Zusammenfassung

 
Überblick

Unternehmen können einiges dafür tun, um gesunde Arbeitsbedingungen zu schaffen, die psychische Belastungsfaktoren möglichst von vornherein vermeiden. Es gibt einerseits wissenschaftliche Erkenntnisse dazu, auf welche Schlüsselfaktoren dabei geachtet werden sollte. Andererseits liegen Erkenntnisse aus Befragungen vor, die auch die Wünsche der Beschäftigten selbst an ihre Arbeitsbedingungen erkennen lassen.

1 Gesundheitsförderliche Arbeitsbedingungen

1.1 Wünsche der Beschäftigten an gute Arbeit

Die Forschung hat inzwischen umfangreiche Erkenntnisse produziert, wie Arbeit gestaltet sein sollte, um psychische Belastungen für die Beschäftigten zu vermeiden.

Erstmals im Jahr 2004 wurde die Studie "Was ist gute Arbeit?" durchgeführt (INIFES-Institut). Die Studie hatte das Ziel, eine gesellschaftliche Debatte über die Qualität von Arbeit anzuregen. Die 5.400 Befragten sollten die von ihnen gewünschten Eigenschaften guter Arbeit benennen. Sie wurden auch dazu befragt, wie sie ihre Arbeitsbedingungen tatsächlich einschätzen – so wurde ein Vergleich von gewünschten und tatsächlich erlebten Arbeitsbedingungen möglich. Die Grundlage für den verwendeten Fragebogen bildeten arbeitswissenschaftliche Erkenntnisse.

Es kristallisierten sich mehrere Kernelemente guter Arbeit heraus:

  • ein festes und verlässliches Einkommen,
  • unbefristete Beschäftigung,
  • kreative Fähigkeiten in die Arbeit einbringen und entwickeln zu können,
  • den Sinn der Arbeit zu erkennen,
  • Anerkennung,
  • soziale Beziehungen,
  • Achtung und Schutz der Gesundheit.

Abb. 1: Faktoren, die aus Sicht der Beschäftigten "gute Arbeit" ausmachen[1]

In der Befragung zeigte sich ein großes Bedürfnis nach Sicherheit, sowohl was das feste und verlässliche Arbeitseinkommen betrifft, als auch die Sicherheit des Arbeitsplatzes und ein unbefristetes Arbeitsverhältnis. So sind abhängig Beschäftigte auch mit keinem Bereich derart unzufrieden, wie mit dem Verhältnis von Einkommen und Leistung.

Als zweiter wichtiger Bereich stellte sich Sinnstiftung und Erfüllung heraus. Dazu gehören Spaß an der Arbeit und eine sinnvolle Arbeit. Arbeit soll daneben abwechslungsreich und vielseitig sein. 73 % der Befragten fanden es wichtig, stolz auf ihre Arbeit sein zu können.

An dritter Stelle folgten Faktoren aus dem sozialen Bereich, wie die Achtung durch Vorgesetzte und kollegiale, unterstützende Zusammenarbeit im Team. Als letzter Themenkomplex wurde der Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz genannt: Fast jeder Vierte der Befragten hielt es für äußerst bzw. sehr wichtig, dass bei der Gestaltung der Arbeitsbedingungen auch auf den Schutz der Gesundheit geachtet wird.

Weitere wichtige "Bausteine" für eine als gut empfundene Arbeit waren Merkmale der Arbeitsorganisation, z. B. Handlungsspielräume, Einfluss- und Entwicklungsmöglichkeiten. Dazu gehörte auch der eigene Einfluss auf die Arbeitsmenge und das Arbeitstempo.

Auch gute Führung gehört nach Meinung der befragten Erwerbstätigen zu guter Arbeit dazu. Unter guter Führung wurde verstanden: menschliche Behandlung durch Vorgesetzte, fachliche und berufliche Unterstützung, gute Planung und Unterstützung im Arbeitsprozess, Anerkennung und Lob sowie Verständnis für individuelle Probleme.

Die Beschreibung der tatsächlichen Arbeitsbedingungen durch die Befragten zeigte, wo es Lücken zwischen Wunsch und Wirklichkeit gab. Dies betraf vor allem die Einkommenssituation. "Mit keinem anderen Bereich der Arbeitsgestaltung sind abhängig Beschäftigte so unzufrieden wie mit dem Verhältnis von Einkommen und Leistung und in keinem anderen Feld wird ein derart hoher Handlungsbedarf gesehen wie bei den Einkommen."[2] Dieses Ergebnis darf nun nicht dahingehend interpretiert werden, dass alle Beschäftigten mehr Geld wollen. Tatsächlich zeigte es sich, dass ein gutes Drittel der Vollzeitbeschäftigten im prekären Einkommensbereich (weniger als 2.000 EUR Bruttomonatseinkommen) lag. Ein ausreichendes Einkommen gilt daher auch als wichtige Ressource für die Gesundheit.

Anknüpfend an die Studie "Was ist gute Arbeit" wurde 2007 der DGB-Index "Gute Arbeit" entwickelt. In diesem Index wurden Kriterien der Arbeitsqualität erarbeitet, die die Einkommenssituation, die Arbeitsplatzsicherheit, die Ressourcen der Beschäftigten und die (Fehl-)Beanspruchungen der Arbeitssituation umfassen.

Abb. 2: DGB-Index Gute Arbeit

Seitdem werden in jedem Jahr bundesweit repräsentative Erhebungen mit diesem Instrument durchgeführt (seit 2012 mithilfe telefonisch geführter Interviews), die eine fortlaufende Einschätzung der Beschäftigten über die Zufriedenheit mit ihrer Arbeitssituation ermöglichen. Dabei wird einerseits ein Gesamtindex errechnet, daneben werden aber auch Werte für 11 Kriterien der Arbeitsqualität bestimmt. In den Erhebungen wird nach dem Vorkommen bestimmter psychischer Anforderungen gefragt, danach wird erhoben, ob diese Anforderungen bei der Arbeit überhaupt als Belastung empfunden werden. Auswertungen gibt es für die gesamte Repräsentativerhebung in Deutschland und auch für einzelne Bundesländer, Branchen oder Berufsgruppen. Unternehmen können den DGB-Index als Analyseinstrumen...

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