeneigene Meldestelle insgesamt 1.299 Verdachtsmomente, so der Geschäftsbericht.

755 davon stellten sich als begründet heraus. 343 Personen verließen das Unternehmen, entweder weil ihnen gekündigt oder die Kündigung nahe gelegt wurde.

Compliance: Die Regeln gelten für die Mitarbeiter von Novartis und für Partnerfirmen

Die wichtigste Grundlage der Compliance-Kultur bei Novartis ist der firmeneigene Verhaltenskodex (Code of Conduct). Auf 8 Seiten ist in einfachem Englisch und ohne juristische Fachbegriffe festgehalten, wie sich die Mitarbeiter von Novartis und die der Partnerfirmen zu verhalten haben.

Die Regeln sind so einfach und verständlich, dass sie von jedem zu jeder Zeit und in jeder beruflichen Situation herangezogen und angewandt werden können.

Compliance-Management: Schulungen und Checklisten dienen der Prävention

Zu den weiteren Compliance-Maßnahmen bei Novartis zählen:

  • rund 400 Compliance-Mitarbeiter weltweit,
  • webbasierte Schulungen zum Verhaltenskodex, zum Umgang mit Interessenskonflikten, zur Korruptionsbekämpfung sowie zur Meldung von Regelverstößen,
  • eine Checkliste, mit der jeder sein Verhalten überprüfen kann, sowie
  • eine firmeneigene Hotline, um Regelwidrigkeiten melden zu können.

Drohen Kontrollen, steigt das Pflichtbewusstsein

Trotz aller Angebote und Maßnahmen sowie einer entsprechenden Unternehmenskultur steigt die Zahl der Meldungen vor allem, wenn in einem Geschäftsbereich Veränderungen anstehen. Denn dann wird genauer hingeschaut und das wissen auch die Mitarbeiter.

Wie es scheint, versucht der eine oder andere dann noch schnell durch plötzliches pflichtbewusstes Handeln eine mögliche Kündigung abzuwenden, schreibt die Neue Züricher Zeitung und beruft sich dabei auf eine Aussage von Eric Cornut, oberster Verantwortlicher im Compliance-Wesen bei Novartis.

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