Viel problematischer aus organisatorischer und struktureller Sicht ist demgegenüber die Betreuung während der Reise selbst, v. a. wenn diese die Mitarbeiter in Länder führt, in denen die medizinische Versorgung deutlich schlechter als in Deutschland ist.

Die Berufsgenossenschaften empfehlen dabei über ihre Deutsche Verbindungsstelle Unfallversicherung – Ausland (DVUA) seit langem schon in ihrem Merkblatt "Gesetzliche Unfallversicherung bei Entsendung ins Ausland", dass entsendende Unternehmen "einen Leiter bestellen, der für den Auslandsstandort für die Durchführung der Unfallverhütungsmaßnahmen, der Ersten Hilfe und für die Einleitung einer Heilbehandlung im Ausland verantwortlich ist". Dabei wird auch darauf hingewiesen, dass der Betriebsarzt einzubinden ist, wenn die medizinischen Versorgungsmöglichkeiten und die medizinischen Risiken am Einsatzort beurteilt werden sollen. Auch wird festgehalten, dass "vor Beginn der Arbeitsaufnahme im Ausland, möglichst schon vor der Abreise dorthin, der verantwortliche Leiter sich über in der Nähe der Arbeitsstelle befindliche deutsche Ärzte unterrichten soll, ferner über ausländische Ärzte und Fachärzte, die bei Unfällen zur Behandlung herangezogen werden können, sowie über die nächstgelegenen Krankenhäuser und die Verbindungen zu ihnen".

Die meisten Unternehmen denken bei Auslandseinsätzen primär an die Infektionsgefahren und vergessen, dass häufig ganz andere Probleme auftauchen.

Verkehrsunfälle

Diesem in vielen Ländern erhöhten Unfallrisiko stehen schlechte medizinische Versorgungsmöglichkeiten, insbesondere ein in vielen Ländern nicht existierendes Rettungssystem (pre-hospital system) gegenüber.

Arbeitsunfälle

Es stellt sich die Frage nach verfügbaren Rettungsmitteln und bei abgelegenen Einsatzorten die Frage nach medizinischer Infrastruktur vor Ort.

Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Da zunehmend ältere Mitarbeiter entsandt werden, ist das allgemeine Risiko von kardiovaskulären Erkrankungen in Betracht zu ziehen.

Psychische Belastungen

Ein Arbeitsaufenthalt in fremden Ländern kann durchaus eine sehr bereichernde, aus vielerlei Gründen von den Betroffenen vorwiegend positiv bewertete Erfahrung bedeuten. Insbesondere ein Langzeitaufenthalt kann durch Trennung von Familie und Freunden, Konfrontation mit fremden Sitten und Gebräuchen und zumindest z. T. außerordentlich erschwerten, frustrationsreichen Arbeitsbedingungen aber auch als psychische Belastung unterschiedlicher Intensität empfunden werden.

Vor allem bei Langzeitaufenthalten sind psychische Erkrankungen der Mitarbeiter nicht auszuschließen und auch häufiger ein Grund, die Reise oder den Auslandsaufenthalt vorzeitig abzubrechen. Der Kulturschock, die ungewohnte Umgebung, die fremde Sprache, Einsamkeit und das Gefühl der Überforderung können latent vorhandene psychische Störungen verstärken oder neue auslösen.

Das Ausmaß dieser Belastung ist selbstverständlich insbesondere von Art und Anlass der Entsendung und der zu bewältigenden Aufgaben abhängig. Nothilfe- und Kriseninterventionen konfrontieren die Beschäftigten mit i. d. R. hochgradig belastenden Eindrücken und Erlebnissen. In zunehmendem Maße kommt es dabei auch durch Überfälle, Entführungen und andere Art von Gewalt gegen die eigene Person zu traumatisierenden Erlebnissen, die geeignet sind, eine Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) auszulösen. Diese Störungen der psychischen Gesundheit bedürfen einer möglichst schnellen Diagnostik und therapeutischen Intervention, v. a. um einer Chronifizierung der Symptomatik vorzubeugen. Insbesondere die Bundeswehr musste in den letzten Jahren hier viele Erfahrungen sammeln und sich mit viel Aufwand um dieses Problem kümmern. Das Kompendium "Umgang mit psychischen Einsatzschädigungen einschließlich posttraumatischer Belastungsstörung (PTBS) in der Bundeswehr" gibt einen Überblick über die umfassenden Therapie-, Betreuungs- und Versorgungsmaßnahmen der Bundeswehr.

Reisemedizinische Assistance

Sehr häufig hat sich für Auslandseinsätze von Mitarbeitern reisemedizinische Assistance als die Lösung der Wahl erwiesen.

Die Assistance-Medizin umfasst die Leistungen, die im Rahmen der medizinischen Reiseassistance erbracht werden. Sie beziehen sich auf die medizinische und psychologische Betreuung erkrankter oder verletzter Mitarbeiter im Ausland sowie deren Krankenrücktransport, den Versand von Medikamenten oder leider in seltenen Fällen auch die Überführung im Todesfall. Weiterhin kann sie Informationsleistungen umfassen, wie etwa die Medizinische Beratung vor oder während einer Reise zu Impfvorschriften o. Ä. Assistance-Medizin wird von Dienstleistern über Alarmzentralen organisiert, die an 365 Tagen im Jahr 24 Stunden pro Tag erreichbar sind und qualifiziertes, auch ärztliches Personal dazu vorhalten (z. B. SOS International). Von hier werden alle Patienten betreut, die sich mit medizinischen Fragen oder Problemen an die Alarmzentrale wenden. Die Nennung von geeigneten medizinischen Versorgungsmöglichkeiten gehört genauso zu den Aufgaben w...

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