Zusammenfassung

 
Überblick

Während das Thema "Alkohol am Arbeitsplatz" schon seit Langem Beachtung bei Personalverantwortlichen findet, wird der Arzneimittelgebrauch von Beschäftigten eher zurückhaltend, wenn überhaupt registriert. Das wird sich aufgrund von Veränderungen der Arbeitswelt, des Konsumentenverhaltens und der demografischen Entwicklung bald ändern.

1 Neue alte Missbrauchsproblematik

Das in der Arbeitswelt bekannteste Suchtmittel ist der Alkohol. Die Auswirkungen von Alkoholeinfluss auf die Leistungsfähigkeit und das Arbeitsverhalten sind bekannt, und Mitarbeiter, die Alkohol konsumieren, oft auffällig. Mittlerweile hat die Volksdroge Alkohol traurige Konkurrenz bekommen. Personalverantwortliche und Akteure im Arbeits- und Gesundheitsschutz müssen sich mit einer "neuen" Missbrauchsproblematik auseinandersetzen, die auf den ersten Blick relativ unspektakulär und wenig auffällig daherkommt, aber im Ranking der Suchtproblematiken dem Alkohol bald den ersten Platz streitig machen könnte: der nicht bestimmungsgemäße Medikamentengebrauch.

2 Gründe für die Zunahme des Medikamentenkonsums

Es gibt mehrere Gründe, die das unscheinbare Thema "Medikamente am Arbeitsplatz" zu einem brisanten werden lassen können:

  • Die sich verändernde Arbeitswelt – weg von einer Produktionsgesellschaft hin zu einer Dienstleistungs-, Kommunikations- und Wissensgesellschaft geht mit neuen Herausforderungen für die Beschäftigten einher. Die Belastungsprofile der arbeitenden Bevölkerung ändern sich:

    • Zeit-, Termin- und Kostendruck sind Taktgeber der Arbeit;
    • der Leistungsdruck (Workload) für Mitarbeiter nimmt zu;
    • die Arbeitsverdichtung (Menge an Arbeit) steigt, während die Personalkapazität gleich bleibt oder gar sinkt;
    • die Arbeitsaufgaben erfordern höhere Qualifikationen (Anforderungsverdichtung);
    • die Arbeit wird unplanbarer, es kommt zu einer Vermengung von Arbeit und Freizeit.
  • Diese gestiegenen Anforderungen machen hohe Anpassungsleistungen von Arbeitnehmern (und auch Unternehmern) erforderlich. Viele Arbeitstätige nutzen Hilfsmittel, die es ihnen erleichtern oder überhaupt erlauben, ihrer Beschäftigung nachzugehen.
  • In der letzten Zeit hat sich die Zahl der Diagnosen psychischer Erkrankungen von Jahr zu Jahr erhöht. Die Therapie psychischer Störungen geht in der Regel – neben einer Gesprächstherapie – mit der Verschreibung und Einnahme von Psychopharmaka einher. Diese Doppeltherapie ist sinnvoll, macht die Teilhabe am (Arbeits-)Leben in vielen Fällen erst möglich und ist daher zu begrüßen. Aber: Psychopharmaka haben neben den erwünschten Wirkungen auch Nebenwirkungen, die ein sicheres Arbeiten erschweren können. Selbst die wünschenswerten Effekte können eine sichere Arbeitsausführung beeinträchtigen.
  • Die demografische Entwicklung führt zu einem erhöhten Medikamentenkonsum: Je älter die Menschen sind, desto mehr Arzneimittel benötigen sie aus gesundheitlichen Gründen. Hinzu kommt, dass ältere Arbeitnehmer sich oft in Konkurrenz zu jüngeren sehen, und ihre Leistungsfähigkeit unter Beweis stellen wollen oder müssen. Ein Mittel, das die Leistung erhält oder gar steigert, ist da willkommen.
  • Eine weitere Gruppe von Arbeitnehmern, die auf den Arbeitsmarkt drängen oder sich behaupten wollen, sind die "klassischen Konsumenten" von Arzneimitteln: Frauen. Während Männer in der Vergangenheit eher Alkohol als Hilfsmittel bei Problemen zurate zogen, ziehen Frauen die unauffällige Variante des Medikamentenkonsums vor.
  • Der Erwerb von Arzneimitteln über das Internet birgt ein zusätzliches Gefahrenpotenzial. Der einfache Bezug verleitet zu unreflektiertem und unkritischem Gebrauch.

Gründe genug, sich mit dem Thema "Medikamentenkonsum am Arbeitsplatz" intensiver auseinanderzusetzen.

3 Medikamentengebrauch

Medikamente sind natürlich nicht per se kritisch zu betrachten. Arzneimittel heilen Krankheiten, lindern Beschwerden oder beugen Krankheiten vor. Vielfach verbessern sie die Lebensqualität und erhalten die Arbeits- und Leistungsfähigkeit. Diabetiker, Epileptiker, Asthmatiker, Hypertoniker (Bluthochdruckpatienten) wären ohne Medikamentengebrauch überhaupt nicht in der Lage, halbwegs beschwerdefrei zu leben oder einer Arbeit nachzugehen.

Doch neben dieser heilenden Funktion können sie auch eine unheilvolle Wirkung haben, die dann eintreten kann, wenn man Arzneipräparate nicht bestimmungsgemäß verwendet.

 
Wichtig

Bestimmungsgemäßer Arzneimittelgebrauch

Ein bestimmungsgemäßer Arzneimittelgebrauch liegt vor, wenn ein Medikament in Absprache mit dem Arzt oder Apotheker, in der korrekten Dosierung oder wie in der Packungsbeilage vorgeschrieben eingenommen wird. Das Medikament wird nach Absprache mit dem Arzt abgesetzt, wenn die Krankheitssymptomatik auskuriert ist.

 
Wichtig

Schädlicher Gebrauch von Arzneimitteln

Ein schädlicher Gebrauch von Arzneimitteln liegt vor, wenn Arzneimittel vorsätzlich und gezielt immer weiter und/oder in unnötiger Menge konsumiert werden. Man spricht bei einem schädlichen Gebrauch von Arzneimitteln landläufig auch von Medikamentenmissbrauch.

 
Wichtig

Arzneimittelabhängigkeit

Eine Arzneimittelabhängigkeit liegt vor, wenn die Bewältigung des Lebens nicht mehr ohn...

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