Ein großer Auftrag muss nicht unbedingt Folgeaufträge nach sich ziehen. Im Gegensatz zu früher, als man einem Unternehmen lang die Treue hielt, sind Geschäftsbeziehungen kurzlebiger geworden. Deshalb schwankt der Personalbedarf zum Teil enorm. Kommt es kurzfristig zu einem Arbeitsanstieg, lässt sich durch Leiharbeitnehmer unkompliziert darauf reagieren. Bei der Arbeitnehmerüberlassung steht dem Entleiher kurzfristig und ohne aufwendiges Auswahlverfahren ein großer Bewerberpool zur Verfügung. Aber auch finanziell gibt es Vorteile. Denn diese Kosten, etwa für Kranken- oder Urlaubsgeld, hat der Arbeitgeber, also der Entleiher, zu tragen.

2.1 Motive für den Entleiher

Immer mehr Unternehmen können oder wollen keine dauerhaften Bindungen mit ihren Mitarbeitern eingehen. Sie bezahlen eine Summe an einen Dienstleister, äußern ihre Personalwünsche und geben Verantwortung und Verpflichtung ab. Unterm Strich sparen sie dadurch und zwar durch folgende Faktoren:

  • bei Nachfragespitzen steht ausreichend Personal zur Verfügung;
  • bei schlechterer Auftragslage muss kein eigenes Personal entlassen werden;
  • es entstehen keine Kosten für ein Bewerbungsverfahren;
  • fällt ein Leiharbeitnehmer wegen Krankheit aus, bezahlt der Entleiher dafür nichts, sondern bekommt umgehend Ersatz;
  • der Entleiher muss nicht den branchenüblichen Tarif bezahlen, sondern nur den mit dem Personaldienstleiter vereinbarten Preis;
  • er muss keine Kündigungsfristen einhalten und
  • keine Abfindungen bezahlen.

2.2 Motive für den Verleiher

Der Personaldienstleister erwirtschaftet seinen Gewinn, indem er seine Arbeitnehmer verleiht. Je nach Kundenwunsch sucht er den passenden Mitarbeiter aus seinem Pool aus. Der Personaldienstleister und der Kundenbetrieb legen die Bedingungen der Überlassung vertraglich fest. Die Unterlagen dafür bereitet das Dienstleistungsunternehmen vor.

2.3 Motive für den Arbeitnehmer

In manchen Branchen werden Arbeitsplätze fast nur noch über Personaldienstleister vermittelt. Sie bieten ein Arbeitsverhältnis – auch unbefristet – mit entsprechenden Arbeitsverträgen, den üblichen Sozialleistungen und gesetzlichem Kündigungsschutz. In höher qualifizierten Berufen wird die Leiharbeit zum Teil genutzt, um v. a. in jungen Jahren Berufserfahrungen in mehreren Unternehmen zu sammeln.

2.4 Raus aus der Arbeitslosigkeit

Gut 57 % der Personen, die 2008 als Leiharbeitnehmer eingestellt wurden, waren vorher arbeitslos; 2016 gingen 68 % unmittelbar vor der Arbeitnehmerüberlassung keiner Beschäftigung nach. Ob Leiharbeit aber eine nachhaltige Lösung gegen Arbeitslosigkeit ist, da haben v. a. die Gewerkschaften ihre Bedenken. Für sie ist die Arbeitnehmerüberlassung immer noch zu oft eine moderne Form der Ausbeutung mit der Gefahr der Verarmung. So sind laut einer Studie des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) aus dem Jahr 2009 6 % der Leiharbeitskräfte pro Monat arbeitslos geworden. Dies entspricht einem 10-fach höheren Risiko, den Arbeitsplatz zu verlieren, als beim Stammpersonal.

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