Staub kann beim Menschen Erkrankungen der Atmungsorgane hervorrufen. Die gesundheitsschädigende Wirkung ist u. a. abhängig von

  • den stofflichen Eigenschaften der Staubpartikel (z. B. Toxität),
  • der Größe der Staubpartikel und damit verbunden der Eindringtiefe in die Atemwege und dem Ort der Ablagerung in den Atemwegen,
  • der Dauer der Staubexposition,
  • der Menge des eingeatmeten Staubes,
  • der körperlichen Anstrengung (Atemvolumen),
  • der Biobeständigkeit der Partikel,
  • der individuellen Konstitution des Beschäftigten.

Eingeatmete Staubpartikel dringen entsprechend ihrer Größe (aerodynamischer Durchmesser) unterschiedlich weit in die Atemwege ein und werden dort deponiert.

Der grobe Teil des Staubes bleibt gleich an den Nasenhärchen oder den Schleimhäuten des Nasen-Rachenraums hängen und kann schnaubend, niesend, aushustend oder verschluckend beseitigt werden.

Die bis in die Bronchien vordringenden Anteile (E-Staub) werden durch Zellflüssigkeit angefeuchtet und durch Flimmerhärchen in Richtung der oberen Atemwege transportiert. Sie können meist Stunden nach der Inhalation wieder zum Schlund transportiert, verschluckt oder ausgehustet werden. Dieser Abscheideprozess wird auch "Clearance" bezeichnet.

 
Achtung

Auch nicht alveolengängiger Staub kann bis in die Alveolen vordringen

Der als "Clearance" bezeichnete Abscheideprozess funktioniert für den E-Staub nicht mehr, wenn das System überlastet ist (overload). Dann gelangen selbst die einatembaren Fraktionen neben den feineren alveolengängigen Staubfraktionen in den alveolaren Bereich.

Der alveolengängige Staub (A-Staub) ist in der Lage, an bronchialer Schleimhaut und Flimmerhärchen vorbei bis in die Lungenbläschen vorzudringen und dort über Monate oder gar Jahre zu verweilen, wenn die Partikel unlöslich sind. Auch dort setzt der Körper Schutzmechanismen ein, indem Makrophagen ("Fresszellen") die Staubteilchen aufnehmen und über das Lymphgefäßsystem oder die Blutgefäße die Teilchen aus der Lunge entfernen.

 
Achtung

Wenn Staub in der Lunge bleibt

Durch Überlastung dieses Reinigungssystems bei zu hoher Staubkonzentration stockt der Reinigungsprozess und kann ganz zum Erliegen kommen. Die Staubpartikel verbleiben dann in der Lunge.

Auch bei Exposition gegenüber speziellen Stäuben, wie Quarz, Zementstaub, Mineralwolle, Asbest, und organischen Stäuben stoßen die Schutzmechanismen an ihre Grenzen.

Die gesundheitlichen Auswirkungen reichen von

  • akuten irritativen oder toxischen Wirkungen auf die Atemwege,
  • Auslösung akuter allergischer Reaktionen bis hin zu chronisch entzündlichen Erkrankungen, Einschränkung der Lungenfunktion und der
  • Bildung von Tumoren.

Mögliche Erkrankungen der Atmungsorgane sind Bronchitis, Asthma oder Emphysem (durch gewöhnlichen Staub, Eisen- oder Kohlenstaub), Lungenfibrose (durch Quarz- und Asbeststaub) oder Lungenkrebs (durch Quarz- und Asbeststaub) oder Nasenkrebs (durch bestimmte Holzstaubarten).

2.1 Berufskrankheiten durch Staub

Stäube sind häufig Ursache schwerer und sogar tödlich verlaufender Erkrankungen. Dies belegen die Statistiken über die Berufskrankheiten. 5 der 9 am häufigsten anerkannten Berufskrankheiten im Jahr 2018 waren durch Stäube verursacht (Tab. 2). Die Daten sind dem Unfallverhütungsbericht der Bundesregierung entnommen.[1]

 
Berufskrankheit (BK) Anzahl BK-Anerkennungen Staubbedingt

Lärmschwerhörigkeit

BK-Nr. 2301
6.942  

Plattenepithelkarzinom

BK-Nr. 5103
5.720  

Asbestose

BK-Nr. 4103
1.721 X

Infektionskrankheiten

BK-Nr. 3101
1.093  

Mesotheliom, Asbest

BK-Nr. 4105
890 X

Lungen-/Kehlkopfkrebs, Asbest

BK-Nr. 4104
770 X

Atemwegserkrankungen, allergisch

BK-Nr. 4301
529 X

Hauterkrankungen

BK-Nr. 5101
507  

Silikose

BK-Nr. 4101
495 X

Tab. 2: Die häufigsten Berufskrankheiten in Deutschland 2018

In Zusammenhang mit Bauarbeiten stehen insbesondere die Silikose und die Asbesterkrankungen.

Weitere Berufskrankheiten, die durch Staub hervorgerufen werden, sind:

  • BK-Nr. 4101: Quarzstaublungenerkrankung (Silikose)

    • Quarz ist das zweithäufigste Mineral in der Erdkruste.
    • Staub enthält kristallines Siliciumdioxid (Quarz, Cristobalit oder Tridymit).
  • BK Nr. 4102: Quarzstaublungenerkrankung in Verbindung mit aktiver Lungentuberkulose (Siliko-Tuberkulose)

    • Aktive Lungentuberkulose zeitgleich mit einer Silikose, die sich aus alten, bisher nicht aktiven Herden oder durch Neuinfektion der silikotischen Lunge entwickelt.
  • BK-Nr. 4103: Asbeststaublungenerkrankung (Asbestose) oder durch Asbeststaub verursachte Erkrankung der Pleura.
  • BK-Nr. 4104: Lungenkrebs oder Kehlkopfkrebs

    • in Verbindung mit Asbeststaublungenerkrankung (Asbestose),
    • in Verbindung mit durch Asbeststaub verursachten Erkrankungen der Pleura oder
    • bei Nachweis der Einwirkung einer kumulativen Asbestfaserstaub-Dosis am Arbeitsplatz von mindestens 25 Faserjahren.
  • BK-Nr. 4105: Durch Asbest verursachtes Mesotheliom des Rippenfells, des Bauchfells oder des Perikards
  • BK Nr. 4301: Durch allergisierende Stoffe verursachte obstruktive Atemwegserkrankungen
  • BK Nr. 4302 Durch chemisch-irritativ oder toxisch wirkende Stoffe verursachte obstruktive Atemwegserkrankungen

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