Der Einfluss von Arbeits-, Gesundheits- und Umweltschutz auf das bankeninterne Rating ist derzeit tendenziell als eher gering und indirekt einzuschätzen. So wird der Einfluss von ratingrelevanten Faktoren, die mit dem Arbeits-, Gesundheits- und Umweltschutz in Verbindung gebracht werden können, von 2 unabhängig voneinander tätigen Wissenschaftlern mit unter 5 %[1] bzw. unter 3 %[2] angegeben.

Das folgende Beispiel zeigt, dass es dennoch u. U. sinnvoll sein kann, als Unternehmer Aspekte des Arbeits-, Gesundheits- und Umweltschutzes im Ratingdialog anzusprechen.

 
Praxis-Beispiel

Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM): Einfluss auf die Ratingnote?

Die Initiative Gesundheit & Arbeit (iga)[3] hat eine Befragung bei ausgewählten Kreditinstituten und Ratingagenturen durchgeführt, um herauszufinden, ob sich Effekte des BGM positiv auf die Bonitätsbewertung auswirken. Zentrale Ergebnisse waren u. a.:

  • Wenn das kreditsuchende Unternehmen durch ein erfolgreiches BGM nachweislich wirtschaftliche Erfolge erreicht hat, wird sich dieser Effekt in verbesserten Finanzkennzahlen (Hardfacts) niederschlagen.
  • Die befragten Kreditinstitute vertraten die Meinung, dass es sehr schwierig sei, den Zusammenhang zwischen einem BGM einerseits und der Wahrscheinlichkeit bzw. Höhe eines Kreditausfalls andererseits nachzuweisen. Es fehle eine valide Datenbasis, um eine eigene Frage zum BGM im Ratingfragebogen einführen zu können.

Die Autoren der Studie empfehlen dennoch, dass Unternehmer die erreichten Effekte des BGM auf ihre Geschäftsergebnisse dokumentieren und im Ratingdialog vorlegen sollten. Selbst wenn sich Effekte des BGM nicht mittelbar in harten Erfolgszahlen nachweisen ließen, solle dennoch über durchgeführte Maßnahmen für mehr Gesundheit und Sicherheit im Unternehmen berichtet werden. Dieses Engagement sei u. U. ein positives "zusätzliches Plus" in der Gesamtbewertung des Unternehmens.

 
Wichtig

Gesunde Unternehmen sind erfolgreicher

Ein BGM bietet eine Reihe von Vorteilen für ein Unternehmen. Um welche Vorteile es sich im Einzelnen handelt, beschreibt die DIN ISO 45001:2023-12 "Managementsysteme für Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit – Anforderungen mit Anleitung zur Anwendung". Dazu zählt auch die Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit und der Kreditwürdigkeit. Im Rating zählt BGM zu den nichtfinanziellen Leistungsindikatoren.

Bewertet werden im Audit zur DIN ISO 45001 insbesondere die Compliance (Einhaltung von Gesetzen, Regeln und Normen), das Management sowie Maßnahmen zum Umgang mit Chancen und Risiken – alles Faktoren zur Verbesserung des Ratings!

[1] Information von Professor Dr. Anna Nagl, Hochschule Aalen vom 7.10.2014.
[2] Information von Professor Dr. Ottmar Schneck, Dekan der ESB Business School, Hochschule Reutlingen vom 2.10.2014.
[3] Vgl. Initiative Gesundheit & Arbeit (iga) (Hrsg): Kann betriebliches Gesundheitsmanagement die Kreditwürdigkeit von Unternehmen steigern? (= iga.punkt 018), Essen 2007; die Befragung ist weder wissenschaftlich noch repräsentativ.

3.1 Bankeninternes Rating: Ein Thema für die Sifa?

Sich über bankeninterne Ratingverfahren zu informieren, ist für Fachkräfte für Arbeitssicherheit vor allem dann empfehlenswert, wenn sie sich im Rahmen einer Existenzgründung[1] selbstständig machen wollen oder als bereits etabliertes Unternehmen einen Kredit bei ihrer Hausbank in Anspruch nehmen möchten.

Aus einer anderen Perspektive betrachtet, können bankeninterne Ratings und die darin abgeprüften Kriterien u. U. einen Anknüpfungspunkt für Gespräche mit Unternehmern bieten. In diesem Fall geht es im Kern darum, dass die Fachkraft für Arbeitssicherheit den betriebswirtschaftlichen Nutzen des eigenen Handelns schlüssig darstellt, also mit der eigenen Dienstleistung anschlussfähig[2] ist.

Der Bankenverband gibt in seiner Broschüre[3] Empfehlungen, wie sich kreditsuchende Unternehmer auf ein Bankgespräch vorbereiten können. In einer Checkliste werden einige Fragen zusammengestellt, mit denen sich der Unternehmer im Vorfeld befassen sollte. Welche der Fragen tatsächlich relevant sind, hängt von den Rahmenbedingungen des jeweiligen Unternehmens ab. Zu diesen Fragen gehören u. a.:

  • Wie wird die Qualität der Produkte sichergestellt?
  • Welche Maßnahmen zur Mitarbeiterbindung wurden getroffen?
  • Wie hoch sind Krankenstand und Fluktuation?
  • Wie ist das Betriebsklima einzuschätzen?

Ein weites Verständnis von Arbeits-, Gesundheits- und Umweltschutz vorausgesetzt, tangieren diese Fragen den Tätigkeitsbereich einer Fachkraft für Arbeitssicherheit: Guter Arbeits-, Gesundheits- und Umweltschutz zahlen ein auf die Produktqualität, auf die Mitarbeiterbindung und -gewinnung sowie auf Krankenstand, Fluktuation und Betriebsklima.[4] Ein Unternehmer, der von der Fachkraft für Arbeitssicherheit regelmäßig über diese Zusammenhänge informiert wird und selbst von der Bedeutung eines guten Arbeits-, Gesundheits- und Umweltschutzes überzeugt ist, kann diese Aspekte proaktiv im Ratingdialog als Unique Selling Proposition (USP), also als positives Alleinstellungsmerkmal, nennen.[5] Investiert ein Unt...

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