Die häufigsten diagnostizierten psychischen Störungen in Deutschland sind Angsterkrankungen, affektive Störungen (v. a. Depressionen), Störungen durch psychotrope Substanzen (Alkohol, Medikamente, Drogen) und somatoforme Störungen (körperliche Beschwerden ohne ausreichende organische Befunde).[1]

Sie werden im Folgenden mit ihren Merkmalssymptomen in Kürze dargestellt:

Angsterkrankungen

Angststörungen sind übersteigerte Angstempfindungen gegenüber bestimmten Lebewesen, Gegenständen oder Situationen, deren Intensität nicht der realen Bedrohung oder Gefahr entspricht.

Es gibt verschiedene Angststörungen:

  • Phobien sind starke unangemessene Ängste in Bezug auf bestimmte Angstauslöser, wie Menschen, Spinnen, Hunde, geschlossene Räume etc.
  • Panikstörungen sind Angstattacken, die unvermittelt von einem Menschen Besitz ergreifen und sich in körperlichen und psychischen Angstsymptomen, wie Atemnot, Herzrasen, Schweißausbrüchen und Angstgedanken ("Jetzt sterbe ich"), äußern.
  • Bei einer generalisierten Angststörung sorgen sich Menschen permanent um alles: um den Arbeitsplatz, die Zukunft, ihre Gesundheit oder die von anderen, um ein mögliches Versagen usw. Sie leiden unter einem andauernden Gefühl von Anspannung und können ihre Sorgegedanken nicht kontrollieren.
  • Eine Angststörung kann sich auch nach dem Erleben von Extremsituationen einstellen. Bekannt ist die Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS), die beispielsweise bei Soldaten nach Kriegseinsätzen oft vorkommt.

Affektive Störungen

Affektive Störungen ist der Oberbegriff für Erkrankungen, bei denen extreme Stimmungslagen das Erleben dominieren. Am bekanntesten und am häufigsten diagnostiziert ist die Depression (Hauptsymptome: gedrückte, niedergeschlagene Stimmung, Antriebsmangel, schnelle Ermüdbarkeit). Weitere Formen affektiver Störungen sind die Manie (Hauptsymptome: übersteigerte Aktivität, starke Unruhe, Realitätsverlust) oder die bipolare Störung mit Wechsel von Depression und Manie.

Burnout wird oft als verdeckte Depression bezeichnet, wobei Burnout meist Kontext-bezogen entsteht (häufig: Überforderung in Zusammenhang mit der Arbeit), während eine Depression Kontext-unabhängig auftritt.

Störungen durch psychotrope Substanzen

Psychotrope Substanzen sind Stoffe, welche auf die Psyche und das Bewusstsein wirken – bekannter sind diese Störungen unter dem Begriff Suchterkrankungen. Suchtstoffe sind Alkohol, Medikamente, Drogen.

Somatoforme Störungen

Somatoforme Störungen sind Befindlichkeitsstörungen ohne organischen Befund. Ungeklärte Rücken-, Bauch-, Kopf- oder Gelenkschmerzen, Schwindel, Herz- und Atembeschwerden, die über einen längeren Zeitraum andauern, deuten auf eine Somatisierungsstörung hin.

Jeder Mensch kann im Laufe seines Lebens psychisch erkranken, genau wie jeder Mensch körperlich erkranken kann. Männer und Frauen entwickeln über die gesamte Lebenszeit in etwa gleich häufig psychische Störungen, jedoch unterscheiden sich die Diagnosen.

Eindeutige Ursachen für psychische Erkrankungen gibt es nicht: genetische, biochemische und äußere Faktoren können eine Rolle spielen. Als äußere Faktoren können ungünstige Arbeitsbedingungen mitverursachend für die Entwicklung einer psychischen Störung bei Menschen mit entsprechender Disposition sein.

 
Wichtig

Psychische Störungen sind behandelbar

Psychische Störungen sind behandelbar und zum großen Teil reversibel (umkehrbar), d. h., Symptome bilden sich ganz oder teilweise zurück oder Betroffene können mithilfe von Therapie und/oder Medikamenten ihre sozialen Rollen wieder wahrnehmen.

 
Praxis-Beispiel

Fallbeispiel – Teil 2

Die Situation in der Abteilung von Herrn Frühling spitzt sich zu: Herr Baum fehlt immer öfter, wodurch sich die unbearbeiteten Vorgänge auf seinem Tisch stapeln, denn es gibt keinen Vertreter. Ist er da, muss er deswegen häufig Überstunden machen, was seinen angeschlagenen Gesundheitszustand natürlich weiter verschlechtert. Frau Wiese redet inzwischen nur noch das Nötigste, sitzt minutenlang völlig geistesabwesend am Schreibtisch, ist abgemagert und gibt sowohl den Kollegen als auch Herrn Frühling Anlass zur größten Sorge. Herr Wind ist nach wie vor ein aufsehenerregender Mitarbeiter.

[1] Wittchen/Jacobi (2012): Was sind die häufigsten psychischen Störungen in Deutschland? DEGS (Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland) im Auftrag des BMG vom Robert-Koch-Institut, Berlin, http://imtat.at/resources/degs_psychische_stoerungen.pdf, Abrufdatum: 15.1.2020.

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