Kommunikation ist nicht nur sach- und inhaltsbezogen, sondern immer auch beziehungsgeprägt. Damit spielt die gesamte Bandbreite von Antipathie- und Sympathieelementen eine große Rolle. Bei der Begegnung mit Menschen entsteht immer automatisch, meist unterbewusst und innerhalb weniger Sekunden der erste Eindruck. Zunächst wird dieser Vorgang v. a. von unserer Körpersprache (nonverbale Faktoren) geprägt:

  • Gesichtsausdruck,
  • Blickkontakt,
  • Haltung,
  • äußeres Erscheinungsbild,
  • Duft,
  • Stimme usw.

Unser Körper spricht immer und sendet Signale. Nonverbales Verhalten umfasst ein breites Spektrum an Bewegungen, Signalen und Gesten. In einer Begegnung erfassen wir diese Signale zuerst und sie bestimmen bewusst oder unbewusst unsere Bewertung der Person. Deshalb ist es wichtig, die eigene Körpersprache zu kennen und angemessen einzusetzen. Wenn man z. B. jemanden auf eine unsichere Handlung ansprechen möchte mit dem Ziel, dass die Person zuhört und zu einer Verhaltensänderung bereit ist, dann sollte der Ton sachlich und respektvoll sein und die eigene Gestik nicht Ärger oder Wut ausdrücken.[1] Alle Sinnesorgane sind gefordert, je umfassender wir einen Eindruck von Menschen erhalten möchten. Dabei gilt immer, bei der Interpretation nonverbaler Ausdrucksformen eine wichtige Regel zu beachten.[2]

Man darf die Sprache unseres Körpers nicht außerhalb des Kontextes von Situation, Bewegung und Information interpretieren, wenn man Fehler vermeiden möchte. Ein Beispiel soll es verdeutlichen:

 
Praxis-Beispiel

Interpretationsbedarf

Sie gehen im Park spazieren und sehen von weitem ein junges Paar, das miteinander rangelt (Situation). Der Mann hält die Frau an beiden Handgelenken fest und lacht, die Frau versucht, sich mit verbissenem Gesicht zu befreien (Bewegungen). Sie können nicht hören, was gesprochen wird (Information). Ihre Interpretation kann gehen von "der doofe Kerl, warum traktiert er seine Partnerin so?" bis hin zu "ja, ja, was sich liebt, das neckt sich ..." Sie wissen es nicht, Ihnen fehlt die Information!

Abb. 3: Interpretation der Körpersprache

Hilfreiche Regeln für eine gute Körpersprache sind:

  • Ausreichend Blickkontakt halten (ca. 60 % Augenkontakt im Gesprächsverlauf).
  • Gestik der Hände und Arme zur Betonung von Inhalten verwenden; nicht über Brusthöhe hinaus agieren; wildes Gestikulieren vermeiden.
  • Möglichst oft offene Haltung von Armen und Beinen einnehmen, d. h., Verschränkungen immer wieder auflösen, besonders Doppelverschränkungen.
  • Die Modulationsfähigkeit der Stimme nutzen (Anheben, Senken, Betonen).
  • Die volle Zuwendung von Kopf und Rumpf signalisiert Aufmerksamkeit und Interesse am Gegenüber.
  • Ein ruhiger Stand auf beiden Füßen signalisiert Sicherheit und gibt ein Gefühl von "festem Boden" (wichtig bei Vorträgen).

Die Körpersprache ist eine der wichtigsten Informationsgeber für uns in allen Kommunikationssituationen. Ihr bewusstes Einsetzen verstärkt (oder schwächt) damit immer auch die Sach- und Beziehungsebene. Besonders unsere Stimme kann einem Inhalt z. B. die unterschiedlichsten Bedeutungsfärbungen von höchst abfällig bis maximal freundlich geben. In anderen Fällen verschafft uns das gute Lesen der Körpersignale evtl. die entscheidende Information darüber, ob unser Gesprächspartner gerade die Wahrheit sagt, bereits eine Entscheidung gefällt hat, tatsächlich von der Lösung überzeugt ist usw.

Körpersprache lesen ist ein ständiger Lernprozess. Auch hier gilt, je bewusster man selbst die Sprache seines Körpers beobachtet und einsetzt, desto effizienter wird man in der Deutung der Sprache der anderen.

[1] Vgl. Navarro: Menschen verstehen und lenken, mvg Verlag, 4. Auflage 2012.
[2] Vgl. Molcho: Körpersprache, Goldmann Verlag, 2013.

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