Zusammenfassung

 
Begriff

Handwerkzeuge, wie Schraubendreher, Hammer, Zange und Säge, sind allen technologischen Entwicklungen zum Trotz aus den meisten Betrieben nicht ganz wegzudenken. Auch wenn die Nutzungsintensität nachgelassen hat und nur in wenigen Berufsbildern tatsächlich noch ein Großteil der Zeit mit nicht kraftbetriebenen Handwerkzeugen gearbeitet wird, sind Sicherheit und Ergonomie beim Umgang mit Handwerkzeugen ein relevantes Arbeitsschutzthema.

 
Gesetze, Vorschriften und Rechtsprechung

Handwerkzeuge sind Arbeitsmittel und fallen in den Geltungsbereich der Betriebssicherheitsverordnung (BetrSichV). Daraus ergibt sich u. a., dass Handwerkzeuge

Viele praktische Hinweise zum sicheren Umgang mit Handwerkzeugen enthält die DGUV-I 209-001 "Sicherheit beim Arbeiten mit Handwerkzeugen".

1 Handarbeit – ein auslaufendes Geschäft?

In einigen überwiegend handwerklichen Berufen werden wesentliche Anteile der Arbeit immer noch mit Handwerkzeug verrichtet, z. B. in Zimmerei, Garten- und Landschaftsbau, Elektrohandwerk, einigen Gewerken des Bauhandwerks und verschiedenen Kunsthandwerken. Ansonsten hat die Mechanisierung und Automatisierung der Arbeitswelt dazu geführt, dass "Dauertätigkeiten" mit Handwerkzeug selten geworden sind. Wo immer möglich werden schon aus Gründen der Effektivitätssteigerung Handwerkzeuge durch (Hand-)Maschinen ersetzt:

  • Druckluft- oder Akkuschrauber statt Schraubendreher,
  • Band- und Kreissägen bzw. Trennschleifer statt Handsägen,
  • Bohrhammer statt Hammer und Meißel.

Dadurch hat die Intensität der Arbeit mit Handwerkzeugen in Handwerk und Industrie soweit abgenommen, dass die körperlichen Dauerbelastungen (z. B. Nervenstörungen oder Gelenkverschleiß durch fortwährende Hammerschläge) abgenommen haben. Allerdings ist das Unfallgeschehen mit Handwerkzeug immer noch beträchtlich: Im langjährigen Verlauf der Unfallursachenstatistik nimmt der Umgang mit Handwerkzeug und Handmaschinen stets Platz 2 nach den Stolper- und Sturzunfällen ein.

 
Wichtig

Service und Außendienstmontage

Was im Betrieb längst maschinell erfolgt, wird "auf Montage", wo i. d. R. keine ausgerüstete Werkstatt zur Verfügung steht, immer noch per Hand gemacht (mit Handmaschinen, aber auch Handwerkzeug). Besonders im technischen Außendienst sollte man auf das Thema Werkzeugausstattung achten, wozu ggf. auch die Werkstattausstattung der Fahrzeuge gehört.

2 Gefährdungsbeurteilung/Auswahl/Beschaffung

2.1 Bedarf feststellen

Um bestimmte Tätigkeiten sicher ausführen zu können, ist das passende Werkzeug wichtig. Was genau erforderlich ist, kann Bestandteil der Maßnahmenplanung in der standardmäßigen Gefährdungsbeurteilung eines Arbeitsplatzes bzw. Bereiches sein (s. dazu auch § 4 BetrSichV). Ggf. ist auch eine Betriebsanweisung sinnvoll, die festhält, was wo und wie zu benutzen ist.

 
Praxis-Beispiel

Nicht ohne das passende Werkzeug

Kartonagen zerlegen: In vielen Betrieben kommen (Roh-)Ware oder Zulieferungen in Kartons an, die in Containern zu entsorgen sind. Wenn keine Presse zur Verfügung steht, müssen die Kartons zerlegt werden, weil sonst das Volumen nicht zu handhaben ist. Das Zerreißen von Kartons mit der Hand ist ausgesprochen mühsam und wegen der üblichen verstärkten Klebebänder unzweckmäßig. Mit einfachen Messern ist die Verletzungsgefahr hoch. Die häufig verwendeten Teppichmesser sind schließlich zum Schneiden auf festen Untergründen und nicht in instabilen und unhandlichen Kartons gedacht. Geeignet sind Sicherheitsmesser mit verdeckter Klinge, mit denen kräftesparend und sicher Kartonagen zerteilt werden können.

Umreifungsbänder trennen: Schwere Güter auf Paletten, in Ballen oder Stapeln werden mit stählernen Umreifungsbändern fixiert. Grundsätzlich lassen diese sich mit jeder Blechschere oder mit einem guten Bolzenschneider trennen. Dann kann es aber passieren, dass die unter Spannung stehenden Bänder hochschnellen und erhebliche Schnittverletzungen auslösen. Daher müssen zum Lösen von Umreifungsbändern Bandschneider eingesetzt werden, die die Bandenden beim Trennvorgang festhalten und gefahrlos entspannen.

Pressverbindungen herstellen: Seilverbindungen werden häufig ausgeführt, indem eine Presskausch (eine Art Manschette) über die zu verbindenden Seilabschnitte gezogen wird und mit hohem Druck darum gepresst wird. Auf ähnliche Weise werden auch Kabelschuhe und Stecker auf Kabel gepresst. Richtig ausgeführt sind diese Pressungen sehr haltbar und schwächen z. B. ein Seil weniger, als es andere Verbindungen tun würden. Diese Art der Verbindung darf aber nur mit genau der für das System jeweils vorgesehenen Presszange bzw. den an den Durchmesser der Kausch angepassten Pressbacken ausgeführt werden. Zwar ließe sich auch mit anderem Werkzeug eine oberflächlich ähnlich aussehende Verbindung herstellen. Sie erreicht aber sicher nicht die vorgeschriebene Festigkeit, was ein hohes Sicherheitsrisiko wäre.

2.2 Qualität

Die Qualitäten, in ...

Das ist nur ein Ausschnitt aus dem Produkt Arbeitsschutz Office. Sie wollen mehr?

Anmelden und Beitrag in meinem Produkt lesen


Meistgelesene beiträge