Der Anwendungsbereich eines Expositionsszenarios kann durch Scaling-Hilfen wesentlich erweitert werden. Allerdings ist Scaling nur möglich, wenn der Lieferant entsprechende Scaling-Regeln oder Scaling-Instrumente als Scaling-Hilfen in seinem Expositionsszenario beschrieben hat. Hierdurch wird gezeigt, dass von ihm die Anwendbarkeit und die Begrenzungen des Scalings bewertet und im Stoffsicherheitsbericht der Stoffe dokumentiert wurden. Wenn der Lieferant Scaling-Instrumente angibt, sollte er auch die Eingangsgrößen nennen, die für die Expositionsabschätzung und die Risikobeschreibung verwendet wurden.

 
Wichtig

Wirksamkeit ist die Schlüsselgröße

Scaling kann nur für expositionsbestimmende Größen eingesetzt werden, bei denen quantitative Abweichungen von den Angaben im Expositionsszenario vorliegen. Bei den Risikomanagement-Maßnahmen ist hierbei die Wirksamkeit die Schlüsselgröße. Es kann eine andere Art der Maßnahme sein, als im Expositionsszenario beschrieben, aber sie kann dieselbe oder eventuell auch eine höhere Wirksamkeit haben. Werden andere Arten von Risikomanagement-Maßnahmen eingesetzt, ist ein Vergleich ihrer Wirksamkeit im Rahmen des Scalings möglich, wenn sie sich auf denselben Expositionsweg und dasselbe Schutzgut beziehen.

In den ECHA-Leitlinien für nachgeschaltete Anwender[1] werden Scaling ("Skalierung") und seine Grenzen im Kap. 4.2.4 und im Anhang 2 detailliert beschrieben. Wir möchten hier auf 3 Situationen hinweisen, in denen Scaling ausdrücklich nicht möglich ist:

  1. Aufgrund der abweichenden expositionsbestimmenden Größen ergeben sich andere Expositionswege.
 
Praxis-Beispiel

Sprühen statt Streichen

Im Expositionsszenario werden Anwendungen einer Lasur oder Farbe durch Streichen beschrieben. Sie möchten die Farbe aber versprühen. Beim Sprühen können Belastungen der Atemwege durch Aerosole auftreten, die beim Streichen nicht zu erwarten sind.

2. Es sind unterschiedliche Zielgruppen betroffen.
 
Praxis-Beispiel

Private statt gewerbliche Verbraucher

Im Expositionsszenario wird die gewerbliche Verwendung eines Klebstoffes beschrieben. Sie möchten den Stoff an private Verbraucher verkaufen. Die Nutzergruppe "Verbraucher" ist im Expositionsszenario nicht abgedeckt.

3. Die Dauer und die Häufigkeit der Exposition sind deutlich unterschiedlich von den Angaben im Expositionsszenario. Hieraus ergibt sich eine andere Art der Exposition, z. B. eine chronische Exposition statt einer akuten Exposition.

In diesen Fällen sind Ihre Anwendungsbedingungen nicht vom Expositionsszenario des Lieferanten abgedeckt und ein Scaling ist nicht möglich.

[1] ECHA: Leitlinien für nachgeschaltete Anwender, Oktober 2014, S. 52 und S. 127 ff., https://echa.europa.eu/documents/10162/23036412/du_de.pdf/e83ce24a-e83b-4e1e-a57f-873719e5ea4e, Download am 17.7.2019.

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