Die Art und Weise, wie Führungskräfte und Beschäftigte in Zukunft gesund und produktiv zusammenarbeiten, wird sich durch neue technologische Möglichkeiten verändern. Zum einen verändert die digitale Transformation die Anforderungen, die von außen auf Organisationen wirken: Sie verändert das Marktumfeld (z. B. andere Geschäftsmodelle) und erweitert die Möglichkeiten der Zusammenarbeit (z. B. Crowdworking) und der Wertschöpfung (z. B. horizontale Verknüpfung der Wertschöpfungskette durch Kundeneinbindung). Zum anderen verändert sie die Anforderungen innerhalb von Organisationen durch die Einführung von cyber-physischen Systemen (CPS). Autonome und selbstlernende Software 4.0 kann betriebliche Prozesse organisieren und steuern. Damit kann Software 4.0 auch in die Entscheidungs- und Handlungskompetenz von Führungskräften und Beschäftigten eingreifen. So können beispielsweise Produktionsdaten (Auslastung, Kapazitäten etc.) und Beschäftigtendaten (zu Produktivität, zeitlicher Verfügbarkeit, Qualifikationen, ergonomischen Bedarfen etc.) zum Teil anhand von Sensoren erfasst und durch Software 4.0 genutzt werden. Dies hat den Vorteil, dass nach festgelegten Kriterien Entscheidungen automatisch getroffen werden können. Diese neuen Möglichkeiten der Delegation von Entscheidungen an Software 4.0 werden einen Einfluss auf die Rolle der Führungskräfte und der Beschäftigten haben.

Die Nutzung neuer Technologien ist dabei mit zahlreichen Chancen aber ggf. auch mit neuen Risiken verbunden. So bieten die neuen Technologien neue Möglichkeiten effizienter Führung (z. B. durch umfassende Informationen über Prozesse und Beschäftigte in Echtzeit) und können Führungskräfte und Beschäftigte im Arbeitsprozess entlasten. Es können sich jedoch auch neue Belastungen ergeben, wie eine Zunahme von repetitiven Aufgaben mit geringen Anforderungen an Planung und Denken mit der Folge steigender Monotonie. Um derartige Belastungen frühzeitig zu identifizieren und möglichst zu vermeiden, müssen Maßnahmen für eine gesunde und produktive Planung der Einführung und Umsetzung bzw. Nutzung der neuen Technologien festgelegt werden.

In diesem Zusammenhang werden Datenschutz und Datensicherheit eine wichtige Rolle spielen. Führungskräfte sind dabei sowohl für die Einführung der neuen Technologien in die Prozesse der Organisation verantwortlich (Objekt des Wandels, Steuerung eines Change-Prozesses) als auch selbst gefordert, den Umgang bzw. die Nutzung der neuen Technologien zu erlernen (Subjekt des Wandels). Demzufolge nehmen die Führungskräfte als direkter Ansprechpartner der Fachkräfte für Arbeitssicherheit eine Schlüsselrolle zur Gestaltung gesunder und produktiver Arbeitsprozesse ein. Um als Fachkraft für Arbeitssicherheit die Führungskräfte in diesem Veränderungsprozess optimal beraten zu können, ist es hilfreich, die Funktionsweise sowie die Auswirkungen der neuen Technologien auf die Zusammenarbeit von Führungskräften und Beschäftigten zu kennen.

Im Folgenden wird daher zunächst die grundlegende Funktionsweise der neuen Technologien erläutert und darauf eingegangen, welche Veränderungen sich durch deren Einführung für Führungskräfte ergeben können. Ebenso werden einige (präventive) Maßnahmen dargestellt, welche zu einer gesunden und produktiven Führung und Arbeit in der digitalen Arbeitswelt beitragen können.

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[1] Das diesem Beitrag zugrundeliegende Forschungsprojekt "Prävention 4.0 – Handlungsfelder und -leitfaden für eine präventive Arbeitsgestaltung in der digitalen Arbeitswelt 4.0" wurde mit Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung unter dem Förderkennzeichen 02L14A132 gefördert. Die Verantwortung für den Inhalt dieser Veröffentlichung liegt beim Autor. Die Inhalte dieses Beitrags beruhen auf den Ergebnissen bzw. Umsetzungshilfen 1.2.1 Führungsstile und die Rolle der Führung, 1.4 Kompetenzverschiebung zwischen Mensch und Software 4.0 und 1.6.1 Handlungsträgerschaft im Verhältnis Mensch und Software 4.0 dieses Forschungsprojektes.

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