Zusammenfassung

 
Begriff

Der Work Ability Index "WAI" oder Arbeitsbewältigungsfähigkeits-Index "ABI" ist ein quantitatives Befragungsverfahren, das die subjektive momentane und zukünftige Arbeitsfähigkeit von älter werdenden Beschäftigten erfasst und bewertet. Arbeitsfähigkeit bedeutet hierbei die Summe von Faktoren, die eine Person in einer bestimmten Situation in die Lage versetzen, eine gestellte Aufgabe erfolgreich zu bewältigen. Der WAI zeigt Handlungsbedarf für Präventionsmaßnahmen an, die mithilfe des "Work-Ability-Konzeptes" oder des "Hauses der Arbeitsfähigkeit" nach J. Ilmarinen erarbeitet werden können. Ziel der Anwendung des WAI ist es, die Arbeits- und Beschäftigungsfähigkeit in Betrieben zu fördern und zu erhalten.

 
Gesetze, Vorschriften und Rechtsprechung

Ergebnisse aus dem WAI können zusammengefasst, z. B. nach Berufsgruppen oder gleichartigen Tätigkeiten, in die Gefährdungsbeurteilung nach § 5 ArbSchG einfließen oder Ausgangspunkt einer gezielten Gefährdungsbeurteilung sein.

Der WAI-Fragebogen wird zumeist im Rahmen der gesetzlichen, arbeitsmedizinischen Vorsorge eingesetzt und entweder von den Befragten selbst oder von Betriebsärzten/-ärztinnen ausgefüllt. Hier gilt die ärztliche Schweigepflicht.

Das Bundesdatenschutzgesetz (BDSG) ist bei der Erfassung, Auswertung und Speicherung personenbezogener Daten anzuwenden. Auf die Einhaltung ist exakt zu achten, da eine Vielzahl individueller Gesundheitsdaten erhoben wird.

1 Aufbau, Inhalt und Ergebnisse des WAI Fragebogens

Entwickelt wurde der WAI in den 1980er-Jahren in Finnland u. a. von dem Arbeitsphysiologen Juhani Illmarinen als Bewertungsverfahren zur Frühberentung. Seit den 1990er-Jahren wird der WAI als Instrument zur Bestimmung des Niveaus der individuellen Arbeitsfähigkeit verwendet. Das Befragungsverfahren wird mittlerweile weltweit in Unternehmen oder zu Forschungszwecken in Längs- oder Querschnittsstudien eingesetzt und als international valide bezeichnet.

In Deutschland besteht seit 2003 ein für Unternehmen offenes WAI-Netzwerk, das die Anwendung durch Beratung, Austausch, Praxisbeispiele und Software unterstützt.

Im Kontext des Demografischen Wandels gewinnt der WAI zunehmend an Bedeutung als eine Arbeitsgrundlage für alternsgerechte Arbeitsgestaltung sowie zur Evaluation von Maßnahmen individueller betrieblicher Gesundheitsförderung.

Der WAI-Fragebogen beinhaltet 7 Dimensionen mit 10 Fragestellungen und wird in einer Kurz- und einer Langversion angeboten. Die Langversion fragt unter WAI 3 eine höhere Anzahl von Krankheiten ab.

Beide Versionen beinhalten die folgenden 7 Fragenkomplexe mit insgesamt 10 Fragen (Tab. 1).

 

WAI 1: Derzeitige im Vergleich zur besten je erreichten Arbeitsfähigkeit

Wenn Sie Ihre beste je erreichte Arbeitsfähigkeit mit 10 Punkten bewerten, wie viele Punkte würden Sie sich dann für Ihre derzeitige Arbeitsfähigkeit geben?
0–10 Punkte

WAI 2: Arbeitsfähigkeit in Relation zu den Arbeitsanforderungen

Wie schätzen Sie Ihre derzeitige Arbeitsfähigkeit in Relation zu den körperlichen und psychischen Anforderungen ein?
2–10 Punkte

WAI 3: Anzahl der aktuellen, vom Arzt diagnostizierten Krankheiten

(Langversion = 50 Krankheiten, Kurzversion = 13 Krankheiten)
1–7 Punkte

WAI 4: Geschätzte Beeinträchtigung der Arbeitsleistung durch die Krankheiten

Behindert Sie derzeit eine Erkrankung oder Verletzung bei der Arbeit?
1–8 Punkte

WAI 5: Krankenstand im vergangenen Jahr

Krankheitsbedingte Ausfalltage während der letzten 12 Monate
1–5 Punkte

WAI 6: Einschätzung der eigenen Arbeitsfähigkeit in 2 Jahren

Glauben Sie, dass Sie, ausgehend von Ihrem jetzigen Gesundheitszustand, Ihre derzeitige Arbeit auch in den nächsten 2 Jahren ausüben können?
1, 4 oder 7 Punkte

WAI 7: Psychische Leistungsreserven

Haben Sie in der letzten Zeit Ihre täglichen Aufgaben mit Freude erledigt?

Waren Sie in letzter Zeit aktiv und rege?

Waren Sie in der letzten Zeit zuversichtlich, was die Zukunft betrifft?
1–4 Punkte

Tab. 1: Fragen im WAI-Fragebogen

Auswertung/Ergebnisse

Durch Addition können 7–49 Punkte erreicht werden. Unter WAI 2 werden außerdem körperliche und psychische Anforderungen erfasst und gewichtet. Dafür existiert eine Anleitung. Der WAI/ABI stuft sich in 4 Ergebniskategorien (Tab. 2).

 
Punkte Arbeitsfähigkeit Ziel von Maßnahmen
7–27 schlecht Arbeitsfähigkeit wiederherstellen
28–36 mittelmäßig Arbeitsfähigkeit verbessern
37–43 gut Arbeitsfähigkeit unterstützen
44–49 sehr gut Arbeitsfähigkeit erhalten

Tab. 2: Ergebniskategorien des WAI

Je niedriger die Punktzahl ist, desto größer ist beim Befragten die Diskrepanz zwischen den gestellten Arbeitsanforderungen und der individuellen Bewältigungsfähigkeit. Umgekehrt bedeutet dies, je höher die Punktzahl ist, desto besser stehen die Arbeitsanforderungen in der Balance mit den vorhandenen Potenzialen und Ressourcen des Beschäftigten.

 
Wichtig

Was der WAI kann und was er nicht kann

  • Der WAI zeigt die subjektiv empfundene Arbeitsbewältigungsfähigkeit des Befragten auf und ist geeignet, diese mit objektiven Daten, wie z. B. Arbeitsunfähigkeitsdaten, Beschätigungsdauer, Arbeitszeiten/Schichtarbe...

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